271 - Früchte des Zorns
aufführen! Wie sie mit ihren Moneti prahlen!« Die Augen des Saaden wurden immer größer, während er zuhörte, wie die Einsätze von einem Wurf zum nächsten erhöht wurden. »Diese Wahnsinnigen setzen den Gegenwert einer gesamten Andronenfarm auf eine bestimmte Augenzahl!«
»Und sie zucken mit den Schultern, wenn sie verlieren, um gleich darauf das nächste Spiel zu starten. Verstehst du nun, warum Hoorge derart verbittert ist?«
Sie sahen eine Zeitlang zu, bis sie einer der livrierten Diener mit gehässigen Armbewegungen an den Randbereich des Saals verscheuchte. Dies war ein Ort für die Superreichen. Menschen wie sie waren geduldet, mehr nicht.
Wie verloren wanderten sie von einer Attraktion zur nächsten. Da wurde ein achtseitiger Würfelkreisel in einer konkav gekrümmten Schale in Bewegung gesetzt. Die Zuseher setzten ihr Geld auf jenes Symbol, das letztendlich oben liegen würde. Dort verteilte man getrocknete Bohnen auf einem Spielfeld und begann, Einsätze auf vier Felder zu platzieren. In einer Ecke des prachtvoll ausgestatteten Saals hockten Männer mit tiefroten Augenringen und legten Dominostein an Dominostein; neben einem Brunnen, aus dem Schokolade quirlte, wurde mit Karten einem Spiel gefrönt, das Matt unter dem Namen »Glocke und Hammer« kannte…
An einer Längswand des Saals saßen die Musiker eines Orchesters. Sie zupften an geigenähnlichen Instrumenten, ließen Harfen- und Klaviertöne erklingen und fanden, von einem Dirigenten mit schlohweißem Haar geleitet, bald zu einer angenehmen Harmonie, in die Flötisten und Trommler einfielen. Leicht beschürzte Mädchen reichten Getränke und Obstsstücke von Silbertabletts. Diener waren ständig unterwegs, um heruntergebrannte Kerzen auszuwechseln, Schweißtücher zu reichen oder hastig geschriebene Nachrichten - Liebesschwüre? Geschäftliche Angebote? - zu transportieren.
Der Boden wurde gewischt, von Erbrochenem gereinigt, Kartendecks ausgetauscht, Blumenarrangements erneuert, Monetis kistenweise herangekarrt, zu laute Gäste von muskelbepackten Karabiiners des Raumes verwiesen, Snacks gereicht, Partner und Partnerinnen gewechselt…
Matt nahm all diese Eindrücke in sich auf. Sie stimmten mit dem überein, was ihm Hoorge erzählt hatte. Im Kasino galten die Gesetze der realen Welt nicht. Dieser Ort war ein Universum für sich. Ein Reich der Illusionen, wie es genauso gut in den großen Casinos im Las Vegas des 21. Jahrhunderts hätte existieren können.
Und in diesem Nährboden der Dekadenz gediehen ganz außergewöhnliche Wesen außergewöhnlich gut. Solche, die das Spiel am besten spielten - und es durchschauten. Wie es bei der Grazie des Reichs der Grimmigen Blüte wohl der Fall war.
Nur: Wo blieb sie?
Hoorge hatte ihm die Fürstin dieses kleinen Reiches nicht beschreiben wollen. »Du wirst sie erkennen, sobald sie den Raum betritt«, hatte er mehrdeutig gesagt, bevor er in der Dunkelheit verschwunden war.
Matt und Manoloo setzten ihren Rundgang fort, von Dienern immer wieder mit bösen Blicken bedacht.
Die Hauptattraktion des Kasinos waren zweifellos mehrere hintereinander angeordnete Roulette-Tische. Ihnen beiden war es nicht erlaubt, einen von goldenen Kordeln eingefassten Bereich zu betreten. Aus einer Entfernung von mehreren Metern beobachteten sie, wie die Mitglieder der Hotvolley die Einsätze immer höher trieben. Die Kugeln klackerten über die Zahlenfelder, begleitet von den begeisterten Aahs und den enttäuschten Oohs der Spieler, durchbrochen von hysterischen Schreien schlanker und vollbusiger Damen, die sich stets um jene Teilnehmer drängten, denen das Glück gerade hold war.
Manoloo wurde bleich. »Ich stamme aus einer wohlhabenden Familie und mir hat es selten an etwas gefehlt«, sagte er. »Aber eine derartige Dekadenz und Verschwendung habe ich niemals zuvor gesehen.«
»Beherrsch dich!« Matt zog seinen Begleiter beiseite. »Vergiss nicht, dass wir den Schein wahren müssen.« Er nahm Augenkontakt mit Aruula auf. Sie zwinkerte ihm zu und setzte ihren Weg fort. Die beiden »Fürstinnen« erkundeten das Kasino auf ihre Weise. Sie flanierten zwischen den Tischen umher, gaben sich kokett, ließen die Komplimente öliger Geschäftsleute über sich ergehen, kicherten wie dumme Gänse hinter vorgehaltenen Händen, setzten einige Monetis und wanderten weiter.
»Wenn auch nur einer dieser Saftsäcke Aruula antatscht, dann… dann…«
»Was wirst du machen, Manoloo? Unsere Tarnung auffliegen lassen? Unsere
Weitere Kostenlose Bücher