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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bald einige Kugeln in dem Leib. Und wohin wollen wir die Flucht richten? Nach Hegasi, durch die offene Steppe, wo jeder Verfolger leicht auf uns zielen kann?“
    „Wir schießen doch auch!“
    „Ja, aber wenn wir schießen wollen, müssen wir stehenbleiben und geben dadurch den Verfolgern Zeit, in Masse an uns zu kommen. Nein, nein, damit ist's nichts! Und unsere Flucht soll doch einen doppelten Zweck haben, nämlich uns aus der Schlinge zu ziehen, in welche wir die Köpfe freiwillig gesteckt haben, und zugleich dem Raïs zu Diensten zu sein. Reißen wir jetzt aus, so kommt er ahnungslos herbei. Man kann ihn nun zwar nicht mehr durch das Feuer vernichten, ihm aber doch irgendeinen Hinterhalt, eine Falle legen, welche ihm zum Verderben gereicht. Bleiben wir aber da, so können wir dies durch List verhüten oder ihn wenigstens warnen.“
    „Warnen? Sobald wir ihm zurufen, sind wir verloren.“
    „Pah! Die Warnung kann durch ein Gewehr geschehen, welches wie durch ein Versehen losgeht.“
    „Aber in dem Augenblick, in welchem man entdeckt, daß die Fässer leer sind, wäre es doch wohl jedenfalls für uns am besten, wenn wir nicht hier wären!“
    „Das gebe ich ganz gern zu. Laß mich überlegen! Vielleicht kommt mir ein Gedanke.“
    „Der müßte aber schnell kommen, sonst geht die kostbare Zeit verloren.“
    Er setzte sich zu mir nieder, um auf die ‚Ankunft‘ meines Gedankens zu warten. Leider aber passiert es dem Menschen sehr oft, daß er gerade dann, wenn er eine Idee sehr notwendig braucht, keine finden kann. So ging es mir auch jetzt. Ich sann und sann vergebens. Es vergingen fünf, zehn, fünfzehn Minuten. Ibn Asl stand unten bei seinen Leuten und sprach sehr eifrig mit einem von ihnen. Es schien mir, als ob sie dabei oft herauf nach uns blickten. Dann kam er an Bord. Sein Gesicht war so freundlich wie vorher, als er zu mir sagte:
    „Amm Selad, du hattest recht, als du meintest, daß das Petroleumfeuer mein eigenes Schiff in Gefahr bringen könne. Ich werde es eine Strecke weiter aufwärts ziehen lassen. Hoffentlich kommt der Raïs Effendina indessen nicht.“
    Also deshalb hatten die Leute ihre Augen so auf das Schiff gerichtet! Die Blicke hatten nicht unseren Personen gegolten. Es kamen eine Anzahl Männer an Bord, um den Mast aufzurichten.
    Das befremdete mich, da das Zugseil doch auch recht gut anderwärts angebracht werden konnte. Bei dieser Veranlassung näherten sie sich uns und – warfen sich plötzlich auf uns, um uns festzunehmen. Das geschah so unerwartet und schnell, daß ich, als mir die Ellenbogen auf dem Rücken und auch die Beine zusammengebunden waren, noch keine Zeit gefunden hatte, ein Glied zu meiner Verteidigung zu rühren. Ich lag neben Ben Nil auf dem Boden. Was war geschehen? Warum hatte man uns so feindselig überrumpelt? Es mußte irgendein Verdacht gegen uns entstanden sein.
    Ibn Asls Gesicht war plötzlich ein ganz anderes geworden. Während seine Leute zwei oder drei Schritte weit von uns zurückgewichen waren, trat er nahe an mich heran und sagte in drohendem Ton:
    „Das hattest du wohl nicht erwartet! Du scheinst ein schlauer Kopf zu sein, und darum mußte auch ich es klug anfangen; ich mußte dich täuschen und schnell über dich kommen.“
    „Ich erstaune!“ antwortete ich. „Aus welcher Veranlassung sind wir in dieser Weise überfallen worden?“
    „Ja, du weißt allerdings nichts, nämlich davon, daß das, was ihr vorhin miteinander gesprochen habt, gehört worden ist.“
    „Das konnte gehört werden“, antwortete ich schnell gefaßt und in zuversichtlichem Ton. „Wir haben nichts gesprochen, was dir Veranlassung zu diesem plötzlichen feindseligen Verhalten geben könnte.“
    „So! Meinst du denn wirklich, Ibn Asl täuschen zu können? Da bist du viel zu dumm dazu. Dieser Mann“ – dabei deutete er auf den Menschen, welcher mich zuerst gepackt hatte – „lag auf dem Dach der Kajüte, ohne daß ihr es wußtet. Er hörte alles und kletterte, um von euch nicht gesehen zu werden, hinten am Tau, an welchem das Boot hängt, herab, um mir es mitzuteilen. Willst du es etwa leugnen?“
    „Fällt mir nicht ein! Aber von was haben wir gesprochen?“
    Ich verließ mich darauf, daß der Mann wohl nicht alles genau verstanden hatte. Wir hatten zwar nicht leise gesprochen, aber auch nicht lauter als zwei Personen sprechen, welche beieinander sitzen und von Dingen reden, welche nicht jedermann zu hören braucht.
    „Von vielerlei“, antwortete Ibn Asl,

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