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2894 - Niemand stribt für sich allein

2894 - Niemand stribt für sich allein

Titel: 2894 - Niemand stribt für sich allein Kostenlos Bücher Online Lesen
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und mich daher an ein allseits bekanntes Strickmuster denken. Wenn unsere Vermutung stimmte, war Hanrahan vor einiger Zeit ein Angebot unterbreitet worden, das er nicht ablehnen konnte.
    Seither war die aufstrebende Crime Family Guns bei der Rooftop Produce Coop stiller Teilhaber. Das konnten wir uns aus den Fakten zusammenreimen, die uns bekannt waren. Schon vor dem Mord an Gillian O’Farrell war Rafe Gazzoli alles andere als ein Unbekannter für uns gewesen.
    Gazzoli war Cesar Levitts Unterführer. Levitt, das Oberhaupt der Guns , saß auf Rikers Island in dem Gefängnis, das von Direktor Matt Shubert geleitet wurde. Außerdem hatte Levitt eine persönliche Stellvertreterin namens Kaila Knight. Gegen sie, ebenso wie gegen Gazzoli, hatte die Sondereinheit Organized Crime nie genügend Beweise zusammentragen können, damit die Staatsanwälte eine Anklage auf die Beine stellen konnten.
    Die Tochter des Gefängnisdirektors war vorerst nicht aufzufinden, und ihre beste Freundin war ermordet worden. Das war der Stand der Dinge, auf den wir uns noch keinen kompletten Reim machen konnten. Doch wir waren einen entscheidenden Schritt weitergekommen.
    Wir wussten nun endlich, wer zu der Party im Loft neben der Rooftop Farm an der Van Dyke Street eingeladen hatte – dank der Tatsache, dass ebenjener Rafe Gazzoli ein gemeinsamer Bekannter von Gillian O’Farrell und Deana Shubert war.
    Die Liste der Partygäste, die wir ursprünglich von Hanrahan zu erhalten gehofft hatten, musste nun also von Gazzoli kommen, und zwar musste er spätestens dann damit herausrücken, wenn er vor Gericht gestellt werden würde.
    Allerdings rückte die Bedeutung der Liste bereits in den Hintergrund; sie würde nur bestätigen, dass Gazzoli eingeladen hatte, mehr nicht. Denn unter den Gästen gab es höchstwahrscheinlich keine Augenzeugen des Mordes an Gillian O’Farrell. Ich vermutete, dass Deana Shubert die einzige Zeugin war, die den Mord an ihrer Freundin miterlebt hatte.
    Rafe Gazzoli war ein schlauer Bursche. Das wussten wir, obwohl wir ihn nicht genauer kannten. Zwar waren wir ihm ein paar Mal vor Gericht begegnet, aber wir hatten nie unmittelbar gegen ihn ermittelt. Genau genommen war der Mann, den sie Raga nannten, sogar schlauer als sein Boss. Denn Gazzoli hatte es immer wieder geschafft, durch die Maschen des Gesetzes zu schlüpfen. Dazu hatte er sich der altbekannten Methoden bedient: Zeugen kippten in letzter Minute um, weil sie bedroht wurden. Geschworene zogen sich aus dem gleichen Grund zurück, und schriftliches oder elektronisches Beweismaterial verschwand auf rätselhafte Weise.
    Das Gelände der RPC sah aus wie eine Mischung aus Farmhof, Agrarhandelsfirma und Schrottplatz. Es gab ein Verwaltungsbüro, das einem großen Container glich. Personenwagen, Pickups und Lieferwagen standen kreuz und quer herum, einige halb unter großen, offenen Schuppen, in denen ein unübersehbarer Wirrwarr von Geräten und Maschinen untergebracht war.
    Ich parkte den Jaguar vor dem Containerbüro. Während ich hineinging, blieb Phil draußen, meldete uns bei der Funkzentrale ab und behielt das Gelände im Auge.
    In dem Büro roch es nach Chemie. Ich befand mich in einem einfachen Empfangsbereich mit abgetretenen Fußbodendielen und einem Tresen, dessen braune Kunststoff-Oberfläche ursprünglich wohl als Arbeitsplatte für eine Küche vorgesehen war.
    Die hübsche blonde Sekretärin an ihrem Bildschirmplatz hinter dem Tresen beeindruckte mit einer Oberweite, die – in Verbindung mit einem höchst freizügigen Dekolletee – jeden Agrarexperten alles vergessen machen konnte, was er über Düngemittel wusste.
    Ich klappte meinen Dienstausweis auf, stellte mich vor und sagte: »Mein Kollege und ich möchten Mister Hanrahan sprechen.«
    »Oh, die Agents vom FBI!«, rief sie und beugte sich vor, um den Sitz eines Speichersticks am Rechner zu überprüfen. In Wahrheit diente die Kontrollbewegung einer noch vorteilhafteren Präsentation ihres Ausschnitts. Dabei erzählte sie so schnell sie konnte: »Mister Hanrahan ist vor fünf Minuten zurückgekehrt. Sie finden ihn in der Maschinenhalle. Sein Wagen parkt direkt davor, so ein weißer SUV, ein Lexus.«
    Im nächsten Moment sprang sie auf und stöckelte hinter dem Tresen hervor. »Warten Sie, ich zeige Ihnen, wo Sie Clark finden!«
    Mit geübtem Hüftschwung eilte sie vor mir her zur Tür. Zu dem tief ausgeschnittenen beigefarbenen Pulli trug sie einen dieser engen schwarzen und vor allem kurzen Röcke,

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