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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Gäste ließ sich kleine, mit Zahnstochern aufgespießte Obststücke reichen. Aus Nebenräumen, die wohl als Separees dienten, drangen Stöhn- und Ächzgeräusche. Peitschen knallten, Ketten klirrten, Frauen lachten irre.
    »Wo sind wir da bloß hineingeraten?«, fragte Aruula entsetzt. »Ist dies etwa Orguudoos Vorzimmer?«
    »Auch in Rooma gibt es Häuser wie dieses«, flüsterte ihr Tumaara zu. »Sie sind zwar nicht ganz so prunkvoll, nicht ganz so dekadent ausgestattet - aber sie erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit.«
    Livrierte Diener warteten am anderen Ende des Vorraums, am Zugang zum eigentlichen Kasino. Sie verbeugten sich vor den vier Kampfgefährten und öffneten bereitwillig die breiten Flügeltüren.
    Ein Mann in kurze Hosen, Stutzen und Lederhemd empfing sie. Breitschultrig stand er da, das Gesicht hinter einer metallenen Maske verborgen, Aggressivität ausstrahlend. Er schob wie so viele Bewohner Monaccos einen gewaltigen Bauch vor sich her. Er wandte sich Matt zu. »Und ihr seid?«
    »Aruula und Tumaara, Fürstinnen aus dem Reich der Dreizehn Inseln.«
    »Samt ihrer beiden Speichellecker« ergänzte der Maskierte leise. Hinter der Maske drang ein hämisches Lachen hervor. »Ihr könnt passieren. Achtet darauf, den Mittelgang zu jeder Zeit freizuhalten. Er ist einzig und allein für die Grazie bestimmt.« Wiederum senkte er seine Stimme, beugte sich weit zu Matt vor: »Ich bin der Maareschall Monaccos, und ich kenne Landpomeranzen wie euch zur Genüge. Ihr meint, euch im Ruhm der Grimmigen Fürstin suhlen und die Stadt als eure Bühne verwenden zu können. Mein Rat an euch ist: Lasst es bleiben! Reist so rasch wie möglich wieder ab. Die Stadt geht mit neureichen Zuwanderern nicht besonders freundlich um.«
    »Wir kommen als Tuuris und hegen keinerlei Interesse, länger als ein paar Tage in Monacco zu bleiben«, erwiderte Matt ebenso leise. »Wir sind hier, weil sich meine Herrinnen amüsieren möchten und sie fantastische Dinge über den Grau Prie gehört haben.«
    »Ich nehme dich beim Wort, kleiner Mann.« Der Maareschall richtete sich zu seiner vollen Größe von gewiss zwei Metern auf und ließ seine gewaltigen Muskeln spielen. Unter der Maske troff Speichel hervor, er wischte sich die Flüssigkeit mit einem bestickten Taschentuch ab. »Sei dir dessen gewiss, dass ich euch unter Beobachtung halten werde.« Er winkte sie vorbei, um sich gleich darauf den nächsten eintreffenden Gästen zu widmen.
    »Wir müssen uns vor dem Burschen in acht nehmen«, sagte Aruula zu Matt. »Seine Gedanken sind kraftvoll; ich kann sie deutlicher wahrnehmen als die der anderen Menschen hier im Saal. Ich spüre seine Wut. Seine Kraft. Seinen unbändigen Willen.«
    »Hoorge hat uns auch vor ihm gewarnt«, gab Matt zurück. »Er ist gefährlich.«
    Tumaara mischte sich in das Gespräch ein. »Er ist der Grazie bedingungslos ergeben. Er weiß, dass er fällt, wenn sie fällt. Er wäre bereit, alle Gäste zu töten, wenn er auch nur den geringsten Verdacht hätte, dass jemand hier der Grazie Böses will.«
    Matthew nickte zögernd. Die beiden Telepathinnen bestätigten seinen ersten Eindruck. »Der Maareschall ist also ein unberechenbarer Psychopath.«
    »Ein intelligenter , unberechenbarer Psychopath«, ergänzte Aruula.
    »Ich verstehe.« Matt sah sich um. Sie hatten das ungefähre Zentrum des Kasinosaals erreicht. »Die Grazie kommt um Mitternacht. Bis dahin sollten wir weitere Erkundigungen einholen. Geht sparsam mit den Moneti um. In den beiden Börsen, die ihr bei euch tragt, befindet sich der traurige Rest unserer Barschaft.«
    »Ja, ja.« Aruula zog eine Grimasse. »Selbst wirft er mit den Moneti um sich, und uns verdonnert er zur Enthaltsamkeit.«
    Sie hatten mittlerweile einen der Spieltische erreicht. Das Gedränge ringsum nahm zu - und damit auch die Gefahr, dass sie belauscht wurden. »Wenn Ihr es erlaubt, edle Damen, ziehen Manoloo und ich uns zurück«, sagte Matt laut.
    »Es ist erlaubt«, sagte Aruula kalt, ihrer Rolle entsprechend. »Und bleibt gefälligst in Sichtweite.«
    Matt und der Saade verbeugten sich demütig und traten Schritt für Schritt zurück. So lange, bis sie die nächste Reihe der Spieltische erreicht hatten und ausweichen mussten.
    »Das alles ist wie aus einer anderen Welt«, sagte Manoloo verständnislos und deutete in Richtung einer von grünem Tuch überzogenen Würfelbahn, an der sich die Menschen drängten und lauthals ihren Einsatz bekannt gaben. »Sieh doch, wie sie sich

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