279 - Der Fluch von Leeds
Frühstück genehmigt.« Georg Thaadsch warf seinem Vertreter einen finsteren Blick zu.
»Keine Sorge. Der sitzt hinter Schloss und Riegel«, beruhigte ihn Buutsch. »Doch dabei fällt mir General Beeng ein. Er wirkte unsicher vorhin…«
»General Beeng, General Beeng. Der Alte ist mir schon lange ein Dorn im Auge.« Unwillig zerrte sich der Kommandant seine Brille von der Nase, zog ein Tuch aus der weißen Uniformjacke und begann die Augengläser ausgiebig zu putzen. »Doch noch brauchen wir diese graue Eminenz. Solange er hinter unserem Projekt steht, bleiben die anderen bei der Stange. Beschäftige ihn in der Stadt. Eine Horde Probanden hält sich doch immer noch im Hafengebiet versteckt. Soll er die mit einer Einheit Bunkersoldaten ins Jagdgebiet treiben!«
Nachdem er wieder seine Brille aufgesetzt hatte, kam er zur Anrichte. »Vorrangig aber müssen wir dafür sorgen, den defekten EWAT der Luimneacher wieder startklar zu kriegen. Ich will, dass dieser Beauftragte für Außenangelegenheiten und sein Pilot so schnell wie möglich von hier verschwinden. Ist das klar?«
»Klar und deutlich.« Buutsch tippte sich gegen die Stirn. »Alles gespeichert. Nur eine Kleinigkeit noch: Du kannst Fletscher nicht ewig unsere Absichten verheimlichen. Und so wie ich den Major kenne, wird er nicht mitspielen.«
Ein kaltes Lächeln glitt über das blasse Gesicht des Kommandanten. »Dazu wird er auch kaum noch in der Lage sein. Sobald die Leute aus Luimneach ihre Heimreise angetreten haben, werden er und seine angebliche Nichte einem bedauerlichen Unfall zum Opfer fallen.« Versonnen strich er einen Fussel von Buutschs Uniformjacke. »Ich nehme an, dir wird da etwas Passendes einfallen…«
***
Schottland, im Nordosten der Highlands
Die untergehende Sonne warf ihre letzten Strahlen auf das Lager der Outlaws. Zwischen den Bäumen stiegen Nebelschwaden auf und neben der Versammlungshütte wurden neues Reisig und Äste auf die Feuerstelle geschichtet. Einen Steinwurf davon entfernt nahmen Matt und Aruula eine Mahlzeit aus getrocknetem Fisch und süßlich schmeckenden Gemüseknollen zu sich. Sie saßen auf Lupafellen vor der Behausung, die Baatle ihnen zugewiesen hatte: ein Unterstand aus Holz mit regenfestem Planendach direkt neben der Lagerstätte der Hundemutanten. An den gemeinsamen Mahlzeiten der anderen durften sie nicht teilnehmen. Feetch, der Anführer der Pipaas, wollte nicht mit Fox-Mördern an einem Feuer sitzen.
Der fünfte Abend ihrer Gefangenschaft brach an. Täglich studierte das Paar die Gewohnheiten der Barbaren. Täglich erzählte Matt dem Einäugigen vom Weltrat und Waashton, von den Running Men und den Trashcan-Kids. Und täglich gewöhnten sich die Colleys mehr an sie und schlugen nicht mehr an, wenn die Gefährten sich bis an die Grenzen des Lagers bewegten. Darüber hinaus wurde die Bewachung durch die Outlaws mit jedem Tag lockerer und der geeignete Zeitpunkt zur Flucht schien näher zu rücken.
Schien! Denn noch war nicht klar, welche Rolle Xij Hamlet bei den Fluchtplänen von Matt und Aruula zu spielen gedachte.
Das aschblonde Mädchen hatte sich in den vergangenen Tagen erschreckend verändert. Sie sprach und bewegte sich wie die Outlaws, nahm die Mahlzeiten mit ihnen ein und seit zwei Nächten schlief sie in der Gemeinschaftshütte. Matt und Aruula gegenüber verhielt sie sich merkwürdig distanziert.
Im Augenblick war sie wieder mit Feetch unterwegs. Von Anfang an hatte sie gefordert, die Arbeit mit den Welpen in den Wäldern verrichten zu können. Dies geschah stets unter Aufsicht des Anführers der Pipaas und einem seiner Colleys. Überhaupt wich das Narbengesicht kaum noch von ihrer Seite.
Matt und Aruula hatten gerade ihre Mahlzeit beendet, als sie Xij und Feetch mit den Welpen ins Lager zurückkehren sahen. Breitbeinig marschierten sie über die Lichtung, während die Lupas vor ihnen her sprangen. »Man könnte fast meinen, Xij gehöre zu dieser Bande. Vielleicht war ja alles nur Theater und in Wirklichkeit ist Feetch ihr großer Bruder.« Missmutig betrachtete Matt die junge Frau und den blonden Hünen.
Aruula neben ihm lachte rau. »Ich glaube eher, dass Feetch vernarrt in das Mädchen ist.«
Der Mann aus der Vergangenheit warf ihr einen überraschten Blick zu. »Du meinst, er weiß, dass Xij eine Frau ist?«
»Schau sie dir doch an. Ihre Blicke und die verstohlenen Berührungen.«
Sprachlos wandte sich Matt wieder dem Pärchen zu, das inzwischen die kleinen Wölfe in deren
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