2729 – In eine neue Aera
wurde das Solare Haus mit Holobotschaften überhäuft. Tenor: Terra und die LFT sollten es dem Bund Freies Ertrus gleichtun und Schiffe zu dessen Unterstützung aussenden.
»Au Backe!«, sagte Dan.
6.
20. bis 29. Oktober 1514 NGZ
Das Warten zehrte an den Nerven.
Das Schiff verharrte seit Tagen auf seiner relativen Position im Leerraum am Rand der Southside, 25.280 Lichtjahre vom Solsystem entfernt. Bisher gab es keine neue Spur von Rhodan und Bostich. Während die GALBRAITH DEIGHTON V erneut Raumsonden und Beiboote ausschickte, waren sie zur Untätigkeit verdammt.
»Der Leerraum ...«, murmelte Gucky missmutig. »Unendliche Weiten.«
Das einzige nennenswerte Objekt in ihrer Nähe bestand aus der rund 1200 Lichtjahre entfernten roten Riesensonne Hyperon-Gal-Süd, die als Leuchtfeuer bei der Astrogation nützlich war.
Aus lauter Langeweile ließ sich Gucky vom Bordrechner weitere Angaben zu diesem Stern geben. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass Hyperon-Gal-Süd bereits einmal eine Rolle in seinem Leben gespielt hatte – ohne dass er damals davon groß Notiz genommen hatte.
Vor über eineinhalb Jahrtausenden hatte die gute alte MARCO POLO den Leuchtfeuerstern als Navigationshilfe benutzt: Damals war das Flaggschiff des Solaren Imperiums aus der Galaxis Gruelfin zurückgekehrt, und die Besatzung hatte die Heimatgalaxis von der Verdummungsstrahlung des Schwarms betroffen vorgefunden.
Gucky seufzte. Die gute alte Zeit. Rhodan, Atlan und Bully waren dabei gewesen, daneben herausragende Persönlichkeiten wie der Oberst Elas-Korom-Khan, Oberst Joaquin Manuel Cascal oder die wunderbare Ärztin Claudia Chabrol. Oder gar seine Freunde Takvorian und Lord Zwiebus – und viele andere, die längst von ihm gegangen waren.
Einige, wie beispielsweise der skeptische Realist Oberstleutnant Pawo Restonow, stellten nurmehr Randnotizen in den terranischen Geschichtsbüchern dar.
Gucky lächelte traurig, als er sich an den unvergleichlichen Abenteurer und Genießer Kneiv El'Hannas erinnerte, der während seiner langen Gespräche mit Cascal manche Zigarette geraucht und Rotweinflasche geköpft hatte und für das Führen der Bordchronik zuständig gewesen war.
Sie alle hatten sein damaliges Leben geprägt. Und nun ...?
Wie würde man einst über seine Gegenwart sprechen, das beginnende 16. Jahrhundert NGZ? Wer würde in die galaktischen Annalen aufgenommen, wer vergessen werden? Und wie würde man über die aktuelle Situation sprechen? Als vorübergehende Krise oder als Umbruchphase in eine neue Ära?
Gucky schauderte, während er sich vergegenwärtigte, wie eine Milchstraße ohne Figuren wie Perry Rhodan oder auch Bostich aussehen würde. Mit Bostich hatte er zwar nie echten Frieden geschlossen, aber er war zweifellos eine Persönlichkeit, die dem Neuen Galaktikum und damit der Milchstraße gutgetan hatte.
Die Tür der Messe öffnete sich, und Orest Athapilly kam herein. Er zapfte sich einen Fruchtsaft und setzte sich an Guckys Tisch direkt am großen Panoramafenster.
»Und?«, fragte der Mausbiber. »Bist du weitergekommen?«
Der Professor der Parawissenschaft machte »Hmm« und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
Gucky hatte Athapilly noch nie so nachdenklich gesehen. Sofort bemerkte der Mausbiber, dass seine eigene, schon zuvor sehr melancholische Stimmung weiter absackte.
Der Leiter des TIPI sah ihn an. »Wir nähern uns einander an, aber langsam bekomme ich Skrupel, die Sache durchzuziehen. Du hast schon recht – man schläft nicht mit dem Feind.«
Gucky wischte mit der Hand durch die Luft. »Ach, papperlapapp! Was interessiert mich meine Meinung von vorgestern? Ich war nach dem Gespräch mit ihr deprimiert. Es tut mir leid, wenn ich meinen Ärger an dir ausgelassen habe. Grundsätzlich denke ich, dass du bei Toio mehr erreichen kannst als ich. Das tefrodische Biest ist zweifellos attraktiv und mit deiner Gabe ...«
Athapilly musste grinsen. »Welche Gabe?«, fragte er mit leisem Spott. »Eine Glatze auf Hochglanz zu polieren ist noch keine Gabe.«
Gucky gluckste und ließ amüsiert den Nagezahn aufblitzen. »Das ist genau das, was ich meine, Orest: Vor zwei Minuten hätte ich noch laut losheulen können, und nun fühle ich mich schon wieder beschwingt, als hätte ich den alten Bully in einen Suppenkessel befördert. Willst du immer noch leugnen, dass du ein Emoter bist?«
»Ich leugne doch nichts. Ich klammere das Thema nur aus, das ist alles.«
»Also bist du ein Emoter!«
Athapilly
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