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283 - Der Zorn der Königin

283 - Der Zorn der Königin

Titel: 283 - Der Zorn der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Victoria dachte an ihre Bestimmung. Umso dringender empfand sie das Bedürfnis, ihre Rache endlich zu vollziehen. Bisher hatte sie noch keinerlei Auskünfte über den Stützpunkt oder die Anzahl der Lords. Selbst die einfachen Bürger auf der Krankenstation oder die Arbeiter im Südflügel gaben nichts darüber preis. Offensichtlich hatte man die Leute angewiesen, nicht mit ihr oder Enna über die Machtverhältnisse in London zu sprechen. Fürchtete man, sie könne den Thron wieder für sich beanspruchen? Dabei benötigte sie lediglich kurzzeitig die Unterstützung der Community; nach dem Gemetzel an den Lords würde sie sich endlich dem fernen Ziel zuwenden können.
    Bei den Demokraten traf Lady Josephine Warrington die Entscheidungen. Die Queen wollte sich direkt an sie wenden. Doch die eiserne Lady hatte sich bis jetzt noch nicht blicken lassen. Immer wieder wurde Victoria von Valery vertröstet. »Lady Warrington ist auf unserem Hauptstützpunkt sehr beschäftigt. Sobald es ihre Zeit zulässt, wird sie einem Treffen zustimmen.«
    Offenbar wollte die ehemalige Prime Lady Victoria demütigen. Ihr zeigen, wie bedeutungslos ihre Rückkehr für die Demokraten war. Kein Wunder, denn die Nachricht von der Rückkehr der Königin verbreitet sich wie ein Lauffeuer in London und darüber hinaus. Unter vorgehaltener Hand sprachen die Bürger von einem Machtwechsel im Bunker. Und viele begrüßten diesen Umstand, denn immer noch genoss die einstige Regentin Ansehen und Respekt bei den Leuten.
    Noch musste Victoria Windsor sich in Geduld üben. Sie nutzte die Zeit, indem sie versuchte, Valery Heath und Mars Hawkins für sich zu gewinnen. Bei jeder Gelegenheit lenkte sie das Gespräch auf die Vorfälle im Jahr 2521, als der plötzlich einsetzende EMP die elektronischen Anlagen im Bunker lahmlegte und die Lords die Technos überfielen. Sie erinnerte an gemeinsame Gefährten, die den Schlächtern zum Opfer gefallen waren, und an das Imperium, das die Community einst aufgebaut hatte.
    Besonders Valery Heath zeigte sich empfänglich für die alten Geschichten; tränenreich schwelgte sie in der Vergangenheit. Selbst Claudius Merylbone schien berührt zu sein, während die Toten in den Gesprächen für kurze Zeit wieder lebendig wurden, hatte der damals Siebzehnjährige doch all seine Freunde bei den Kämpfen verloren.
    Nur Mars Hawkins setzte eine unbewegte Miene auf. Ihm war nicht anzusehen, was er dachte. Allerdings glaubte Victoria Windsor zu wissen, was in seinem hübschen Kopf vorging: Er überlegte, welche Vorteile sich für ihn ergeben würden, wenn sie die Herrschaft hier übernahm.
    Vielleicht sollte ich seinen Überlegungen ein wenig nachhelfen , dachte die Lady. So kam es, dass die Kleider, die sie sich aus Valerys Fundus besorgte, immer enger und die Ausschnitte immer großzügiger wurden. Wenn sie morgens ihre Unterkunft verließ, leuchteten die Lippen blutrot und ein betörender Duft umgab sie.
    ***
    Lowestowt, Ostküste Britanas
    Marktbude reihte sich an Marktbude vor den weißen Stadtmauern Lowstowts. Hier standen und saßen Stadtbewohner, Händler und Reisende beieinander wie alte Bekannte, tranken Tee, aßen Salzgebäck oder Kuchen und unterhielten sich über das Wetter und die Neuigkeiten in Britana. Fast nebenher tätigten sie ihre Geschäfte. Kaum einer beachtete die schwitzende Xij Hamlet, die auf ihren Weg zum großen Stadttor Halt suchend an den Verkaufstischen stehen blieb. Hin und wieder warf sie einen Blick zurück zur Anhöhe oberhalb des Hafens. Als ob sie befürchtete, jemand belauere von dort aus jeden ihrer Schritte.
    Tatsächlich hatte sie dort Matt und Aruula zurückgelassen. Am frühen Morgen waren die Gefährten auf das Festland gelangt. Den Amphibienpanzer hatte Matthew in einer versteckten Bucht abgestellt. Dann waren sie mit Decken und Fellen die Anhöhe empor gestiegen, um nach der chaotischen Seefahrt einige Stunden in der Sonne zu liegen. Matt würde den Vormittag wohl verschlafen, wenn Xij die dunklen Ringe unter seinen Augen richtig deutete. Hatte er die ganze Zeit wirklich nonstop am Steuer des Amphibienpanzers gesessen?
    Aber sie hatte ganz andere Sorgen: Aruulas Heiltrank verlor allmählich seine Wirkung. Sie musste sich beeilen, wenn sie noch mit klarem Verstand den bevorstehenden Handel über die Bühne bringen wollte. Unter dem Vorwand, frisches Obst besorgen zu wollen, hatte sie sich zum Markt aufgemacht. Tatsächlich aber hoffte sie hier die Zutaten für ihr Pulver zu finden.
    Mit

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