2930 - Wettlauf mit den Kopfgeldjägern
noch vornehmen, wenn es angemessen ist«, sagte ich.
Wir gingen zur Haustür und Phil betätigte die Klingel. Wenige Augenblicke später erschien ein alter, grauhaariger Mann an der Tür.
»Ja bitte, was kann ich für Sie tun?«, fragte er, während er uns musterte.
»Guten Tag, Mister Myers, wir sind vom FBI New York und würden Ihnen und Ihrer Frau gerne ein paar Fragen stellen«, sagte Phil.
»Haben Sie einen Ausweis oder eine Marke dabei?«, fragte er.
»Natürlich«, sagte ich und zeigte ihm meinen Dienstausweis.
Er musterte ihn kurz. »Sieht okay aus, kommen Sie rein.«
Wir betraten das Haus und folgten Mr Myers, der uns ins Wohnzimmer führte.
»Meine Frau ist auch gleich hier, sie setzt gerade das Essen auf«, erklärte er. »Und was kann ich für Sie tun? Geht es wieder um meinen Sohn?«
»Ja, so ist es«, bestätigte ich. »Wie es scheint, steckt er in Schwierigkeiten.«
Mr Myers winkte ab. »Ach, das ist bei ihm nichts Neues. Wenn Sie wüssten, was wir alles durchgemacht haben. Erst gibt man sich selbst die Schuld, dann hofft man, dass er sich irgendwann ändert, aber letztlich habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass aus ihm noch was wird.«
»Jetzt rede nicht so schlecht über deinen Sohn«, sagte eine gebückt gehende, weißhaarige Frau, die ins Zimmer kam. »Er ist so, wie Gott ihn uns gegeben hat, und damit sollten wir zurechtkommen.«
Mr Myers verzog das Gesicht. »Ja, ja, die Wege des Herrn sind unergründlich, ich weiß, aber warum er uns mit einem solchen Kind gestraft hat, das übersteigt meinen Horizont.«
»Lästere nicht!«, sagte die Frau energisch und trat näher an uns heran. »Entschuldigen Sie bitte meinen Mann, er meint es nicht so.«
»Kein Problem«, erwiderte ich und stellte uns vor. »Wir sind auf der Suche nach Ihrem Sohn. Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
»Hat der Bengel wieder was ausgefressen, klar, was auch sonst«, sagte Mr Myers.
»Eigentlich geht es um seine Sicherheit«, sagte ich. »Wir würden ihn gern in Schutzhaft nehmen.«
»In Schutzhaft? Das ist ja was ganz Neues«, stieß Mr Myers aus.
»Wir haben ihn seit gestern nicht gesehen«, sagte Mrs Myers. »Er kam vorbei und hat sich Geld geborgt. Das ist nicht außergewöhnlich. Aber diesmal schien er richtig Angst gehabt zu haben.«
»Ja, er steckt ganz schön in Schwierigkeiten«, sagte Phil. »Daher ist es wichtig, dass wir ihn schnell finden.«
»Aber darum kümmert sich ja schon die Polizei«, sagte Mrs Myers bedächtig. »Die finden ihn hoffentlich bald.«
»Die Polizei?«, fragte ich. »Hat sich heute schon jemand nach Ihrem Sohn erkundigt?«
Sie nickte. »Ja, etwa eine Viertelstunde, bevor Sie hier angekommen sind, war eine nette Polizistin hier. Ihr haben wir alles gesagt, was wir wissen.«
Ich horchte auf. »Eine große Frau, südländischer Typ mit dunkelbraunen Haaren?«
»Ja, kennen Sie sie?«, erwiderte Mr Myers.
»Gewissermaßen«, antwortete ich. »Wo, haben Sie ihr gesagt, könnte sich Ihr Sohn aufhalten?«
Mr Myers räusperte sich. »Ich habe ihr erzählt, dass Jack die Stadt verlassen hat und sich irgendwo auf dem Land aufhält. Das ist so seine Art: Wenn es brenzlig wird, zieht er den Schwanz ein. Mein Junge ist eben ein Feigling.«
»Und haben Sie ihr einen konkreten Ort genannt?«, fragte ihn Phil.
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ja keine Ahnung, wo er sich rumtreibt.«
Mrs Myers schaute auf. »Die alte Schule – ich habe ihr erzählt, dass sich Jack vielleicht im Gebäude seiner alten Schule aufhält. Das Gebäude soll in Kürze abgerissen werden und steht leer – ein gutes Versteck, hat Jack vor ein paar Wochen mal gesagt. Daher habe ich angenommen, dass er vielleicht dort ist.«
»Wo genau befindet sich dieses Gebäude?«, fragte ich.
»Nur drei Blocks von hier«, antwortete sie. »Ich kann Ihnen den Weg beschreiben, es ist leicht zu finden.«
Wir ließen uns von ihr die Beschreibung geben, dann verließen wir das Haus. Jetzt konnte jede Sekunde zählen.
»Hoffentlich kommen wir nicht zu spät«, sagte Phil und schwang sich auf den Beifahrersitz.
»Hoffentlich«, stimmte ich ihm zu und gab Gas.
***
Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Ich stoppte den Wagen direkt vor dem Schulgebäude, dann sprangen wir heraus.
»Dort, der Wagen!«, sagte Phil und deutete auf einen dunkelblauen Ford Mustang. »Sieht so aus, als wäre die Lady, die sich als Cop ausgibt, noch hier.«
»Vielleicht hat sie ihn noch nicht gefunden«, sagte ich. »Wir gehen rein und
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