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274 - Die dunkle Seite des Mondes

274 - Die dunkle Seite des Mondes

Titel: 274 - Die dunkle Seite des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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abgebrochen war.
    »Also doch nur ein technischer Defekt«, konnte Damon sich nicht verkneifen zu sagen. Er löste den Helm aus der Arretierung und nahm ihn ab. Die Luft entwich mit einem leisen Zischen. Sofort drang ihm der kalte Geruch nach verschmortem Kunststoff in die Nase.
    »Das gibt's doch nicht!«, entfuhr es Braxton. Ausgerechnet ihm, der von einer Invasion von der Erde ausgegangen war!
    Nun sah es so aus, als hätte er damit womöglich doch nicht so falsch gelegen. Denn die Funkanlage bestand nur noch aus einem Knäuel zerrissenen Metalls, geplatzter oder zerschmetterter Birnchen und zerfetzter Drähte. Jemand hatte die Verbindung zum Mars mit purer Gewalt zu Klump geschlagen.
    Der gleiche Jemand, der sich im Gang als Steinmetz versucht hatte?
    Der technische Verhau hatte ihre Aufmerksamkeit so in Anspruch genommen, dass ihnen ein weiteres Detail erst jetzt auffiel.
    »Da!«, sprach Soldat Larry es aus. Er zeigte auf den Boden vor der Funkkonsole.
    Damon musste zweimal hinsehen, ehe er erkannte, worum es sich handelte.
    Um eine Hose.
    Er hätte sein komplettes Zeitkonto darauf gesetzt, dass sie zu dem Overall im Gang gehörte. Auch sie füllten Steine. Oder besser gesagt: ein Stein! Denn er war nicht zerbrochen. Und so hatte er noch immer seine Form behalten.
    Die Form eines marsianischen Unterleibs und zweier Beine.
    ***
    Elysium, Mars
    Wie schon vor einigen Monaten stand Chandra erneut in dem Aufzug, der sie in das dreiundzwanzigste Stockwerk bringen sollte. Diesmal kreisten ihre Gedanken jedoch nicht darum, ob jemand sie beobachtete und an die Präsidentin verraten könnte. Diesmal hallte Alix' Stimme in ihrem Kopf wider.
    »Sie müssen sich unbedingt mit mir treffen. In einer halben Stunde in meinem Appartement.«
    Mehr hatte sie nicht aus ihm herausbekommen, aber er hatte fürchterlich aufgeregt geklungen. Das konnte nur eines bedeuten: Er hatte etwas gefunden. Etwas Hochbrisantes, der Eile in seiner Stimme nach zu schließen.
    Und das wiederum bedeutete, dass sie recht gehabt hatte. Auch wenn Maya von dem Alleingang vermutlich alles andere als angetan war, musste sie ihr dennoch dankbar sein. Denn sie, Chandra, würde ProMars zu Fall bringen.
    Die Fahrstuhltür öffnete sich und zielstrebig wandte sie sich nach links. Dabei rannte sie beinahe zwei Männer um, die vor einer der grünen Ganginseln neben einem Weißkernstrauch standen und sich leise unterhielten.
    »Entschuldigen Sie!«
    Der Linke, ein hochgewachsener Kerl mit schwarzen Stoppelhaaren, lächelte sie an. »Nicht doch. Wir stehen hier auch sehr ungünstig.«
    Chandra lächelte automatisch zurück. Sie eilte zu Appartement zweiundvierzig und bediente den Summer. Keine Sekunde später öffnete sich die Tür.
    »Alix«, sagte Chandra, als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. »Sie glauben gar nicht, wie froh ich bin, dass Sie etwas gefunden haben. Denn ansonsten hätten Sie abbrechen müssen.«
    »Wieso das?«
    »Weil Sendara Kirin Angelis aus dem Gefängnis entlassen wurde. Ich habe es gerade erfahren. Die Gefahr, dass sie dort auftaucht und Sie erkennt, wäre zu groß gewesen. Also, was haben Sie für mich?«
    Nugamm drückte ihr einen Kristall in die Hand. »ProMars hat jemanden an Bord der CARTER IV geschmuggelt.«
    Chandra versteifte sich. »Was? Wie haben sie das gemacht?«
    »Sie haben den ursprünglich vorgesehenen Piloten betäubt, mit Alkohol abgefüllt und einen Gleiterunfall fingiert. Stattdessen haben sie ihren Mann im Team untergebracht. Sein Name ist Henry Cedric Braxton.«
    Alix brachte sie ins Wohnzimmer, wo eine Tür offen stand, die sie bei ihrem ersten Besuch gar nicht bewusst wahrgenommen hatte. Im Raum dahinter sah sie einen Schreibtisch, der so sehr mit elektronischen Bauteilen, Speicherkristallen und Dokumenten beladen war, dass kaum noch etwas von dem eigentlichen Möbel zu sehen war. Auf einem Stuhl davor türmte sich Kleidung.
    Nugamm grinste sie schief an. »Das ist das Nachbarappartement. Mein Büro. Da ich Mandanten und Gäste normalerweise hier empfange, räume ich drüben selten auf.« Er betätigte einen unauffälligen Sensor neben einem Monitor an der Wand. Geräuschlos glitt eine Glastür aus der Wand. »Sonst ist die immer zu. Entschuldigen Sie.«
    Chandra fragte sich, wie eine Glastür geeignet sein sollte, das Chaos vor ihrem Blick zu verbergen, da verfärbte sich die Oberfläche, wurde für einen Augenblick silbrig und verwandelte sich schließlich in einen Spiegel. »Kleine technische

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