2887 - Der Tod gab mir die Hand
erkannte uns. »Cotton und Decker«, sagte er. »Decker und Cotton.« Wie weise. Wie verblüffend intelligent.
»Und wer bist du?«, erkundigte sich Phil. Das war wohl als Test gedacht.
»Blöde Frage. Ich bin Huck Franckell.«
Wir ließen ihn versuchsweise los. Er blieb stehen, fiel nicht um. Ich forderte ihn auf, sich ein bisschen zu restaurieren.
Er zog sich kurz zurück, wusch sich, zog sich um und sah wesentlich besser aus, als er zu uns zurückkehrte. Es war erstaunlich, wie rasch er sich erholte. Das funktionierte vermutlich nur bei besonders geübten und überaus talentierten Trinkern.
»Was verschafft mir die Ehre eures Besuchs?«, erkundigte er sich. Er sprach schon wesentlich deutlicher. »Ich hoffe, ihr seid nicht hier, um mir etwas anzuhängen.«
»Wäre das denn möglich?«, fragte Phil.
»Nein«, lautete Huckleberry Franckells Antwort. »Und wissen Sie, warum nicht? Weil ich so sauber bin wie ein frisch gebadeter Babyhintern.«
Phil sah mich an. Wer’s glaubt, wird selig, sagten seine Augen. Ich nickte zustimmend, wandte mich an Huck Franckell und erwähnte Hank Hogan.
Huckleberry Franckell griente. »Der Schnüffler, der wie Conan aussieht.«
»Er hat uns erzählt, du hättest Alain Hosse gesehen«, sagte ich.
»Das habe ich«, bestätigte Huck. Er streckte den Finger hoch. »Und ich war nicht besoffen.«
»Wo hast du ihn gesehen?«, wollte mein Kollege wissen.
»In der Sechsundvierzigsten.«
»Hast du mit ihm gesprochen?«
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Weil er sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand. Dann kam so ein beschissener Sightseeing-Bus, und als der weg war, war auch Alain weg.«
»Wie lange hast du den Franzosen gesehen?«
»Keine Ahnung. Aber er war es ganz bestimmt. Alain Hosse höchstpersönlich. Kein Doppelgänger. Ich habe gute Augen. Und ich kenne seinen Gang.«
»Ihr habt früher im selben Boot gesessen«, sagte ich.
»Das war in einem anderen Leben«, entgegnete Huckleberry Franckell. »Damit habe ich heute nichts mehr zu tun.«
»Trifft das auch auf Alain Hosse zu?«, warf Phil ein.
»Ich verstehe die Frage nicht«, sagte Huck.
»Wäre es denkbar, dass der Franzose zurückgekommen ist, um seine frühere Tätigkeit wieder aufzunehmen?«, stellte mein Partner die Frage anders.
Huck Franckell zuckte mit den Achseln. »Das kann ich nicht sagen.«
»Wenn es so wäre«, sagte Phil, »für wen würde er, nachdem sich Willard und Chester Banks getrennt haben, eher arbeiten?«
»Das müsst ihr ihn schon selbst fragen.«
Phil lächelte. »Wenn du uns sagst, wo wir ihn finden, tun wir das sofort.«
Ich erwähnte die Morde an Lester Hoblit, Reni Fisher und Alden Wilcox. »Könnte das Alain Hosse getan haben?«, fragte ich. »In Willard Banks’ Auftrag?«
Huckleberry Franckell seufzte. »Hätte. Wäre. Könnte.« Er rollte die Augen. »Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich Alain Hosse in der Sechsundvierzigsten gesehen habe. Auf irgendwelche anderen Spekulationen lasse ich mich nicht ein.«
***
Wenige Stunden nachdem Alain Hosse mit Cylk Mosley Kontakt aufgenommen hatte, trafen sie sich wieder, in einem chinesischen Fastfood-Restaurant am Pier 17. Der Franzose war ganz in Schwarz gekleidet. Mosley fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
Scheiße, dachte er unglücklich, es wird etwas Schlimmes passieren, und ich werde mitgeholfen haben, dass es gelingt. Wenn ich bloß wüsste, was der Mistkerl vorhat. Er wird jemanden umlegen. Was sonst? Aber wen? Und wie soll ich mich verhalten? Wenn ich Alain verrate, macht er mich kalt. Wenn ich ihn nicht unterstütze, macht er mich ebenfalls kalt.
»Wie sieht’s aus, Cy?«, erkundigte sich Hosse.
Mosley nickte. »Gut.«
»Du kannst mich unbemerkt an Bord schmuggeln?«
»Ja.« Ich wollte, ich müsste es nicht, dachte Cylk Mosley. Er hatte sehr gründlich darüber nachgedacht, wie er sich aus der Affäre ziehen könnte. Es war ihm keine praktikable Lösung eingefallen. Abhauen und untertauchen. Das war seine erste Idee gewesen. Doch wo hätte er sich sicher fühlen können? Nirgendwo. Die Spürnase des Franzosen war zuverlässiger als die eines hungrigen Wolfs. Er hätte ihn überall aufgestöbert und ins Jenseits befördert. Mosley leckte sich die Lippen. »Die tausend Bucks … Hast du sie bei dir?«
»Selbstverständlich.«
»Kann ich sie haben?«
»Du hast noch nichts dafür geleistet«, entgegnete Alain Hosse.
»Aber ich
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