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277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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doch in seiner Erinnerung spielten eher abgegraste Wiesen und vereinzelte Gehöfte eine Rolle. Nun ja, seit seinem letzten Besuch hier waren über fünfhundert Jahre vergangen.
    Sie gingen tiefer. Aruula, fünfzig Meter rechts von ihm auf ihrer Androne, rief plötzlich etwas, winkte und deutete nach unten. Matt beugte sich über den Hals seines Reittieres und spähte in die Tiefe.
    Zwischen wirbelnden Nebelfetzen erspähte er viel Grün und den lehmigbraunen Boden einer Lichtung. Auf ihr erhob sich ein klobiges Bauwerk, zu dem auch ein Turm gehörte.
    Eine Kirche? Matt kniff die Augen zusammen. In der Tat! Sie war von willkürlich verstreuten halbkugelförmigen Elementen umgeben. Militärzelte? Ja, Tarnfarben. An einer Gebäudewand schwebte ein roter Ballon mit der Aufschrift CCCP. Neben dessen Korb war eine Gestalt zu erkennen, die sich an Seilen festhielt und zum Himmel hinauf schaute.
    Matt schüttelte ungläubig den Kopf. Ein Ballon der Sowjets - in dieser Zeit und in Schottland? Das konnte eigentlich nur eines bedeuten: Der Ballonfahrer musste vor dem Jahr 1991 in den Zeitstrahl geraten sein und -
    Aruulas Zuruf belehrte ihn, dass es noch eine zweite Möglichkeit gab. »Ich glaub's nicht!«, rief sie. »Das ist Pofski!«
    Matt Drax erinnerte sich. Vor vier Jahren war Aruula in Indien einem Ballonfahrer und Kartographen begegnet, der sie aus den Klauen des Kaali-Kultes befreit hatte. [1] Ein Russe: Kapitän Pofski! Auch Mr. Black kannte den mysteriösen Mann und hatte Matt von ihm berichtet; er war ihm in Sibirien über den Weg gelaufen und hatte ebenfalls von dieser Bekanntschaft profitiert. [2]
    Hatte es Kapitän Pofski nun nach Britana verschlagen? Die Vorstellung, jemanden kennenzulernen, der seine Geliebte davor bewahrt hatte, im Magen eines Leukomorphen zu enden, gefiel Matt.
    Er nickte Aruula zu. »Okay! Wir müssen ohnehin landen; die Tiere sind müde und durstig, und wir haben uns ebenfalls eine Rast verdient!«
    Mit leichtem Schenkeldruck befahlen sie den Andronen, einen Bogen zu fliegen. Sie kreisten über der nebelverhangenen Lichtung. Die Schwaden waren dichter geworden.
    »Verstehst du die Sprache der Menschen, die hier leben?«, rief Aruula herüber.
    Matt zuckte die Achseln. »Wenn sie nicht gerade von den Aleuten eingewandert sind…« Er schmunzelte. Seit er mit Aruula zusammen war, lernte er pausenlos Sprachen. Manchmal ging es aber auch mit Zeichen.
    Aruula nickte. »Okee, also runter…« Sie schlug mit den Zügeln leicht gegen die Fühler der Androne. Das Tier zirpte, neigte den Kopf und sank in die Tiefe.
    Matt tat es Aruula gleich. Sie sausten durch graue Schwaden. Sekunden später tauchte das Reetdach der Kirche unter ihnen auf. Und der Ballon.
    Doch nicht nur das: Aus dem Nebel strömten aus allen Himmelsrichtungen Gestalten zusammen. Matt sah viel wehendes rotes Haupthaar und zottelige Bärte. Erst auf den zweiten Blick sah er, dass die Menschen dort unten Lanzen und Armbrüste schwangen.
    Holy Shit , dachte er. Kommando zurück…
    Bevor ein Warnschrei über seine Lippen kam, war die Luft voll mit spitzem Eisen, das in ihre Richtung flog. Matt zog den Kopf ein. Er griff instinktiv nach seinem Driller. Bevor er ihn in die Hand bekam, beschrieben die Lanzen unter ihm einen Bogen und fielen prasselnd auf das Dach der Kirche.
    Aruula wendete ihr Tier, das sich wie ein schwerfälliger Doppeldecker auf die Seite legte. Der Kirchturm war ihr nahe, vermutlich wollte sie hinter ihm Deckung suchen.
    Matt zog den Driller endlich aus dem Holster, doch er kam nicht zum Schuss, musste sich schon wieder ducken: Die Lanzenwerfer wurden durch Armbrustschützen ersetzt, die nun eine Bolzensalve abfeuerten. Als die Bolzen den chitingepanzerten Unterleib seines Reittiers trafen, klackte es laut. Dass die Androne nicht verletzt wurde, war ein Wunder.
    Aruulas Tier hatte jedoch weniger Glück: Ein Bolzen bohrte sich in ihr rechtes Auge. Die Riesenameise kreischte schrill und drehte sich um die eigene Achse. Dann jagte sie pfeilschnell und kopflos voran, prallte gegen eine Turmkante und brach sich einen Fühler ab. Dies führte zu noch schlimmerer Desorientierung: Matt sah den rotschwarzen Leib der Androne über das Kirchendach hinweg auf Bäume zusegeln, die sich am Rand der Lichtung erhoben. Zwischen den Bäumen glänzte Wasser.
    Der Treffer blieb nicht unbemerkt: Am Boden wurde Triumphgeschrei laut. Schon folgte die nächste Salve.
    Matt steckte den Driller mit einem Fluch wieder ein und dirigierte sein

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