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277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Reittier hinter Aruula her: Er wollte sie einholen, um sie aus dem Sattel zu heben, bevor sie abstürzte. Er zweifelte nicht daran, dass die Androne dem Tode geweiht war.
    Matt gab seinem Reittier die Sporen und überquerte die Lichtung. Als die ersten Baumwipfel vor ihm auftauchten, war Aruula noch zwei Meter entfernt. Matt schrie ihren Namen und streckte einen Arm aus. Er wollte sie packen, sobald er mit ihr auf einer Höhe war.
    Aruula schaute nicht auf. Sie klammerte sich an den kurzen Hals der taumelnd fliegenden Androne. Matt sah ihr vor Schreck blasses Gesicht.
    Wieder glitzerte es zwischen den Bäumen. Wasser? Ein See? Erneut rief er Aruulas Namen. Diesmal hörte sie ihn und drehte sich um. Matt beugte sich weit über den Hals der Androne und streckte den Arm aus. Ihm fehlten nur noch wenige Zentimeter - als sein Tier plötzlich zirpte und absackte.
    Ein rascher Blick zurück zeigte ihm eine Horde johlender Barbaren, an deren Spitze ein schmaler blonder Junge lief, der mit etwas auf ihn zielte, das verdammt nach einer Pistole aussah. Hatte er seine Androne damit getroffen?
    Matt zog den Kopf ein. Und das war dringend nötig: Das waidwunde Insekt berührte die ersten Baumwipfel, schlug gegen Zweige und Äste und verlor immer mehr an Höhe. Aruulas Tier verschwand aus Matts Blickfeld. Eine Sekunde später durchpflügte seine Androne dichtes Blattwerk, brach sich beide Flügelpaare an den dicht stehenden Bäumen - und einen Lidschlag später auch das Genick.
    Ihr hohes Fiepen verstummte abrupt. Matt wurde aus dem Sattel geschleudert, stürzte in die Tiefe, prallte auf mehrere nachgiebige Zweige und landete schließlich im hohen Farn, der die größte Wucht des Aufpralls abmilderte.
    Sekundenlang blieb er benommen liegen und dachte ans Sterben. Dann rappelte er sich auf, erstaunt darüber, sich überhaupt aufrappeln zu können. Anscheinend hatte er sich nichts gebrochen.
    Er hob den Kopf. Lauschte. Es knisterte und knackte überall. Die Verfolger waren jetzt schon da? War er kurz ohnmächtig gewesen, ohne es zu bemerken? Und was drohte ihm jetzt?
    Kwatsch. Kwatsch. Kwatsch. Stiefel auf sumpfigem Boden. Ganz in der Nähe. Sie suchten ihn.
    Wo war Aruula? Sein Herz schlug wild. Gütiger Himmel, lass sie leben… Er tastete nach seinem Driller.
    Dann waren die ersten Barbaren da…
    ***
    Dass die Nadlerschüsse gesessen hatten, sah Xij am Zucken der Androne. Dass das Nervengift sie nicht sofort außer Gefecht setzte, wunderte sie aber nicht: Die Hersteller der Waffe hatten nicht ahnen können, dass man sie irgendwann gegen den unbekannten Metabolismus fliegender Monstrositäten einsetzen würde.
    Die Ameise trudelte, verlor rapide an Höhe. Der hellhaarige Reiter klammerte sich ans Sattelhorn. Er drehte sich einmal kurz um. Seine Miene drückte Schrecken und Verzweiflung aus. Dann verschwand er zwischen den Bäumen.
    Die andere Androne - jemand hatte ihr einen Bolzentreffer ins Auge verpasst - hielt sich noch ein paar Sekunden länger in der Luft. Die langhaarige, halbnackte Barbarin, die sie ritt, hielt sich mit den Händen am Sattelknauf fest und ließ die Beine baumeln, als rechne sie mit baldigem Bodenkontakt. Xij glaubte zu sehen, dass die Androne in den Teich stürzte, in dem sie mit Axya am Abend zuvor gebadet hatte. Aus dem Uferschilf stoben Vogelschwärme auf. Sie kreischten protestierend.
    Xij fragte sich, wer die beiden Fremden waren. Denn sie glaubte inzwischen nicht mehr, dass sie in Thodrichs Auftrag gekommen waren. Ganz einfach deshalb, weil sie nicht selbst angegriffen, sondern auf den Angriff der Räuberhorde erst reagiert hatten. Vielleicht hätte sie sich mit dem Nadler doch lieber zurückhalten sollen…
    Die ersten Loxlees stürzten an ihr vorbei: Arry, Digg und sieben, acht andere. Duncayn, der Räuberbaron, folgte ihnen. Dopee arbeitete sich schnell an die Spitze der Meute vor, den schartigen Säbel in der Hand und Mordlust im Blick. Wie die meisten Menschen, denen man ein Amt gegeben hatte, sah er sich bemüßigt, einen Tätigkeitsnachweis zu erbringen.
    Axya packte Xijs Schulter und riss sie mit. Sie rannten durch den sich langsam lichtenden Nebel hinter den anderen her. Schließlich sahen sie zwischen den Bäumen die erste Androne. Sie lag auf dem Rücken. Ihre Beine hingen gebrochen herab, zwei zuckten noch. Der Aufschlag hatte ihr Sattel und Satteltaschen vom Leib gerissen. Eine Tasche war aufgeplatzt. Der Inhalt lag überall verstreut.
    Duncayns Männer stürmten mit gezückten Waffen

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