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Titel: 28 Minuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Zeltserman
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für seinen Bauchumfang. Selbst für diese beiden würde er mit ein paar hundert Situps bezahlen müssen, wenn er nach Hause kam.
    Nach dem Mittagessen fuhr er zu dem Schmuckgeschäft in der Siebenundvierzigsten Straße, wo sein Onkel Hyman arbeitete. Er ging hinein und entdeckte seinen Onkel auf demselben Schemel, auf dem er seit über fünfzig Jahren saß. Er war zweiundachtzig Jahre alt, fünfzehn Zentimeter kleiner als Joel, und auf seinem fast kahlen Kopf waren nur noch ein paar weiße Härchen übrig. Mit seinen großen Ohren und der großen, geröteten Nase sah er aus wie eine knorrige Holzfigur. Der alte Mann schaute erstaunt, als er Joel sah. Er glitt von seinem Hocker und kam überraschend flott auf seinen Neffen zu.
    »Was machst du denn hier?«, fragte er und nahm eine von Joels Händen in seine eigenen, die dick und geschwollen waren. »Ich höre drei Jahre nichts von dir, und plötzlich kommst du her, einfach so. Was ist los mit dir, kannst du nicht vorher anrufen?«
    »Tut mir leid, Onkel Hymie, aber ich habe mich spontan entschieden, herzufahren. Ich möchte dir etwas zeigen.«
    »Ach, das kann warten. Hast du schon Mittag gegessen?«
    »Ja, ich hatte zwei Bagel.«
    »Bagel? Das nennst du Mittagessen? Komm, wir gehen in einen Deli und holen dir ein schönes Sandwich mit Rinderbrust. Oder vielleicht eine Matzeknödelsuppe?«
    »Dafür habe ich jetzt keine Zeit, aber ich werde bei Carnegie halten und ein paar Pfund Pastrami und Corned Beef mit nach Hause nehmen. Außerdem eine Tüte Kartoffel-Knisches. Kann ich dir jetzt zeigen, was ich mithabe?«
    »Immer in Eile.« Der alte Mann schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. »Wir haben uns drei Jahre nicht gesehen, und du hast nicht einmal Zeit, mit mir Mittag zu essen.«
    »Schon gut, wenn du jetzt so eine große Sache daraus ...«
    »Vergiss es, du hast es eilig. Was soll ich mir denn Wichtiges anschauen?«
    »Können wir nach hinten gehen?« Joel senkte die Stimme und flüsterte: »Das wäre besser.«
    Der alte Mann betrachtete seinen Neffen misstrauisch. »Steckst du in Schwierigkeiten?«, fragte er.
    »Nein, natürlich nicht«, murmelte Joel empört, flüsterte aber noch immer. »Ich hätte bloß gern meine Ruhe, das ist alles, ich will nicht, dass alle im Laden sehen können, was ich dir zeigen möchte.«
    Es befanden sich bloß ein halbes Dutzend andere Leute im Laden, von denen sich keiner um Joel oder seinen Onkel scherte. Der Alte zuckte mit den Achseln und führte Joel ins Hinterzimmer, einen winzigen Raum, der kaum größer war als ein Einbauschrank.
    »Also, worum geht es?«, fragte sein Onkel und schaute mittlerweile durchaus neugierig.
    Joel zog ein Seidensäckchen aus der Tasche und schüttelte sich einen Diamanten auf die Hand. Sein Onkel nahm ihm den Edelstein ab, betrachtete ihn, sah dann seinen Neffen an.
    »Woher hast du denn einen ungeschliffenen Diamanten?«, fragte er.
    »Sagen wir mal, ich habe ihn gefunden.«
    »Sag mir die Wahrheit. Hast du ihn gestohlen?«
    Joel schnitt eine Grimasse. »Natürlich nicht«, sagte er. »Jetzt komm schon, Onkel Hymie. Sag mir einfach, was er wert ist, okay?«
    Der alte Mann steckte sich eine Lupe ins Auge und betrachtete den Stein. »Er hat eine sehr gute Qualität.« Er nahm die Lupe heraus und hielt den Diamanten auf der flachen Hand. »Zweieinviertel Karat.« Er bedachte seinen Neffen mit einem langen, vorsichtigen Blick. »Im Verkauf bringt der zweiundzwanzigtausend, Großhandel vierzehntausend. Wenn du bloß irgendjemand wärst, würde ich dir wahrscheinlich neun dafür zahlen, aber so, wenn ich auf meine Provision verzichte, zwölf. Willst du verkaufen?«
    Joel rieb sich über den Kiefer, während er im Kopf nachrechnete und sich darüber klar wurde, dass er über eine Million Dollar in Diamanten besaß. »Im Moment nicht«, sagte er. »Vielleicht später. Was wäre, wenn ich mehr von der gleichen Sorte auftreiben könnte?«
    »Wie viel mehr?«
    »Fünfzig, hundert, ich weiß noch nicht. Wie viele könntest du mir abkaufen?«
    »Joel, was hast du getan?«
    »Gar nichts. Es ist alles in Ordnung. Also, sag schon, Onkel Hymie, wie viele solcher Diamanten könntest du mir abnehmen?«
    »Es ist also alles derart in Ordnung , dass du mir den Diamanten hier hinten zeigen musstest, ja?« Der alte Mann seufzte schwer. »Aber ich fürchte, wenn ich sie dir nicht abkaufe, dann gehst du einfach zu jemand anders.«
    »Hör mal, Onkel Hymie, ich brauche keine Lektion. Wie viele kannst du mir

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