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283 - Der Zorn der Königin

283 - Der Zorn der Königin

Titel: 283 - Der Zorn der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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einem letzten Blick zurück vergewisserte sie sich noch einmal, dass keiner der Gefährten ihr folgte. Dann wankte sie weiter zum gewölbten Tor mit den schweren Eichenholzflügeln.
    Die Wildmalve für das rote Pulver hatte sie schon. Und auch Äpfel und Zitrusfrüchte für Matt und Aruula. Jetzt fehlten nur noch die getrockneten Schildläuse. Der buckelige Händler am Kräuterstand hatte ihr unter vorgehaltener Hand verraten, wo in der Stadt sie die Ware erstehen konnte. »Sag, Perry schickt dich«, hatte er heiser geflüstert.
    Während sie jetzt das Tor passierte und rechter Hand in die gepflasterte Gasse einbog, hing der stinkende Atem des Buckligen immer noch vor ihrer Nase und sein brennender Blick schien ihr durch die dicken Mauern zu folgen.
    Ein Fehler , warnte ihr Instinkt, als sie das rote Backsteinhaus mit der schwarzen Tür erreicht hatte. Eine ihrer eisernen Regeln lautete, nie die Behausung von Unterhändlern aufzusuchen. Doch was sollte sie machen? Eine weitere Strecke ohne das Pulver würde sie nicht überstehen.
    Verstohlen löste sie den ausfahrbaren Kampfstock vom Gürtel und schob ihn in die eingenähte Halterung im weiten Ärmel ihrer Lammfelljacke. Den Nadler, eine mit Betäubungsnadeln geladene Miniatur-Handwaffe, verbarg sie in einer ihrer unzähligen Westentaschen. Dann griff sie nach dem Türklopfer am Eingang und schlug gegen das Holz.
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, bevor die Tür einen Spaltbreit geöffnet wurde. Dahinter erschien das mürrische Gesicht eines jungen Kerls mit langen strähnigen Haaren. »Was willst du?«
    Xij schlug einen gelassenen Ton an. »Perry schickt mich.«
    Ruckartig stieß der Bursche die Tür weiter auf. Argwöhnisch spähte er die Gasse hinauf und hinunter. Dann zerrte er Xij Hamlet am Arm ins Hausinnere.
    Im diffusen Licht des kleinen Flurs wäre sie beinahe über Kisten und Kästen gestolpert, die hier überall herumstanden. Der Geruch nach abgestandenem Bier und Kohlsuppe stieg ihr in die Nase. In ihrem Rücken verriegelte Haarsträhne den Eingang. »Mitkommen!« Ohne sie anzuschauen drängte er sich an ihr vorbei, stieg über die Kistenbarrieren am Boden und öffnete die Tür zum angrenzenden Raum.
    Xij folgte ihm. Das Zimmer, das sie jetzt betrat, war hell erleuchtet und glich einer Apotheke: überall Regale mit Fläschchen, Gläsern und Dosen. Pulver, Kräuter, Pillen und Tinkturen in allen möglichen Farben und Formen. In der Mitte des Raumes ein langer schmaler Tisch, hinter dem ein kräftig gebauter Mann saß. Er trug einen fleckigen Kittel. Eine weiße Papierhaube bedeckte einen kahlen Schädel und dunkle Bartstoppeln sprossen aus seinem spitzen Kinn.
    Er schien die Eintretenden gar nicht zu bemerken. Konzentriert zermalmte er irgendwelche Samen im Mörser. Erst als Haarsträhne direkt vor ihm stand und »Perry schickt ihn«, rief, schaute er auf. Xij musste grinsen; auch hier hielt man sie für einen Knaben.
    Lange Zeit beäugte der Händler sie von der Stiefelspitze bis zum Scheitel, als prüfe er eine fremdartig aussehende Ware. Offenbar war er einverstanden mit dem, was er sah. Denn nach einer Weile setzte er ein übertriebenes Lächeln auf. »Was kann ich für Sie tun, junger Mann?«
    Xij fühlte wieder aufkeimende Übelkeit und Schwindel. Das Hemd unter Weste und Jacke triefte vor Schweiß. Ebenso wenig gefielen ihr die verriegelte Tür in ihrem Rücken und das schmierige Grinsen des Haubenschädels. Ihre Zunge fühlte sich bleischwer an, als sie erklärte, was sie wollte.
    »Ah, ein ganz besonderes Anliegen. Nur selten wird nach Cochenille gefragt.« Der Apotheker verließ seinen Platz am Tisch. Er eilte zu dem Regal neben dem Fenster. Dort schob er Gläser und Flaschen zur Seite und griff nach einer silbernen Schatulle. »Für außergewöhnliche Wünsche eine außergewöhnliche Verpackung«, flötete er. An den Tisch zurückgekehrt, hielt er Hamlet die geöffnete Schatulle unter die Nase.
    Rotvioletter Puder strahlte Xij entgegen. »Eine Silbermünze das Gramm«, hörte sie Haubenschädel sagen. Gegen diesen Preis war nichts einzuwenden.
    »Ich brauche fünf Gramm.« Sie griff unter die Jacke und zog aus der Tasche mit ihren Einkäufen den mit wilder Malve gefüllten Lederbeutel heraus. »Wenn du mir die Cochenille mit dem hier zu Pulver verarbeitest, lege ich noch eine Silbermünze drauf.«
    »Selbstverständlich! Wie es gewünscht wird.« Der Apotheker riss ihr den Beutel geradezu aus den Händen und machte sich sogleich an die

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