278 - Der Gott der Mar'osianer
werden.«
Das Wesen wand sich. Sie spürte eine Welle von Trauer und Wut, die schmerzhaft auf sie überging.
»Niemand kann mir helfen. Ich bin gescheitert.«
E'fah suchte nach den richtigen Worten, als sie eine Veränderung in den Gefühlen des Wesens bemerkte. Statt Trauer und Wut war da plötzlich euphorischer Kampfeswille. Dieser Vorgang war ihr vertraut. Sie selbst hatte ihn oft gespürt und initiiert. Zuletzt in der Kriegerin Aruula.
Sie begriff: Wie auch immer es sein konnte, der Geist des Wesens war nicht allein. Ein zweites Bewusstsein - das sie vorhin unbewusst gespürt hatte - ruhte in diesem monströsen Körper, und es setzte zum Angriff an.
Arthur Crow hatte lange gewartet und die Hoffnung schon beinahe aufgegeben. Doch unverhofft fiel ein Lichtstrahl in das dunkle Gefängnis, in dem sein Geist gefangen war.
Schmerzen. Zorn. Enttäuschung. All diese Gefühle erfasste er und sie sangen ein süßes, verheißungsvolles Lied von Freiheit. Crow begriff, dass der Koordinator so schwach war wie nie zuvor. Er musste eine schwere Niederlage hingenommen haben. Wahrscheinlich war sein Unterfangen, in Hykton einzuziehen, gescheitert.
Das war seine Chance! Wenn es ihm je gelingen konnte, aus der geistigen Versklavung des Koordinators zu entkommen, dann jetzt.
Er nahm all seine Willenskraft zusammen und wappnete sich zum Angriff. In einer gewaltigen Anstrengung griff er nach der Kontrolle über den bionetischen Hybridkörper. Er sandte Impulse an die Tentakel, die Schwimmrichtung zu ändern. Zögernd gehorchten sie. Schon zogen sich ihre Spitzen von ihm gelenkt zurück.
Der Koordinator schrie geistig auf. Er erkannte die Gefahr und warf sich Crow entgegen. Sie rangen um die Vorherrschaft ihres gemeinsamen Körpers. Der Geist des hydreeischen Wesens versuchte Crow zurück in den dunklen Abgrund zu stoßen, aus dem er sich gerade erst erhoben hatte.
»Nicht mit mir! Nicht mit General Arthur Crow!« Er stellte sich vor, wie er die Zähne zusammenbiss und die Fäuste ballte. Die Tentakel wurden zu Beinen, mit denen er kräftig zutrat.
»Zurück!«, spürte er die Abwehr des anderen. »Zurück ins Vergessen!«
Crow dachte nicht daran. Nicht dieses Mal. Er hatte den Koordinator kalt erwischt. Diesen Vorteil würde er nicht verspielen. Hartnäckig kämpfte er um die Kontrolle.
»Du kannst mich nicht besiegen«, knurrte er wütend. Er legte seine ganze Vorstellungskraft auf das Restbild, das er von seinem Körper hatte. Als wäre er ein Modellbauer, formte er die Masse um, die ihn umgab. Der Koordinator kämpfte dagegen an. Es war eine Schlacht, die beide an ihre Grenzen brachte.
E'fah versuchte zu verstehen, worüber das Wesen mit der geistigen Essenz in sich sprach, aber es war ihr nicht möglich. Ihr Kopf schmerzte und sie überlegte fieberhaft, was sie tun konnte.
Sie musste das Geschöpf beruhigen, ihm neue Hoffnung machen. Eine schwere Aufgabe für eine Hydritin, die ganz und gar ohne Hoffnung war. Gilam'eshs Geständnis Quart'ol gegenüber raubte ihr die Kraft. Sie suchte ein tröstendes Wort, als das Wesen sich plötzlich abwandte. Ein heftiges Zucken überfiel seinen Körper. Die Tentakel schienen nicht zu wissen, wohin sie wollten.
Ihre Augen weiteten sich, der Flossenkamm spreizte sich aufgeregt. »Was ist mit dir?«
Das Wesen stieß sie von sich. E'fah überschlug sich im Wasser, stabilisierte ihren Körper und sah zurück. In der Masse der Tentakel, dort wo zuvor in einem amorphen schwarzen Klumpen die Augen gesessen hatten, drückte sich eine Kontur hervor: Augen, ein Mund und eine Nase.
Vor Schreck fielen E'fahs Kiemendeckel zu. Was war das für ein böser Zauber? Sie hatte in ihrem langen Leben viel gesehen, aber dieser Anblick war grotesk: Mitten in der schwarzen Masse zeigte sich das zornige Gesicht eines glatzköpfigen Menschenmannes. Der Mund öffnete sich zu einem Schrei. Sie konnte nicht sagen, ob es ein Schrei aus Wut oder Freude war. Ehe sie sich gefangen hatte, zog das Hybridwesen seine Tentakel an und stieß sich davon. E'fah blieb allein im Kelpwald zurück.
»Du kannst mich nicht aufhalten!« In Gedanken schlug und trat er den Koordinator mit unverminderter Wucht. Er schoss mit Drillern auf ihn, stellte sich vor, wie er die Masse des anderen mit der Explosivmunition zerfetzte. Wieder und wieder drückte er ab und genoss die geistigen Schmerzensschreie des anderen. Sie waren die Musik, die er von seinem Peiniger und Todfeind hören wollte.
Der Koordinator wehrte sich
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