2934 - Der Tod hat kein Pseudonym
Problem es sich dabei handelt«, sagte Phil. »Hat es mit Miss Sandy Saxon zu tun?«
Miss Olsen schaute zu Boeman und der nickte zustimmend.
»Ja, so ist es«, sagte er. »Sandy Saxon, meine Freude und mein Leid.«
»Und wieso hatten Sie mit unserem Erscheinen gerechnet?«, fragte ich sie.
Sie lächelte kurz. »Ich arbeite für eine karitative Organisation und Mister Boeman kam wegen des eben erwähnten Problems zu uns. Daher sind wir auch hier, in New York. Und nach dem, was heute in der Buchhandlung passiert ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand an ihn wendet. Deshalb haben wir Sie erwartet. Nicht unbedingt jemanden vom FBI, eher Cops, aber erwartet haben wir jemanden.«
»Interessant«, sagte ich.
»Dann wissen Sie, was Mister Boeman getan hat?«, fragte Phil leicht provozierend.
»Getan?«, erwiderte sie unwissend. »Was genau meinen Sie?«
»Er hat eine der Getränkeflaschen in der Buchhandlung vergiftet und es damit auf Miss Saxon abgesehen, aber Miss Canaghan erwischt«, antwortete Phil.
Miss Olsen schwieg einen Moment und schaute betroffen zu Boeman.
Dann wandte sie sich an Phil. »Ich kann nachvollziehen, dass Sie das denken. Aber das entspricht nicht den Tatsachen.«
Phil lächelte. »Wir haben eine Videoaufzeichnung, die zeigt, wie Mister Boeman kurz vor der Tat die Buchhandlung betreten hat.«
»Ja, wir waren heute in der Buchhandlung, das ist korrekt«, antwortete Miss Olsen. »Und das bedeutet genau das und nicht mehr.«
Phil räusperte sich. »Ich sehe das so: Mister Boeman hat eine gewisse Fixierung auf Miss Saxon. Die erwidert seine Einstellung nicht und zieht sich daher seinen Zorn zu, oder was auch immer sein Motiv für das, was dann folgte, war. Er geht in die Buchhandlung, wo Miss Saxon Bücher signieren wird, vergiftet – in der Hoffnung, dass sie davon trinkt – Softdrinks und verschwindet dann wieder. Leider geht der Plan schief und Miss Canaghan, die Agentin von Miss Saxon, trinkt aus dem vergifteten Gefäß. Was meinen Sie dazu, Mister Boeman?«
Beim letzten Satz fixierte Phil Boeman mit seinem Blick.
Der zuckte zusammen und stieß aus: »Nein, nein, so war es nicht! Ich würde so etwas nie machen.«
»Wir denken, dass wir vieles nicht machen würden, bis wir unsere Meinung in extremen Situationen ändern«, machte Phil weiter. »War es nicht hierbei genauso?«
»Nein, war es nicht!«, erwiderte Miss Olsen schroff. »Und wenn Sie so weitermachen, gefährden Sie die Fortschritte, die wir bisher gemacht haben.«
»Aber Sie stimmen mir doch zu, dass das, was mein Partner gerade ausgeführt hat, passiert sein könnte, oder?«, fragte ich.
»Könnte schon«, erwiderte sie. »Aber tatsächlich ist es nicht das, was passiert ist. Und ich verstehe auch, dass Sie eins und eins zusammengezählt haben, nachdem Sie Mister Boeman auf dem Video erkannt haben und deshalb jetzt hier sind. Aber es gibt tatsächlich andere Gründe, warum er … warum wir in der Buchhandlung waren.«
»Da bin ich aber gespannt«, sagte Phil.
Miss Olsen holte tief Luft. »Wie schon gesagt, arbeite ich bereits seit einiger Zeit mit Mister Boeman an seinem Problem. Dabei hielt ich es für angemessen, dass er übt, sich Miss Saxon zu nähern und sich wieder von ihr zu entfernen, um den Zwang zu überwinden. Und genau das haben wir heute in der Buchhandlung getan. Wir waren dort, wo Miss Saxon auftauchen sollte, er hat sich in meinem Beisein alles angeschaut und dann hat er sich entschieden, wieder zu gehen, ohne zu versuchen, mit ihr in Kontakt zu treten. Und ich finde, er hat diese Herausforderung hervorragend gemeistert.«
»Sie waren also bei ihm, als er sich in der Buchhandlung befunden hat«, stellte ich fest. »Die ganze Zeit über? Oder war er vielleicht ein paar Sekunden unbeobachtet? Etwa, weil Sie auf der Toilette oder abgelenkt waren?«
»Ich war die ganze Zeit bei ihm und habe ihn im Auge behalten«, antwortete Miss Olsen. »Das ist bei dieser Methode wichtig, um die Reaktion des Betreuten einschätzen zu können. Nach zwanzig Minuten hatte ich das Gefühl, dass er genug hatte, und dann sind wir gegangen.«
Ich schaute sie ernst an. »Miss Olsen, Ihnen ist klar, dass Sie Mister Boeman damit ein Alibi geben?«
Sie nickte. »Ja, ist es.«
»Sind Sie auch bereit, das schriftlich zu bestätigen?«, fragte ich.
»Das bin ich«, erwiderte sie. »Sosehr ich mir wünsche, dass das heute nicht passiert wäre, Mister Boeman hatte nichts damit zu tun. Sorry, Sie müssen sich einen
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