2724 – Zeitzeuge der Zukunft
Positivität von Superintelligenzen nicht moralisch, sondern wie ein mathematisches Vorzeichen:
Beide Metaspezies von Superintelligenzen stoßen in verschiedene Richtungen der potenziellen Raumzeit vor. Sie als gut oder böse zu bezeichnen, zeugt von mangelhaftem Verständnis. Gut, Perry Rhodan, bedeutet doch letztlich nur, dass eine Superintelligenz mit der terranischen Moral harmoniert.
Wie kleingeistig du sein kannst – beeindruckend!«
»Verzeih meine Neugier, aber: Welcher Art von Superintelligenz untersteht das Atopische Tribunal?«, fragte Rhodan. »Mathematisch gesprochen.«
»Ich unterstehe keiner Superintelligenz«, sagte Matan. »Und ich kooperiere mit keiner. Neugier befriedigt?«
Rhodan nickte. Intuitiv glaubte er Matan. Er hatte lange schon das Gefühl gehabt, das Atopische Tribunal passe nicht in das kosmische Modell, wie er es bisher kannte.
Verwies nicht schon sein Name darauf – das Atopische Tribunal? Der Name ist ein Schlüssel, dachte Rhodan. Aber wo ist das Schloss?
Er spürte, wie Matan Addaru Dannoer ihn musterte. »Wir waren bei der PAD-Seuche«, sagte Rhodan. »Was wäre geschehen, wenn ich den Boten aus der Zukunft nicht geglaubt hätte?«
Matan sagte: »Die galaktischen Zivilisationen wären untergegangen. Irgendwann wären weitere Galaxien infiziert worden. PAD verbreitete sich über Hyperfunk. Galaxis um Galaxis infiziert, vielleicht in exponentiell wachsendem Tempo. In wenigen Millionen Jahren, vielleicht bloß in Jahrtausenden wäre das Universum entvölkert gewesen. Ein einziges, allumfassendes Leichenhaus.«
Rhodan spürte, wie die Anspannung sein Gesicht förmlich lähmte. Wir kommen der Sache näher, dachte er. »Die PAD war eine Existenzfrage. Und die Ekpyrosis ist es auch. Eine Existenzfrage – für dich, für das Tribunal?«
Der Richter antwortete nicht.
»Matan«, sagte Rhodan, »ihr seid nicht hier, weil es in eurer Welt die Ekpyrosis gegeben hat, deren Folgen ihr nun korrigieren wollt, zum Besten vieler.
Das Atopische Tribunal existiert überhaupt nur, wenn es die Ekpyrosis nicht gegeben hat, nur, weil es den Weltenbrand verhindert hat.«
Matan Addaru Dannoer hob abwehrend die Hände, aber Rhodan fuhr fort: »Ihr seid nicht aus einem juristischen Anlass hier, nicht aus Gründen der Moral. Der Weltenbrand, wenn er ausbräche, würde eure Existenz infrage stellen. Ihr seid nicht als moralische Instanz hier. Ihr seid hier, weil ihr um euer Leben kämpft.«
»Es gibt keinen Unterschied!«, rief der Richter aus.
»Da ist ein Unterschied. Oder würde das Universum ohne euch seinen Sinn verlieren? Seid ihr die Essenz des Universums, sein Sinn, sein Ziel und Zweck?«
Das Gesicht des Atopen Matan Addaru Dannoer war erstarrt wie das einer Statue, als er sagte: »Ja. In gewisser Weise sind wir das.«
»In gewisser Weise«, sagte Bostich, »seid ihr hochmütige, rotznäsige Arschlöcher.«
Rhodan grinste. »Ich habe zwar Schwierigkeiten, mir diese Anatomie vorzustellen. Aber in seiner blumigen Art sagt der Imperator, was auch ich meine.«
Wie aus großer Ferne klang die Stimme Angakkuqs: »Es ist Zeit, Atope Matan Addaru Dannoer.«
»Zeit«, wiederholte der Richter. Er wendete sich zur Wand, die bereits wieder transparent geworden war. Angakkuq glitt ihm mit seinen wellenartigen Bewegungen voran.
Bevor er die Zelle verließ, sah Matan sich noch einmal zu Rhodan und Bostich um. Rhodan erschrak vor dem, was er in seinem Gesicht las: ein Gemenge aus Müdigkeit, Verzweifelung und Hass.
Der Richter sagte: »Es heißt, die Atopische Gerechtigkeit ist wie ein grundloser Ozean: unerschöpflich. An seinen Gestaden wechselt das Äon der Ebbe mit dem Äon der Flut. Im Äon der Ebbe sagen die Unwissenden: Es ist keine Gerechtigkeit. Sie verhöhnen das Recht und spotten seiner. Aber dann kommt die Flut.«
Eine untergründige Strömung
Kurz nach 17 Uhr meldete sich Chaim Stanning. Die Ergebnisse der systemweiten Volksbefragung lagen vor. Er bat die Premier in den großen Konferenzsaal des Solaren Hauses. Die übrigen Mitglieder des Kabinetts warteten bereits.
Erst auf ihre Nachfrage teilte er ihr das Ergebnis mit.
Der Weg zum Sitzungssaal war eine Qual. Cai Cheung hatte es im ersten Moment nicht glauben wollen. Sie hatte bis zuletzt gehofft, dass die Bevölkerung des Solsystems die Bitte des Richters mit überwältigender Mehrheit ablehnen würde.
51,01 Prozent, dachte sie wieder und wieder. Das ist nicht möglich. Wie können sich über 50 Prozent dafür
Weitere Kostenlose Bücher