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2935 - Leichen lügen nicht

2935 - Leichen lügen nicht

Titel: 2935 - Leichen lügen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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sollten uns auf jeden Fall die elektronischen Akten auf den Schirm holen und die entscheidenden Details des Tathergangs miteinander vergleichen. Vielleicht sind wir dann klüger.«
    »Worauf du dich verlassen kannst!«
    Offenbar hatte der Kaffee mittlerweile die richtige Temperatur, Phil trank ihn mit sichtlichem Genuss.
    »Im Übrigen war das der nächste Punkt, der mich irritiert hat«, bemerkte Phil und knautschte den leeren Becher zusammen. »Wozu das Theater wegen der Dienstreise? So was war doch früher kein Thema.«
    Über die deutliche Ablehnung unseres Chefs, was die vorgeschlagene Dienstreise betraf, hatte ich mich auch gewundert. Trotzdem hatte ich das Gefühl, ihn in Schutz nehmen zu müssen.
    »Er muss jede Dienstreise gegenüber der Zentrale rechtfertigen. Und du weißt selbst, dass Washington seit einiger Zeit einen scharfen Sparkurs fährt.«
    »Moment mal, hier geht es um die Aufklärung eines Kapitalverbrechens. Korrektur: Die Aufklärung von drei Kapitalverbrechen. Glaubst du nicht auch, die Leute in der Verwaltung hätten in einem solchen Fall alles Verständnis der Welt für eine solche Reise?«
    »Wahrscheinlich hast du recht«, seufzte ich. »Vielleicht hatte der Chef einfach nur einen schlechten Tag.«
    Phil warf mir einen vielsagenden Seitenblick zu. Wir beide wussten, dass Mr High zu der seltenen Sorte Mensch gehörte, die schlechte Tage nicht kannte. Wenn es bei ihnen tatsächlich mal schlecht lief, verfügten sie über genug Selbstdisziplin, sich das nicht anmerken zu lassen. Sein merkwürdiges Verhalten musste andere Gründe gehabt haben.
    Aber ich hatte keinen blassen Schimmer, worum es sich dabei handeln konnte.
    Eine knappe Stunde später als üblich passierten wir die Eingangskontrolle im Foyer. Wir hatten kaum unser Büro betreten, als mein Telefon klingelte. Helen meldete sich.
    »Der Chef hat euch schon vermisst, Jerry.«
    Ich wollte gerade damit anfangen, sie über die chaotischen Verkehrsverhältnisse zwischen Upper West und Civic Center aufzuklären, als sie mir lachend ins Wort fiel.
    »Keine Angst, es wird keine Abmahnung geben. Fast alle Kollegen sind heute zu spät gekommen. Trotzdem will der Chef euch sehen.«
    »Wir sind schon unterwegs.«
    Wir nahmen uns nicht mal die Zeit, erst unsere Computer hochzufahren, sondern machten uns sofort auf den Weg zum Allerheiligsten.
    Mr High empfing uns genauso wie beim letzten Mal. Er stand vor dem beeindruckenden Panoramafenster und wandte uns den Rücken zu.
    »Guten Morgen, Sir«, grüßte ich aufgeräumt.
    Als er sich daraufhin umdrehte und den Gruß erwiderte, registrierte ich erleichtert, dass sich seine Stimmung über Nacht offenbar gebessert hatte. Unser Chef hatte die Aura der Unnahbarkeit abgelegt und wirkte entspannt und entschlossen.
    »Ich habe noch einmal über unser gestriges Gespräch nachgedacht«, kam er auf uns zu, ohne uns Platz anzubieten. Offensichtlich hatte er keine längere Besprechung im Sinn, sondern wollte uns lediglich etwas mitteilen. Dass er dies persönlich tun wollte, ließ immerhin den Schluss zu, dass es sich um eine Mitteilung von einigem Gewicht handelte.
    »Sie hatten vollkommen recht, wir sollten die Hypothese eines Serientäters nicht vollkommen außer Acht lassen. Bitte beziehen Sie bei der Suche nach dem Mörder von Nancy West auf jeden Fall die Ermittlungsergebnisse der beiden ähnlich gelagerten Fälle in Memphis und Jacksonville mit in Ihre Überlegungen ein.«
    Phil und ich sahen uns völlig perplex an. Zwar verfügte unser Chef über genug Souveränität, seinen Agents gegenüber einen Fehler zuzugeben, allerdings kam dieser Fall so selten vor, dass wir im ersten Moment nicht wussten, wie wir reagieren sollten.
    Mr High wandte sich an mich.
    »Wenn Sie es in diesem Zusammenhang für nötig erachten, sich vor Ort ein Bild von den damaligen Ermittlungen zu machen, werde ich eine entsprechende Dienstreise selbstverständlich genehmigen.«
    »Danke, Sir«, murmelte ich und versuchte, meine Überraschung nicht allzu deutlich zu zeigen.
    »Haben Sie noch Fragen, Agents?«
    Eine ganze Menge, aber die behielten wir lieber für uns.
    Wir gingen zurück in unser Büro und stellten wieder einmal fest, dass unser Chef immer für eine Überraschung gut war.
    »Irgendetwas hat ihn umgestimmt. Ich würde zu gern wissen, was«, rätselte Phil.
    »Eines Tages werden wir es erfahren«, vermutete ich.
    »Oder auch nicht«, ergänzte Phil trocken.
    Womit wir vermutlich ziemlich richtig lagen.
    ***
    Die

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