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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
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handelte.
    »Und Raga?«, fragte Phil. »Kann es sein, dass ich den Namen schon mal irgendwo gehört habe?«
    Ich nickte. »Kommt mir auch so vor. Aber das haben wir gleich. Mit ein bisschen Glück.«
    Ich nahm Verbindung mit NYSIS auf, dem New York State Information System. Dabei handelte es sich um die zentrale Datenbank der Polizeibehörden im Bundesstaat New York. Ich loggte mich mit meinem Passwort ein, rief die Suchmaschine des Systems auf und gab Raga ein.
    Die Suche dauerte nicht mehr als eine Sekunde. Eine Liste von Medienberichten und Verhandlungsterminen vor dem New Yorker Federal Court in Brooklyn erschien Zeile für Zeile auf dem Schirm. In den einzelnen Absätzen der Liste war Raga jeweils fettgedruckt. Der dazugehörige volle Name sprang uns förmlich ins Auge.
    Rafe Gazzoli.
    ***
    Deana kam sich nackt vor. Sie fror erbärmlich. Es musste daran liegen, dass das Wetter umgeschlagen war. Dem Regen folgte nicht etwa Sonne, sondern Wind, der durch alle Ritzen pfiff und Kälte in das alte Gemäuer eindringen ließ. Möglich, dass es bald auch wieder regnete. Wenigstens davor würde sie dann in dem unbekannten Gebäude geschützt sein.
    Ihre Kleidung bewahrte sie indessen nicht vor den sinkenden Temperaturen. Die Jeans, das Top und die dünne Strickjacke waren für eine heiße Party an einem goldenen Oktoberabend gedacht, nicht für einen Daueraufenthalt in einem feuchtkalten Verlies.
    Deutlich sehen konnte sie nur ihre unmittelbare Umgebung, weil es keine Fenster gab. Der Rest verschwamm im Halbdunkel. Ein Teil der Wände bestand offenbar aus Holz, in dem sich über die Jahre Spalten gebildet hatten. Streifen von grauem Tageslicht sickerten hindurch und ließen den von Staub und Unrat bedeckten Boden des hallenartigen Raumes erkennen.
    Das Rauschen des Wassers unter ihren Füßen erstickte jedes andere Geräusch. Während der letzten Stunden hatte sie die meiste Zeit gestanden. Hingesetzt hatte sie sich nur, wenn ihre Beine müde wurden. Doch das Strömen und Gurgeln da unten war ihr unheimlich.
    Sie fühlte sich elend und unsicher. Wachträume setzten ihr mit Schreckensbildern zu. Die Bohlen über dem künstlichen Wasserlauf waren uralt und womöglich morsch. Sie sah das Holz unter sich nachgeben und sich selbst in die eiskalten und mit hoher Geschwindigkeit dahinströmenden Fluten stürzen.
    Jedes Mal riss sie die Augen weit auf, damit der Wachtraum sich nicht fortsetzte. Denn am meisten fürchtete sie sich vor der Ungewissheit. Wie tief war dieser Kanal unter ihr? Würde sie sofort weggespült werden, womöglich hinaus in den Atlantik?
    Ein Geräusch ließ sie hochschrecken.
    Etwas knarrte, schabte – Holz auf Stein. Sie kannte das Geräusch bereits; es war die altersschwache Schiebetür, die geöffnet wurde. Undeutliches Gemurmel war zu vernehmen. Von Schritten begleitet, wurde es rasch lauter. Männerstimmen.
    Deana wusste nicht, wie viele Stunden vergangen waren, seit Rafe verschwunden war. Seine Stimme vermochte sie allerdings nicht aus denen herauszuhören, die sich jetzt näherten. Tageslicht flutete durch die offene Tür herein.
    Deana zählte drei Gestalten, die sich hereinschoben, tänzelten und herumalberten. Vor dem hellen Hintergrund zeichneten sie sich zunächst nur als Schattenrisse ab. Dann aber, als sie die Tür schlossen und von innen verriegelten, waren sie kaum noch zu sehen.
    Dennoch erkannte Deana sie, noch bevor sich ihre Augen wieder an das Halbdunkel gewöhnt hatten. Die Kerle waren aufgeregt, von Vorfreude erfüllt. Deana konnte sich nur zu gut vorstellen, woraus diese Vorfreude resultierte. Sie, die hilflose Gefangene, war das Objekt der Begierde. Hatte Rafe sie zum allgemeinen Vergnügen freigegeben? Würden alle einmal an die Reihe kommen und sich mit ihr befassen dürfen? Eine Welle von eisiger Kälte durchlief ihren Blutkreislauf.
    Zwei ihrer Besucher trugen Bündel unter den Armen, die sie ihr vor die Füße warfen. Deana kannte die Spitznamen der drei Burschen. Sie gehörten zum Fußvolk. Wie sie wirklich hießen, wusste sie nicht.
    Niemand in Cesar Levitts Familie, die zurzeit von Rafe Gazzoli verwaltet wurde, benutzte die richtigen Namen der Mitglieder. Rafe wurde überwiegend Raga genannt, und Levitt war entweder der Boss oder der Imperator. Wobei die meisten keine Ahnung hatten, dass das Letztere sich auf seinen Vornamen bezog und die Bezeichnung für die römischen Kaiser der Antike war.
    »Sind wir nicht nett?«, sagte Boo-Boo mit hohntriefender Stimme. Er sah aus

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