2883 - Die Schattenmacht
dem Mann noch zu, während sich die Lifttüren schlossen.
»Shit! Das war verflucht knapp«, stieß Tanja hervor.
Trotz der gefährlichen Minuten überwog das Gefühl des Triumphes. Tanja Hobbs hatte alle vertraulichen Daten zu Blakes Aktivitäten im Bay Colony Trust auf ihrem Laptop.
»Das dürfte eine Goldmine sein«, murmelte sie.
Die Journalistin wartete nicht ab, bis sie in der Redaktion an ihrem Schreibtisch saß. Bereits im Auto klappte Tanja den Laptop auf und warf einen prüfenden Blick auf ihren Fund.
»Donnerwetter! Es gibt hier ein Haus, in dem sich die Mitglieder des Trusts regelmäßig treffen. Scheint so eine Art geheimer Treffpunkt zu sein«, rief sie aus.
Sofort änderte die quirlige Journalistin ihr Vorhaben und startete den Motor.
»Niemals mit der halben Ernte in die Redaktion kommen«, murmelte sie.
Für Tanja Hobbs stand es außer Frage, dass sie einen Abstecher zu dem Haus machen musste. Vermutlich ließen sich dort weitere Geheimnisse aufdecken, mit denen sie ihre Reportage ausfüttern konnte.
***
Der Spezialist für Steuerangelegenheiten hatte sich zu einem Auswärtstermin verabschiedet, wie man mir mitteilte. Es war ein deutlicher Hinweis, wie wenig Terence Blake sich um unsere Ermittlungen scherte. Der vorher telefonisch vereinbarte Termin wurde schlicht ignoriert und uns damit wertvolle Zeit gestohlen. Entsprechend verärgert war ich, als ich das Büro verließ, um zu Phil zu gehen.
»Ich muss kurz etwas überprüfen, Jerry. Bin gleich wieder da«, hatte er gerufen.
Es passierte unmittelbar bevor wir das Foyer des Bürogebäudes betreten wollten. Mein Partner eilte davon und ließ mich allein ins Haus gehen.
»Was immer du überprüfen wolltest, dauert eindeutig länger als gedacht«, murmelte ich.
Während ich auf dem Gehsteig vor dem Haus stand und ratlos nach Phil Ausschau hielt, zog ich mein Mobiltelefon aus der Jacke. Es war nicht die Art meines Partners, dermaßen still und heimlich zu verschwinden.
»Hallo, Phil. Wo steckst du? Soll ich dich irgendwo einsammeln?«
Da sich nur die Mailbox meines Partners meldete, vertraute ich dem elektronischen Butler meine Fragen an. Ich setzte mich in den Jaguar und wartete ab. Tatsächlich rief Phil nur zwei Minuten später zurück.
»Ich verfolge die Journalistin, Jerry. Irgendetwas stimmt da nicht«, sagte er.
Ich wollte nachfragen, wo er war. Doch die Verbindung wurde abrupt unterbrochen und ich vernahm lediglich das statische Rauschen.
»Das gibt es doch nicht«, entfuhr es mir.
In einem Range Rover mit abgedunkelten Seitenscheiben saß der Kollege von Sean Doherty, der mit ihm an der Verfolgung beteiligt gewesen war. Hätte ich nicht just in dem Augenblick zur Ausfahrt der Tiefgarage geschaut, als der kräftig gebaute Mann den Range Rover anhalten musste, um eine Lücke im fließenden Verkehr abzupassen, wäre er mir entgangen.
»Das sehe ich mir einmal genauer an«, entschied ich.
Es war mehr als nur ein seltsamer Zufall, wenn einer der Angestellten der Abrahams Security Group jetzt auch im Umfeld von Terence Blake auftauchte. Sollte Phil sich nochmals melden, konnte ich jederzeit die Fahrtrichtung ändern. Der Range Rover fuhr mit hoher Geschwindigkeit über die Fifth Avenue und tauchte nach einigen Abbiegungen endgültig im Straßengeflecht nahe der St. Patrick’s Cathedral ein.
»Phil?«
Über die Freisprechanlage kam die Stimme meines Partners leicht verzerrt bei mir an. Dennoch verstand ich jedes Wort.
»Ich bin der Hobbs in ein Haus gefolgt. Wir sind etwa vierzig Minuten gefahren und sind nicht weit von der St. Patrick’s Cathedral entfernt. Wo bist du?«, fragte er.
Ich war so überrascht, dass mir einen Moment die Worte fehlten.
»Jerry? Hörst du mich?«
Ich riss mich zusammen und antwortete Phil.
»Ja, entschuldige bitte. Ich verfolge den Kollegen von Sean Doherty, der aus der Tiefgarage am Büro von Blake gekommen ist. Wir sind vor einer Minute an der St. Patrick’s Cathedral vorbeigefahren«, antwortete ich.
Jetzt war auch mein Partner für einen Augenblick still geworden. Bevor er seine Sprache wiederfinden konnte, brach die Verbindung nach drei leisen Tönen einfach ab.
»Halte durch, Partner. Wenn mich nicht alles täuscht, sind wir bald am Ziel«, murmelte ich.
Es überraschte mich nicht mehr, als der Range Rover in eine kleine Gasse einbog und dort durch ein Tor auf einen Innenhof fuhr. Schnell stellte ich den Jaguar zwischen zwei SUV ab und eilte hinüber zum Tor. Es schloss sich zum
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