2720 – Im Stern von Apsuma
stampfte los.
Er hatte kein Ziel. Zurück nach Holosker wollte er auf keinen Fall. Eine Zeit lang versuchte er sich einzureden, dass es irgendwo auf dieser Eiswelt vielleicht irgendeinen Ort gab, an dem er sich in Sicherheit bringen konnte.
Aber es gelang ihm nicht. Er konnte sich nicht selbst belügen. Er wusste genau, dass es auf Aunna keinen solchen Ort gab.
Es gab nur dreierlei: Eis, Schnee und Kälte.
Er würde einfach weitergehen in dieser Kälte, bis sein Lebenswille erlahmte. Bis er so weit von Holosker entfernt war, dass eine Rückkehr ausgeschlossen war, selbst wenn er sie in seiner Verzweiflung versuchen sollte.
Irgendwann würde seine Kraft erschöpft sein, und er würde zu Boden gleiten und die Kälte des Eises unter seinem Körper nicht mehr spüren. Und dann würde er einfach einschlafen, vielleicht von einem Planeten träumen, der glutheiß war, eine endlose Wüste, aber aus Sand, nicht aus Eis. Eine Wüste, in der es keine Dornwürmer und Schneekugeln gab. Er würde ein letztes Mal die Wärme einer heißen, großen gelben Sonne spüren, die unbarmherzig aus dem Himmel niederbrannte.
Dann würde er sterben. So, wie er es wollte.
Er ging weiter, immer weiter. Über den Strahler und die Zellen hatte er zumindest Energie und damit Wärme. Er könnte sich nachts sogar eine Schlafhöhle ins Eis brennen.
Doch das wollte er gar nicht.
Nach fast zwei Tagen des unablässigen Marschierens setzten die Halluzinationen ein.
12.
Ein Shuttle im Helitas-System
29. August 1514 NGZ
Was sein Berufsleben betraf, war Ungeduld Gador-Athinas genauso fremd wie Furcht. Er hatte sich schon längst daran gewöhnt, dass er Produktionsabläufe nicht beschleunigen konnte und abwarten musste, während die Dinge ihren Lauf nahmen. Und Sorgen um seine Zukunft musste er sich ebenfalls nicht machen, dafür war er zu gut in seinem Job. Seine Urlaubsvertretung konnte ihm nicht das Wasser reichen, war nicht zu dieser sinnlosen Konzentration auf automatische Abläufe fähig.
Aber als er nun allein in dem Shuttle saß und das Helitas-System durchflog, verspürte er ein seltsames Gefühl, das er nicht einschätzen konnte. Zum einen konnte er es kaum abwarten, endlich sein Ziel zu erreichen. Zum anderen hatte er Angst davor, was auf ihn zukam.
Er warf einen Blick auf die Ortungsholos. Er passierte gerade die Bahn des siebenten Planeten, Zaon, und näherte sich dem achten, Hosoub. Beide Himmelskörper standen zurzeit seitlich von Helitas, jenseits der Sonne.
Er riss sich zusammen, verscheuchte die Zweifel und Befürchtungen, die mit jedem Kilometer, den er zurücklegte, größer wurden. Dir kann nichts passieren, dachte er. Noch nicht.
Aber er wollte sich nur beruhigen. Alles Mögliche konnte passieren, vor allem wenn sich einer der Leute, mit denen er es zu tun bekommen würde, als halbwegs intelligent erweisen und die richtigen Fragen stellen sollte.
Messungen, dachte er. Das hört sich so lächerlich an ...
Gador-Athinas zwang sich, tief und ruhig einzuatmen. Bislang war er nicht aufgeflogen, und vielleicht würde es nicht dazu kommen.
Er sah wieder auf die Holos: Die Hosoub-Bahn lag nun hinter ihm, und er steuerte den neunten Planeten an, Aunna. Derzeit befand er sich fast drei Milliarden Kilometer von Tefor entfernt. Mit einem Drittel der Lichtgeschwindigkeit würde sein Flug fast achteinhalb Stunden dauern, von denen er den Großteil nun hinter sich hatte.
Er war auf einem offiziellen Inspektionsflug; in dieser Hinsicht konnte ihm nichts passieren. Er führte eine Befugnis mit sich, die von hoher Stelle legitimiert worden war und das Siegel des Sorgfaltsministeriums trug.
Wer dort im Sinn der Vetris-Gegner arbeitete, wusste Gador-Athinas nicht, wollte es gar nicht wissen. Dann konnte er es im Fall des Falles nicht verraten. Allein die Herkunft des Siegels verriet ihm jedoch, dass Vetris offenbar auch Gegner hatte, die höhere Positionen bekleideten.
Er fragte sich, worauf er sich eingelassen hatte.
Und warum.
Über eine Woche hatte er nichts mehr von Kelen-Setre gehört, und er hatte schon geglaubt, dass ihr Plan gescheitert war, bevor er überhaupt in die Tat umgesetzt werden konnte. Er hatte nichts als Erleichterung empfunden und sich freimütig eingestanden, dass er nicht zum Aufrührer gegen die tefrodische Obrigkeit geschaffen war.
Dann war die Nachricht eingetroffen, die sein Schwager angekündigt hatte. Eine verschlüsselte Mitteilung, die Gador-Athinas mit einem Kode öffnen konnte, den Kelen-Setre
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