279 - Der Fluch von Leeds
einfielen. Dann gab er der Wache an der Tür ein Zeichen, sich um die Wünsche des Majors zu kümmern, und kehrte an seinen Platz zurück.
Wie wir ihn alle kennen , dachte Fletscher grimmig. Kaum einer hier kannte ihn. Wo waren die anderen Octaviane aus den alten Zeiten geblieben? Doch er verkniff sich, nach ihnen zu fragen. Im Augenblick würde man ihn sowieso nur mit Halbwahrheiten abspeisen. Während er sich auf den Stuhl neben Allison setzte, beobachtete er, wie Elizaa Doopt vielsagende Blicke mit Wolter Buutsch wechselte und General Beeng nervös um ein Glas Wasser bat. Die anderen hingen an den Lippen des Bunkerkommandanten, der sich nun nach dem EWAT erkundigte.
Der Major überließ es Allison, darüber Auskunft zu geben. Hörte schweigend zu, wie Thaadsch ihm alle Hilfe zusagte, die der Mann aus Luimneach brauchte, um das Gefährt schnell wieder flottzukriegen. Auch Quartiere im Bunker für die Mannschaft bot er ihm an.
Als später die Sprache auf eine mögliche Allianz der Communities von Leeds und Luimneach kam, glaubte Fletscher Unbehagen im Gesicht des bebrillten Bunkerführers zu sehen. »Sie werden verstehen, dass es gerade ein schlechter Zeitpunkt für solche Gespräche ist«, ließ er Allison wissen. »Doch sobald wir die Stingar-Plage in den Griff bekommen haben, werde ich Kontakt zu Ihrer Community aufnehmen. Bis dahin entsenden Sie bitte meine Grüße.«
Hugh Allison war nicht anzusehen, was er dachte. Er nickte verständnisvoll und prostete dem Bunkerkommandanten mit dem Whisky zu, den man inzwischen gebracht hatte. Doch als Georg Thaadsch kurz darauf von Fletscher wissen wollte, wie lange er vorhabe zu bleiben, sprach Allisons Gesichtsausdruck Bände. Seine verständnislosen Blicke flogen zwischen Bunkerkommandanten und Major hin und her.
Fletscher ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Trank seinen Whisky und beobachtete die kleinen starren Augen von Thaadsch. Willst mich wohl schnell wieder los werden , dachte er. Dann setzte er sein Glas ab und wischte sich über den Mund. »Selbstverständlich bin ich heimgekehrt, um für immer zu bleiben. Gerade jetzt in dieser Situation mit den Stingars werde ich meine Community doch nicht im Stich lassen.« Einen Augenblick lang genoss er die Stille im Raum und das immer bleicher werdende Gesicht seines Gegenübers. Dann setzte er noch einen drauf: »Hatte ich schon erwähnt, dass ich meine Nichte aus Irland mitgebracht habe?«
***
Lange nachdem Fletscher und Allison mit Ausrüstung und Technikern zu ihrem EWAT zurückgekehrt waren, saß Bunkerkommandant Georg Thaadsch immer noch im Besprechungsraum. Er starrte auf die geschlossene Tür und seine Finger trommelten nervös auf die Tischplatte. »Fletscher hat sich einen denkbar ungünstigen Zeitpunkt für seine Rückkehr ausgesucht«, bemerkte er gedankenvoll.
»Ja, und er ist immer noch so ein Großkotz wie eh und je«, stimmte ihm Wolter Buutsch zu. Der bullige Techno stand bei der kleinen Anrichte neben der Tür und schenkte sich Whisky nach. Während er trank, betrachtete er nachdenklich den blassen Mann am Tisch. Seit drei Jahren war er nun Thaadschs Stellvertreter und engster Vertrauter. Doch noch nie hatte er den Kommandanten in solch schlechter Verfassung gesehen. Außer vielleicht, als er Barlow hinrichten ließ, um selbst Kommandant zu werden. Damals brauchte er eine knappe Stunde, bis er wieder zur Tagesordnung zurückkehren konnte.
Diesmal ging es schneller. Ohne Vorwarnung schlug Georg Thaadsch mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir ändern nichts an unseren Plänen. Das Projekt wird fortgesetzt, wie gehabt!« Er schob seinen Stuhl zurück und begann im Raum auf und ab zu tigern. »Was ist mit Elizaa Doopt, können wir ihr trauen?«
Buutsch grinste. »Hundertprozentig. Sie hasst Fletscher!« Er stellte sein Glas ab und lehnte sich bequem gegen die Anrichte. Er liebte es, wenn Thaadschs Denkapparat in Fahrt kam.
»Gut, sie wird als persönliche Leibgardistin für den Major abgestellt. Soll für sein Wohlergehen hier sorgen und ihn keinen Augenblick aus den Augen lassen!«
»Okaay«, bestätigte Buutsch feixend.
Die Doopt würde toben, wenn sie erfuhr, dass ausgerechnet sie sich um das Wohlergehen ihres untreuen Liebhabers kümmern sollte.
»Wo steckt dieser Idiot Swiffer, der partout nicht seine Finger vom Funkgerät lassen konnte? Fletscher darf ihm während des Aufenthalts hier auf gar keinen Fall begegnen. Der junge Offizier gehört genau zu der Sorte, die sich der Major zum
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