2930 - Wettlauf mit den Kopfgeldjägern
kleinere Delikte wie Taschendiebstahl oder Trickbetrug. Keine Körperverletzung oder so, nichts mit Waffen oder Drogen. Zumindest ist nichts aktenkundig. Ein Kleinkrimineller, wie er im Buche steht. Warum ist wohl jemand wie Kingston hinter so jemandem her?«
»Und bereit, einhunderttausend Dollar für seinen Tod zu bezahlen«, sagte ich nachdenklich. »Da Kingston einer der drei Drogenbosse ist, die für den von uns untersuchten Doppelmord verantwortlich sein könnten, sollten wir dem die entsprechende Aufmerksamkeit schenken.«
Phil nickte. »Auf jeden Fall. Wobei mir gerade eine Idee kommt: Was, wenn Frank Helliwell dieses Gerücht in Umlauf gebracht hat, um von sich abzulenken? Falls er hinter den Morden steckt, sind wir ihm schon ziemlich nahe gekommen, näher, als ihm lieb sein kann.«
»Auch eine Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen sollten«, sagte ich. »Wobei sich Helliwell in diesem Fall mit Kingston anlegen würde – zumindest dann, wenn Kingston herausfindet, dass Helliwell ein Gerücht in die Welt gesetzt hat, das ihn betrifft. Aber egal – wir sollten uns das und diesen Jack Myers näher anschauen. Bin gespannt, wohin uns das führt.«
»Zuerst zu Mister High, würde ich sagen«, meinte Phil und stand auf.
Wir verließen unser Büro, um unseren Chef aufzusuchen. Helen kam ebenfalls gerade an – mit einer CD in der Hand.
»Guten Morgen«, begrüßte sie uns.
Wir erwiderten den Gruß. »Ist der Chef in seinem Büro?«, fragte Phil.
Sie nickte. »Ja, soweit ich weiß, schon. Ich war nur ein paar Minuten weg, um etwas zu holen.«
Phil klopfte an der Bürotür und trat nach der entsprechenden Aufforderung ein. Ich folgte ihm.
Mr High saß auf seinem Bürostuhl und unterschrieb einige Schriftstücke. Er bat uns Platz zu nehmen.
»Und? Wie weit ist die Ermittlung gediehen?«, fragte er.
Wir brachten ihn schnell auf den neuesten Stand und erwähnten auch den Hinweis über das ausgesetzte Kopfgeld, den wir von Billy Nowak erhalten hatten.
»Interessant«, sagte unser Chef nachdenklich. »Das sollten Sie auf jeden Fall verifizieren. Wenn es sich bestätigt, dass Jeremy W. Kingston auf diesen Myers ein Kopfgeld ausgesetzt hat, dann sollten wir den Grund dafür herausfinden. Aufgrund der zeitlichen Übereinstimmung liegt der Schluss nahe, dass es etwas mit Ihrem Fall zu tun hat.«
»Am besten, wir finden Myers und fragen ihn«, meinte Phil. »Wir müssen nur schneller sein als Kingston, oder wer auch immer sonst noch hinter Myers her ist. Einhunderttausend Dollar sind eine stolze Summe. Könnte mir vorstellen, dass es eine ganze Menge Leute gibt, die sie sich verdienen wollen.«
»Wobei Myers sicher nicht leicht zu finden ist«, sagte ich.
»Wir müssen halt schnell sein«, meinte Phil. »Aber das ist ja eine unserer Stärken.«
Mr High nickte. »Ja, überprüfen Sie das Gerücht, und wenn es sich als wahr erweist, dann finden Sie diesen Myers. Vielleicht weiß er etwas, das Kingston belasten könnte.«
»Wird erledigt, Sir«, sagte ich.
Phil und ich verließen das Büro unseres Chefs, genehmigten uns kurz einen Kaffee und machten uns dann auf den Weg in die South Bronx, wo sich das Revier von Kingston befand. Zudem befand sich dort die Wohnung von Jack Myers, der wir einen Besuch abstatten wollten.
***
Dave Hickdoodle war ein ungewöhnlicher Mensch. Er redete mit fast jedem und wusste über viele Dinge Bescheid, sowohl über legale Ereignisse als auch über illegale. Er hatte sich als Sozialarbeiter einen Namen gemacht und vielen Kriminellen dabei geholfen, wieder auf den rechten Weg zu kommen. Entsprechend wurde er von vielen geachtet und von einigen wenigen, denen das gegen den Strich ging, gehasst.
Wir hatten bisher nur wenig mit ihm zu tun gehabt, da er normalerweise nicht davon begeistert war, als Informationsquelle für Cops oder das FBI zu dienen.
Wir fanden ihn in einem Jugendzentrum in der Bronx, wo er sich um seine jüngeren Schützlinge kümmerte.
Als wir die Sporthalle des Zentrums betraten, in der gerade einige Jugendliche Basketball spielten, sahen wir ihn auf der Trainerbank sitzen. Obwohl er das Spiel interessiert beobachtete, entging ihm nicht, dass wir die Halle betreten hatten.
Ihm war sofort klar, dass wir zu ihm wollten. Entsprechend stand er auf und kam zu uns herüber.
»Die Herren Cotton und Decker vom FBI«, sagte er. »Lange nicht gesehen.«
»Ja, ziemlich lange«, sagte ich.
»Vielleicht nicht lange genug«, erwiderte er. »Ihr wisst ja, dass ich euch
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