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283 - Der Zorn der Königin

283 - Der Zorn der Königin

Titel: 283 - Der Zorn der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Arbeit.
    War es der Ton seiner Stimme oder das verschlagene Feixen, das sein junger Kumpan ihm von der anderen Seite des Tisches zuwarf: Xij witterte Gefahr! Wachsam beobachtete sie die beiden Männer. Während Haubenschädel die verlangte Menge der getrockneten Schildläuse abmaß und sie gemeinsam mit der Malve in eine große Schale füllte, lehnte Haarsträhne lässig an der Tischkante. Xij betrachtete verstohlen seine breiten Schultern und die muskulösen Arme. Immer noch lag dieses verschlagene Feixen in seinem Gesicht. Sie überlegte, ob der Kampfstock wohl ausreichen würde, um mit ihm fertig zu werden.
    Gleichzeitig hoffte sie, dass ihr Instinkt sie trog und sie schon bald unbehelligt mit der Cochenille diesen beklemmenden Ort verlassen konnte. Ihr war schlecht und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Das Stampfen des Mörsers dröhnte in ihren Ohren. Dann endlich war es so weit: Der Apotheker füllte das rote Pulver in den Lederbeutel und reichte es Hamlet.
    Mit zitternden Fingern nahm sie eine kräftige Prise. Während sie es auf ihrer Zunge zergehen ließ, verstaute sie den Lederbeutel in einer der Westentaschen. Aus einer anderen fischte sie ein Säckchen mit Münzen hervor und warf es auf den Tisch. »Hier, stimmt so.« Damit kehrte sie den Männern den Rücken und ging dem finsteren Flur entgegen. Schon spürte sie das vertraute Prickeln auf der Zunge. Der Schwindel hatte nachgelassen und in ihre Glieder kehrte merklich das Leben zurück. Das Pulver begann bereits zu wirken! Gut , dachte Xij. Die Übelkeit würde auch bald nachlassen.
    Sie hatte schon die Schwelle zum Flur erreicht, als sie die Schritte hinter sich hörte. »Hiergeblieben! Du hast Perrys Anteil noch nicht bezahlt!« Es war Haarsträhne, dessen heißer Atem jetzt ihren Nacken streifte. Die Spitze einer Klinge berührte ihren Rücken.
    Xij blieb gelassen. »Das gehört nicht zu unserem Handel«, sagte sie. Dabei glitt ihre Hand in den Ärmel und löste den tibetanischen Kampfstock aus der eingenähten Halterung.
    Im Hintergrund hörte sie den Apotheker: »Dann verhandeln wir jetzt eben neu. Komm her und leere deine Taschen. Wir werden uns schon einig werden.« Seine Stimme klang amüsiert.
    Haarsträhne lachte hämisch. »Ganz bestimmt werden wir das.« Der Druck der Messerklinge ließ fast unmerklich nach.
    Xij nutzte den Augenblick. Sie fuhr herum und ließ den Schlagstock durch die Luft sausen. Mit einem pfeifenden Geräusch landete er auf der Nase des jungen Burschen. Der heulte auf. Gleichzeitig wich Xij einen Schritt zurück. Ihr Arm schnellte vor und der Stock wirbelte den Dolch aus der Hand des Jammernden. »Nein, das werden wir ganz sicher nicht«, antwortete Xij trocken.
    »O doch, das werden wir, Bursche!«, rief jetzt der Kahlschädel. »Lass die Waffe fallen!« Das metallene Geräusch, mit dem der Hahn einer Schusswaffe einrastete, unterstrich seine Worte. Xij fluchte leise. Belauert von Haarsträhne gehorchte sie. Eine Flinte im Anschlag, forderte der Apotheker sie auf, näherzukommen und den Inhalt ihrer Taschen auf dem Tisch auszuleeren.
    Gute Idee , dachte die aschblonde Frau. Langsam griff sie unter die Jacke in ihre Weste. Tastete nach einem weiteren Geldsäckchen, fühlte das kalte Metall des Nadlers, entsicherte ihn. Während der gierige Blick des Apothekers jede ihrer Bewegungen verfolgte, zog sie die Miniaturwaffe gemeinsam mit dem Säckchen aus der Tasche. In ihrem Rücken hörte sie die scharrenden Geräusche von Haarsträhne, der seinen Dolch unter einem der Regale suchte. Direkt vor ihr entblößte der Kahlschädel eine Reihe fauliger Zähne. »Gib schon her!«, herrschte er sie an.
    Xij warf das klimpernde Geldsäckchen auf den Tisch. Während der Apotheker danach grabschte, drückte sie den Abzug des Nadlers. Tak, tak. Eine Betäubungsnadel in die gierigen Finger, eine zweite in die Stirn. Das Gift wirkte sofort. Kahlschädel gelang es gerade noch, die Augen ungläubig aufzureißen. Dann glitt ihm die Flinte aus der Hand und er sackte hinter dem Tisch zusammen.
    Kalt lächelnd wandte sich Xij jetzt dem jungen Burschen zu. Er kniete immer noch auf den schmutzigen Bodenfliesen, fuchtelte drohend mit dem Dolch und stierte die junge Frau hasserfüllt an.
    »Ich sehe schon: Wir beide werden uns auch nicht einig.« Damit feuerte sie eine Nadel zwischen seine Augen und wartete, bis Haarsträhne stöhnend zur Seite kippte. Dann verstaute sie Geldsack und Nadler und verließ das Haus. Sonnenlicht umflutete

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