28 Minuten
die Mauer gerissen. Yuri stürzte hindurch und schoss. Joel traf ihn einmal in die Schulter und dann in die Brust, aber bevor Yuri zu Boden ging, schaffte er es, Joel in die Hand zu schießen. Die Kugel riss ihm zwei Finger ab, und er ließ seine AK -47 fallen.
»Gottverfluchter Scheißwichser«, fluchte Joel und starrte die blutigen Stümpfe an, die von seinen Fingern übriggeblieben waren. Als er aufschaute, konnte er durch das Loch Petrenko sehen. Der Russe schoss Joel in den Oberschenkel, so dass er auf den Rücken fiel.
»Du verdammter zhid «, fluchte Petrenko. »Du wolltest mich bestehlen?«
Er quetschte sich durch das Loch in der Mauer, bekam aber einen Krampf in seinem verletzten Knie. Als der sich wieder gelöst hatte, sah er, dass Joel, der immer noch auf dem Rücken lag, mit einer Fünfundvierziger auf ihn zielte.
»Ich hatte zwei Knarren, Arschloch.«
Es folgten drei Schüsse, schnell hintereinander weg. Petrenko schaute einigermaßen überrascht auf die drei roten Punkte, die sich auf seiner Brust bildeten. Dann fiel er tot zu Boden.
Joel sah nach unten und bemerkte, dass er schlimm aus dem Schenkel blutete. Die verdammte Russensau hatte eine Schlagader getroffen. Er zog sein Hemd aus und riss einen Stoffstreifen ab. Er wickelte ihn um die Wunde und zog ihn so fest er konnte, ein behelfsmäßiger Druckverband. Er saß einen Augenblick da und sammelte Kraft, um aufzustehen. Er schaffte es halbwegs, dann wurde ihm schwarz vor Augen.
Die beiden Detectives fanden nichts in Dans Lager. Resnick bat seinen Partner, beim Wagen auf ihn zu warten. Als er weg war, zog er Dan beiseite.
»Ich kann Sie nicht damit durchkommen lassen«, sagte Resnick.
Dan sagte nichts. Als Resnick ihn ansah, verkrampften sich die Muskeln an seinem Kiefer, bis sein Gesicht aussah, als wäre es aus Stein gemeißelt.
»Ich werde weitersuchen, bis ich etwas finde. Selbst wenn ich keine konkreten Beweise zusammenbekommen sollte, werden Sie irgendwie dafür zahlen müssen. Ich kann Sie nicht einfach laufen lassen, mit einer Toten und einer Schwerverletzten.« Resnick machte eine Pause und sog Luft ein. »Haben Sie eine Vorstellung davon, was für ein Tier Petrenko ist?«
»Ich habe noch nie von diesem Petrenko gehört ...«
»Dann erzähle ich Ihnen mal was über ihn«, sagte Resnick und bedachte Dan mit einem kalten Blick. »Er hat Menschen für den KGB gefoltert. Wir haben immer wieder Leichen im Meer gefunden, die von Kopf bis Fuß gehäutet waren. Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass Petrenko das höchstpersönlich war, aber er ist gerissen, und bislang konnten wir ihm nichts nachweisen. Wenn ich Sie verhafte und Ihr Name in der Zeitung steht, wird er sich auf Ihre Familie stürzen. Selbst wenn wir ihnen Polizeischutz gewähren, wird er sie kriegen. Dieser Kerl ist ebenso ausdauernd wie sadistisch.«
Dans Gesichtsfarbe verblasste um ein paar Nuancen. »Solche Drohungen gefallen mir gar nicht, Detective.«
»Es ist keine Drohung. Ich sage Ihnen einfach, was geschehen wird.« Resnick schaute weg und rieb sich den Kiefer. »Ich weiß, dass er neben dem Geld noch andere Sachen in diesen Schließfächern hatte. Dazu kenne ich ihn gut genug. Ich schätze, diese Sachen würden ausreichen, um ihn den Rest seines gottverfluchten Lebens in den Knast zu befördern.«
Er hob den Blick und sah Dan in die Augen, dann setzte er hinzu: »Wenn ich Sie wäre und mir meine Familie etwas bedeuten würde, würde ich dafür sorgen, dass die Polizei diese Sachen erhält.«
Resnick nickte Dan kurz angebunden zu und ging.
Zurück im Wagen saß Dan lange wie gelähmt da. Dann zog er sein Handy heraus und rief bei Joel an. Es ließ es klingeln, bis der Anrufbeantworter ranging. Dann legte er auf und versuchte es noch einmal. Diesmal nahm nach dem fünften Klingeln jemand ab.
»Joel, bist du’s?«
»Ja, du hast mich geweckt. Wer ist da?«
»Dan. Wir müssen uns sehen.«
»Ja, okay.« Es folgte eine lange Pause. »Wenn du jetzt gleich kommst, werde ich alles mit dir teilen.«
Dann war die Leitung tot. Dan hatte keine Ahnung, was zu Joels Meinungsumschwung geführt haben könnte, und fragte sich, ob es eine Falle war. Schließlich hatte er aber keine andere Wahl. Er steckte sein Handy weg und fuhr nach New Hampshire.
31
Dan erreichte Joels Anwesen kurz nach sieben. Vor dem Haus sah es aus wie in einem Kriegsgebiet. Ein Eindruck, der von der einsetzenden Dämmerung noch verstärkt wurde. Dan konnte nicht ganz begreifen, wieso ein Wagen aus
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