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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
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es dir zu sagen. Bis zur Sohle des Kanals sind es zehn Fuß von den Brettern hier oben. Das Wasser ist nur ungefähr drei Fuß tief, und der Kanal ist von Mauer zu Mauer nur fünf Fuß breit.«
    »Das hast du gut auswendig gelernt, Murky«, lobte ihn Boo-Boo. Während der Ire sich feixend verbeugte, wandte sich der blonde Riese der Gefangenen zu. Er bemühte sich, seine Stimme sanft klingen zu lassen. »Du siehst, es ist alles halb so wild. Jetzt kommt es nur noch darauf an, dass dein Daddy spurt. Dann können wir dich schon bald zurück in die freie Wildbahn entlassen.«
    Deana bemerkte, dass er sein Handy aus der Tasche nahm, einen Blick auf das Display warf und es gleich darauf wieder einsteckte. Vermutlich warteten sie auf einen Anruf, und vorher durften sie ihre Geisel nicht anrühren. Wenn es so war, dann gab es für sie, Deana, immerhin einen kleinen Aufschub.
    Cactus trat demonstrativ vor, setzte sich auf den Boden und ließ die Beine über die Kante in die Kanalöffnung baumeln. »Wenn du mir eine Belohnung versprichst«, sagte er und blickte zu Deana auf, »steige ich da runter. Damit du siehst, wie ungefährlich es ist.«
    Boo-Boo knurrte wütend, war mit einem Satz bei ihm und verpasste ihm einen Tritt in den Rücken. Cactus kippte vornüber, brüllte vor Schreck und ruderte haltsuchend mit den Armen. Im nächsten Moment war er in dem schwarz gähnenden Loch verschwunden.
    Deana schrie auf und schlug sich beide Hände vor das Gesicht. Entsetzt hörte sie die Geräusche aus der scheinbaren Tiefe. Es klang wie von Kindern in einem Planschbecken, nur ohne das Geschrei. Cactus rumorte dort unten herum und gab wüste Verwünschungen von sich. Boo-Boo und Murky wollten sich ausschütten vor Lachen. Mit einer Handbewegung schickte der blonde Riese den Iren los, damit er ein Seil von draußen holte.
    Wenig später hatten sie den Mexikaner nach oben geholt. Triefnass und ohne ein Wort wandte er sich ab und tappte ins Freie. Offenbar war er an die derben Späße ebenso gewöhnt wie der Rest der Gangmitglieder. Deana vermutete, dass es in ihrem Auto trockene Klamotten gab.
    ***
    Matt Shubert trat die Tür ein, kaum dass sich drinnen der Schlüssel im Schloss gedreht hatte. Er legte alle Kraft in diesen Tritt, und das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Drei Riegelketten wurden aus ihrer Verankerung gerissen, und das Türblatt prallte gegen die Person, die zum Öffnen gekommen war.
    Ein Schrei ertönte. Schmerzen und Wut paarten sich in dem Schrei.
    Shubert triumphierte. Gleichzeitig betete er, dass er die richtige Person getroffen hatte und nicht etwa einen harmlosen Besucher.
    Er setzte nach, verpasste der Tür einen weiteren Tritt, der sie aus den Angeln riss. Mit einem kraftvoll federnden Satz sprang er auf das dunkelgrün lackierte Holz wie auf ein Surfbrett und traf die Frau offenbar ein zweites Mal. Diesmal gellte ihr Schrei markerschütternd.
    Beim ersten Mal war sie anscheinend nur ins Straucheln geraten. Jetzt aber hatte die Kante sie voll erwischt, und sie landete krachend auf dem Rücken. Ihr sonst hübsches hellbraunes Gesicht war verzerrt. Sie reckte die Arme hoch, versuchte verbissen, irgendwo Halt zu finden. Doch der Eingangsflur war so minimalistisch eingerichtet wie das ganze Penthouse – glatte Wände mit großflächigen Bildern überwogen. Ihr persönlicher Geschmack kehrte sich jetzt zu ihrem eigenen Nachteil um: Es gab nichts zum Festhalten.
    Shubert glaubte, Blut an ihrer linken Schulter zu erkennen. Es erfüllte ihn mit Genugtuung. Nur eine Sekunde lang war er über sich selbst erschrocken gewesen. Doch nun gefiel es ihm, ihr Schmerzen zuzufügen. Und er musste sie bezwingen. Unbedingt. Denn er sah nur noch Deana vor sich – in der Gefangenschaft von Levitts Handlangern.
    Die Frau vor ihm am Boden hieß Kaila Knight.
    Sie war Cesar Levitts Stellvertreterin. Während seiner Zeit im Gefängnis verfügte sie über alle Macht bei den Guns , und Rafe Gazzoli und alle anderen hörten auf ihr Kommando.
    Matt Shubert war rechtzeitig zur Stelle, als sie es allein mit der Kraft ihrer Bauchmuskeln schaffte, sich halb aufzurichten. Er bückte sich schwungvoll, schmetterte ihre immer noch Halt suchend rudernden Arme weg. Mit einem zweiten Hieb schleuderte er sie zurück auf den Parkettboden aus dunkler amerikanischer Eiche. Hart schlug sie auf, auch mit dem Kopf. Sie streckte sich, erschlaffte. Shubert sah, wie ihre Augen sich nach oben wegdrehten, dann kippte ihr Kopf zur Seite. Sie hatte das Bewusstsein

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