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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werde. Die Freude der Eltern war groß; sie hatten die Verletzung für gefährlich, ja die Ohnmacht wohl gar für Tod gehalten.
    „Wie soll ich es dir vergelten, Effendi!“ rief der Alte. „Ohne dich hätte die Seele meines Kindes den Weg in den Körper nicht wieder zurückgefunden.“
    „Du irrst. Dein Sohn wäre fünf Minuten später erwacht; das ist alles.“
    „Nein, nein! Ich kenne dich nicht; ich habe dich noch nie gesehen. Du kannst noch nicht lange hier wohnen. Sage mir das Haus, in welchem wir dich zu suchen haben, wenn der Zustand meines Sohnes sich vielleicht verschlimmern sollte!“
    „Ich bin erst heute hier angekommen und weiß noch nicht, wo ich wohnen werde, auch beabsichtige ich, nur wenige Tage hier zu bleiben.“
    „So bleibe bei uns, Effendi! Sei unser Gast! Wir haben Raum genug für dich.“
    „Dieses Anerbieten darf ich nicht annehmen. Ihr wißt nicht, wer und was ich bin. Ich bin nämlich ein Christ.“
    „Ein Christ, ein Christ!“ meinte der Alte, indem er mich mit ehrfurchtsvoller Neugierde betrachtete.
    „Ein Christ!“ wiederholten die andern.
    „Ja, ein Christ“, bekräftigte ich. „Nun wird es dir wohl nicht einfallen, deine Einladung zu wiederholen.“
    „Warum nicht? Bist du nicht der Retter meines Sohnes!“
    „Nein, der bin ich nicht. Er hätte sich auch ohne mich schnell wieder erholt.“
    „Gewiß nicht! Ich habe gehört, daß die Ärzte der Christen große Zauberer sind, vor denen der Tod oft fliehen muß.“
    „Sie sind nicht Zauberer, sondern nur gelehrter und klüger als die eurigen.“
    „Das sagst du nur, um es nicht eingestehen zu müssen. Das Fläschchen des Lebens in deiner Hand hat meinen Sohn gerettet. Du verstehst es, das Leben in ein Glas zu bannen, aus welchem du es den Toten mitzuteilen vermagst. Nein, nein, sage nichts dagegen! Ich weiß doch, woran ich bin. Aber meine Einladung werde ich allerdings nicht wiederholen.“
    „Das wußte ich. Ein Christ würde dir nicht willkommen sein.“
    „Effendi, denke das nicht. Ich verachte den Christen nicht, denn er glaubt auch an Gott und ist also kein Heide; ich würde ihn jederzeit bei mir aufnehmen. Und du bist gar noch der Retter meines Sohnes. Aber wir sind zu gering, als daß ich meine Bitte wiederholen dürfte. Wenn du noch keine Wohnung hast, so erlaube, daß ich dir eine empfehle. Ich werde mit dem Haushofmeister sprechen, welcher dir, da der Pascha nicht das ist, das schönste Zimmer des Palastes anweisen wird. Er ist auch krank, und wenn du ihn heilst, wird er dir unendlich dankbar sein.“
    „An welcher Krankheit leidet er?“
    „An verdorbenem Magen. Er ißt so viel wie fünf oder sechs andere Menschen; darum ist sein Magen immer krank.“
    „So bedarf er meines Rates und meiner Hilfe nicht. Er braucht, um gesund zu werden, nur mäßiger als bisher zu sein. Übrigens liegt ihm gar nichts daran, mich zu sehen und durch mich gesund zu werden. Er hat mich soeben aus dem Haus geworfen.“
    „Dich? Unmöglich!“
    „Es ist nicht nur möglich, sondern sogar wirklich. Er hat mir die mir gebührende Gastfreundschaft verweigert, obgleich ich ihm von dem Raïs Effendina Achmed Abd el Insaf empfohlen worden bin.“
    „Von diesem! O, den haßt der Haushofmeister, weil er von ihm stets grob behandelt wird. Käme die Empfehlung von einem anderen, so hätte der Haushofmeister sich nicht so schlimm an dir vergangen. Nun, da er dich so sehr beleidigt hat, darf ich freilich nicht zu ihm gehen. Ich bin dir so großen Dank schuldig und möchte dich nicht weitergehen lassen. Verzeihe mir, wenn ich zu kühn bin; aber ich bitte dich, dir meine Wohnung anzusehen, und wenn sie dir gefällt, so wird es mir zur größten Freude und Ehre gereichen, dich als meinen Gast bei mir zu sehen.“
    Er sagte das in einem solchen Ton, daß ich fühlte, es sei eine Beleidigung für ihn, ihn mit seiner Bitte abzuweisen. Seine Frau hob die zusammengelegten Hände bittend gegen mich empor, und sein Sohn meinte:
    „Herr, bleib' da! Mein Kopf schmerzt so gar sehr, und du kannst mir dann gleich helfen, wenn es schlimmer wird.“
    „Nun gut, ich bleibe“, antwortete ich. „Der Haushofmeister wird euch meine Sachen, welche noch bei ihm liegen, ausliefern. Doch erwarte ich, daß es euch nicht schwer fällt, einen Gast bei euch zu haben.“
    „Schwer? O nein!“ beruhigte mich der Mann. „Ich bin nicht arm; ich bin der Emir achor (Stallmeister) des Pascha und kann dir ganz dasselbe bieten, was du von dem Haushofmeister erhalten

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