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279 - Der Fluch von Leeds

279 - Der Fluch von Leeds

Titel: 279 - Der Fluch von Leeds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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auf eine entfernte Turmruine mit rostrotem Kuppeldach. Auf dem Weiterweg erzählte er seinem Begleiter von dem großen Hafen im Norden und den vielen Reisenden, die auf dem Marktplatz Handel trieben. Mit zunehmender Begeisterung berichtete er von Spelunken mit dem besten Whisky in ganz Britana und von Plätzen, an denen man die schönsten Frauen der Stadt treffen konnte.
    Doch als die beiden Männer die ersten Häuser erreichten, verflog die gute Laune des Majors. Die Behausungen glichen kleinen Festungsanlagen. An den Türen hingen rostige Schließriegel, sämtliche Fenster und sonstige Öffnungen waren mit Brettern vernagelt, und auf den Dächern hockten Jugendliche mit Mistgabeln und Spießen bewaffnet. Frauen und Kinder, die eben noch von Höfen und Plätzen neugierig den Ankömmlingen entgegengeblickt hatten, zogen sich plötzlich eilig in ihre Hütten zurück.
    »Was ist hier los?«, wollte Fletscher von einem der jungen Burschen auf dem Dach wissen. Der warf ihm nur einen grimmigen Blick zu und wandte sich ab. Der Major fluchte. »Ich kenne es nicht wieder, mein Leeds.« Allison neben ihm sprach kein Wort. Wachsam beobachtete er jede kleinste Bewegung in seiner Umgebung. Hundert Schritte weiter tauchte eine Schar Männer auf. Macheten, Äxte und Knüppel in den Fäusten, säumten sie den Weg.
    Fletscher tastete nach dem Maschinengewehr, das an einem Riemen über Schulter und Brust hing. Bei ihnen angekommen, presste er eine halbwegs freundliche Begrüßung hervor. Wie er vermutet hatte, wurde sie nicht erwidert. Nur feindselige Blicke und verächtliches Zischeln hatten die Kerle für die Gefährten übrig.
    Spätestens jetzt platzte dem Major der Kragen. »Verflucht noch mal, habt ihr Grütze im Hirn? Seht ihr nicht, dass ich einer von euch bin?« Wütend tippte er sich auf den Namenszug an seiner Uniform. »Und jetzt will ich endlich wissen, was hier los ist!«
    Doch weder wollten ihm die Männer antworten, noch interessierte sie der Name auf seiner Uniform. Bis auf einen untersetzten Rothaarigen, der anscheinend nicht lesen konnte. »Ist das der, nach dem sie suchen?«, wollte er von den anderen wissen.
    »Sieht ganz so aus«, erwiderte ein schwarzhaariger Hüne. »Genauso ein verfluchter Stingar wie all die anderen in Wallbridge.« Damit wuchtete er seinen Holzprügel über die Schulter und schob sich an dem sprachlosen Fletscher vorbei. »Kommt Leute, wir wollen mit diesem Gesocks nichts zu tun haben!« Als die Kerle nacheinander an Fletscher vorbei dem Hünen folgten, packte der Major den letzten von ihnen, den Rothaarigen, am Kragen. »Wer sucht nach mir? Und was meint dein Freund mit ›verfluchter Stingar‹?«
    »Die Bunkerleute suchen nach dir. Schon die halbe Nacht. Sag ihnen, sie sollen sich hier nicht mehr blicken lassen. Und jetzt lass mich los, alter Mann.«
    Der Major verstand die Welt nicht mehr. Er blickte in die hasserfüllten Augen des Rothaarigen und versuchte einzuordnen, was der Bursche von sich gab. Das alles machte keinen Sinn. Solange er denken konnte, unterhielten die Technos gute Beziehungen zu den Bewohnern von Leeds.
    »Fletscher, lassen Sie ihn endlich los!«
    Wie aus weiter Ferne drang Allisons Ruf an sein verstümmeltes Ohr. Aus dem Augenwinkel sah er, wie die Meute knüppelschwingend zurückkam. »Scher dich zum Teufel, verdammter Idiot«, raunte er dem Rothaarigen ins Ohr und stieß ihn zur Seite. Während Hugh Allison ihnen die nahenden Angreifer mit seiner Waffe vom Leibe hielt, hatte der Major es sehr eilig, zum Marktplatz zu kommen.
    Sie suchen also nach mir! Die halbe Nacht! Wissen vom Absturz des EWATs! Warum hat dieser verblödete Georg Thaadsch dann nicht die Absturzstelle orten lassen? , ging es ihm durch den Kopf. Und was zum Teufel hatte dieses feindselige Verhalten der Einwohner von Leeds zu bedeuten? Es konnte Fletscher gar nicht schnell genug gehen, zum Bunker zu kommen. Schneller als der Beauftragte aus Luimneach ihm folgen konnte, humpelte er wutschnaubend über staubige Pfade und gepflasterte Wege. Weder beachtete er das zunehmende Getümmel von Menschen und Tieren in den Gassen, noch den aufgebrachten Allison, der hinter ihm her hechelte.
    Erst als er den Marktplatz mit der Turmruine erreicht hatte, machte er Halt. Schwer atmend spähte er über Wakudakarren, Verkaufsstände und die Köpfe der Händler zum anderen Ende des Platzes. Als er entdeckt hatte, was er suchte, nahm sein Gesicht einen grimmigen Ausdruck an. »Wenigstens das hat sich seit meiner

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