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2897 - Tödlich rauschen die Wälder

2897 - Tödlich rauschen die Wälder

Titel: 2897 - Tödlich rauschen die Wälder Kostenlos Bücher Online Lesen
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einen ganz schönen Schrecken einjagen«, sagte ich leise.
    Er grinste. »Sorry, das war nicht meine Absicht. Aber als alter Pfadfinder weiß man eben, wie man sich heranschleicht.«
    Ich rieb mir die Augen. »Suchen sie immer noch nach uns?«
    Phil zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, ich habe schon länger weder etwas gesehen noch gehört. Entweder suchen sie woanders oder sie haben aufgegeben.«
    »Letzteres wäre mir am liebsten«, sagte ich und erhob mich. »Wie sieht es mit unserem Proviant aus?«
    »Habe noch keine Bestandsaufnahme gemacht«, erwiderte Phil. »Schauen wir doch mal nach.«
    »Ich kann dann die Wache übernehmen, während du nachguckst, was wir noch an Ausrüstung haben.«
    Während sich Phil den Rucksack schnappte und ihn öffnete, stand ich auf, ließ mir von ihm die Waffe geben. Dann schaute ich mich in der Gegend um, sehr darauf bedacht, alles zu sehen, was um uns herum vor sich ging, und dabei selbst nicht gesehen zu werden.
    Es war ruhig, keine Menschenseele befand sich in Sichtweite. Offenbar hatten wir Glück gehabt und unsere Verfolger waren keine guten Spurensucher.
    »Und, wie sieht’s aus?«, fragte ich Phil, als ich zu ihm zurückkam.
    »Die gute Nachricht ist, dass wir noch im Besitz aller Fotos und Proben vom Tatort sind. Allerdings werden die uns hier im Wald wenig helfen. Wir haben auch unsere beiden Taschenlampen und die Messer und meine Kleidung«, sagte er.
    »Und was ist die schlechte Nachricht?«, fragte ich nach.
    »Unsere Vorräte sind recht knapp bemessen«, antwortete Phil und verzog das Gesicht. »Der meiste Proviant war in dem Rucksack, den wir zurückgelassen haben. Das, was wir haben, reicht nur noch für einen halben Tag oder so – wenn wir nicht rationieren.«
    Das war keine gute Nachricht, aber zu erwarten gewesen.
    »Und was ist mit Wasser?«, fragte ich. »Ein Mensch kann sechs Wochen ohne Nahrung auskommen, wenn er genug zu trinken hat.«
    Phil hielt eine Feldflasche hoch. »Ist noch etwa halb voll. Mehr haben wir nicht.«
    »Dann müssen wir sie auffüllen, wenn wir die Gelegenheit dazu haben«, sagte ich. »Zum Glück gibt es hier ja eine Menge Bäche. Das sollte also weniger ein Problem sein.«
    »Denke ich auch«, meinte Phil. »Wichtiger ist, zu entscheiden, wie wir weiter vorgehen. Sollen wir uns zum ursprünglichen Ziel durchschlagen? Das würde nach wie vor etwa drei Tage in Anspruch nehmen. Oder wollen wir vorher noch herausfinden, was es mit dieser Siedlung und den wenig freundlichen Kerlen auf sich hat?«
    Er schaute mich an.
    »Du denkst das Gleiche wie ich, nicht wahr?«, sagte ich und lächelte unwillkürlich. »Der Tod des Mannes in der Schlucht hat wahrscheinlich was mit diesen Typen zu tun.«
    »Ja, der Gedanke kam mir«, meinte Phil. »Uns hätten die wahrscheinlich auch in irgendeiner Schlucht abgeladen, wenn wir sie nicht überrumpelt hätten.«
    »Kein schöner Gedanke«, sagte ich. »Ob der Tote einer von ihnen war? Von der Kleidung her sah er nicht so aus. Vielleicht irgendein Gefangener?«
    »Wäre möglich«, erwiderte Phil. »Und vielleicht nicht der Einzige. Wir sollten die Siedlung auf jeden Fall genauer unter die Lupe nehmen. Dann können wir entscheiden, was zu tun ist.«
    »In deinem Rucksack gibt es nicht zufällig noch ein Fernglas?«, fragte ich Phil.
    Er lächelte. »Oh doch, das gibt es. Hätte ich fast vergessen.«
    »Dann haben wir doch alles, was wir brauchen, um die Jungs zu beobachten«, sagte ich. »Wir nehmen nur das Nötigste mit, den Rucksack verstecken wir hier.«
    Phil nickte, packte ein, was er brauchte, und versteckte dann den Rucksack unter ein paar Zweigen und Blättern, wobei er sich die Stelle genau einprägte.
    »Nicht, dass das Versteckt so gut ist, dass wir das Ding nachher selbst nicht wiederfinden«, sagte er.
    Ich nickte nur. Dann brachen wir auf.
    ***
    Wir arbeiteten uns langsam und vorsichtig in Richtung der Siedlung vor. Es war noch recht früh, kurz vor sechs. Wenn wir Glück hatten, schliefen die Männer noch. Vielleicht hatten sie uns aber auch die ganze Nacht gesucht und kehrten jetzt, wo es hell würde, wieder in die Siedlung zurück.
    Als wir bis auf etwa zweihundert Meter an die Hütten herangekommen waren, gingen wir in einem großen, dichten Busch in Deckung. Phil nahm das Fernglas heraus und schaute sich das Ganze an.
    »Alles ruhig«, bemerkte er ein paar Augenblicke später. »Da rührt sich gar nichts. Nicht, dass die schon abgehauen sind.«
    »Wäre möglich«, sagte ich.

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