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277 - Xij

277 - Xij

Titel: 277 - Xij Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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dir gut?«, fragte sie besorgt.
    »Zumindest hab ich mir nichts gebrochen«, gab er zurück. »Aber ich komme aus eigener Kraft hier nicht raus - und da unten lauern irgendwelche Viecher.«
    Sie griff sich über die Schulter und zog ihr Schwert aus der Rückenkralle. »Was hast du vor?«, fragte Matt. »Willst du mir weitere Leiden ersparen?«
    »Blödmann«, sagte sie nur. Dann holte sie aus und köpfte -
    - das verkrüppelte Bäumchen, das am Fuß des Abhangs wuchs und in dessen Wurzeln Matt wohl hauptsächlich hing. Sie befreite mit der scharfen Klinge die Äste, schob das Schwert zurück und hielt Matt den gewundenen Stamm hin. »Greif zu!«
    Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Mit Stöhnen und Ächzen zog Aruula ihn schließlich aus dem Erdloch. Gemeinsam kraxelten sie den Abhang hinauf, weg von dem gefährlichen Terrain.
    Als Matt Drax nach Atem ringend neben seiner Retterin auf der Hügelkuppe saß, zerrte der Sturm schon an seinen Haaren. Sie beobachteten den Ballon. Er war inzwischen mehrere Kilometer weit entfernt und fuhr nach Süden.
    Matt seufzte. Pofski hatte sie nicht bemerkt. Mit etwas Glück würde er dem Unwetter entgehen. Im Gegensatz zu ihnen.
    Er seufzte noch einmal. »Was nun, Aruula?«
    »Du musst dich waschen«, antwortete sie. »Du siehst aus wie ein Guul.« Sie rümpfte die Nase. »Und du riechst auch so!«
    ***
    Zusammen eilten sie den Hang hinunter und schlugen sich noch einmal durch die Büsche bis hin zu dem Teich, an dem Aruulas verendete Androne lag. Der Sturm wurde mit jeder Minute spürbarer.
    Während Matt sich säuberte, hielt Aruula am Ufer Wache. Als sie dann zu der kleinen Siedlung zurückkehrten, hatten Duncayns Leute die Lichtung geräumt.
    »Wollen wir das wirklich?«, fragte Matt skeptisch. »Immerhin haben die Typen auf uns geschossen.«
    Aruula deutete zu den tiefschwarzen Wolken in der Ferne. »Ich habe so einen Sturm schon einmal mitgemacht«, sagte sie und dachte mit Schaudern an ihre Erlebnisse in Meelay.(Malaysia; siehe Maddrax 172: »Der Sturm«) »Glaub mir - da sind diese Räuber die bessere Alternative. Die Tschörtsch sieht massiv genug aus, um uns zu schützen. Außerdem«, sie bedachte ihn mit einem schrägen Blick, »hast du die Kerle ja mit unserer Ausrüstung und dem Proviant besänftigt.«
    Matt seufzte und sagte lieber nichts.
    Dopee stand wie ein finsterer Zerberus vor dem Kirchenportal. Seine Hände verbarg er hinter dem Rücken. Als Matt und Aruula Zuflucht suchen wollten, fauchte er: »Ihr dürft erst rein, wenn ihr Moyk die Ehre erwiesen habt!«
    Aruula und Matt schauten sich an. Da sie weit herumgekommen waren, wussten sie, dass sie mit Diskussionen nicht weiterkamen, wenn es um Traditionen ging. Auch dann nicht, wenn der abscheuliche Moyk seinen Tod tausendmal selbst verschuldet hatte.
    »Gut.« Matt nickte. »Sag uns, was wir tun sollen.«
    Dopee zeigte ihm seine Hände. Sie hielten zwei Schaufeln. »Ihr bedeckt ihn mit Erde.«
    »Okay.« Matt nahm Dopee die Schaufeln ab. »Wo ist er?«
    Dopee deutete hinter sich. »Auf dem Totenacker. Hinter der Tschörtsch.«
    »Selig sind die geistig Armen«, murmelte Matt. Es fing an zu nieseln. Der Wind pfiff. Sie gingen los, liefen dicht an der Kirche entlang und kamen ans andere Ende. Das Grab war zu ihrer Überraschung schon ausgehoben: Xij stand, auf einen Spaten gestützt, da und begutachtete Moyks Leichnam.
    Am Kopf des Grabes stand ein Männchen mit gesträubtem Haar und einem Ziegenbärtchen. Es hielt ein altes Buch in seinen unglaublich schlanken Händen und murmelte Verse. Da Matt sich das Große Latinum nur erschwindelt hatte, verstand er lediglich ein paar Fetzen: »Et tu, Brute«, »E pluribus unum«, »Veni, vidi, vici« und »Cave canem«. Er hegte den Verdacht, dass der Priester - oder was auch immer das Männlein darstellte - von Latein ebenso viel Ahnung hatte wie er selbst.
    »Irgendwie fühle ich mich mitschuldig an Moyks Tod«, sagte Xij, »deshalb musste ich sein Grab ausheben.«
    Matt verstand nicht, was der Junge meinte, aber er hatte keine Lust, nass zu werden. Er musterte das Männlein. »Bist du fertig, Gevatter? Können wir Moyk nun mit Erde bedecken?«
    Das Männlein klappte das Buch zu, nickte griesgrämig und machte sich auf den Rückweg zur Kirche.
    »Wer war das?«, fragte Aruula. Matt und sie fingen an, das Grab zuzuschaufeln.
    »Der Schriftgelehrte Howlboyne«, erwiderte Xij. »Sein Latein ist äußerst fragwürdig und vom Plusquamperfekt hat er noch nie was

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