2939 - Die Rache der »Engel«
seinen Waffenarm. Die Patrone, die mich treffen sollte, jagte hoch in den Himmel über Brooklyn.
Mendez ging zu Boden. Im nächsten Moment war ich bei ihm und nahm ihm die Pistole ab. Er fluchte auf Spanisch, aber das war mir gleichgültig. Die Gefahrensituation war vorbei, nur das zählte. Die Passanten hatten ihren Schock schon überwunden. Einige Gaffer filmten bereits mit ihren Handykameras.
Nun kamen auch die beiden Cops heran. Sie nickten mir zu, die FBI-Marke an meinem Revers war nicht zu übersehen. Einer von ihnen durchsuchte den Verletzten nach versteckten weiteren Waffen, während sein Kollege per Funk eine Ambulanz anforderte. Ich belehrte den Verhafteten über seine Rechte. Das alles war reine Routine, wie schon bei unzähligen Einsätzen zuvor.
Aber wo war Phil?
Die Frage beantwortete sich gleich darauf von selbst. Mein Freund war zurückgelaufen, als er bemerkt hatte, dass von dem Dealer keine unmittelbare Gefahr mehr ausging. Nun kehrte Phil zu uns zurück. Er hatte sich Latex-Einweghandschuhe übergestreift und hielt triumphierend das Päckchen hoch, das der Verbrecher hatte loswerden wollen. Der Dealer presste die Lippen aufeinander und starrte meinen Freund hasserfüllt an.
»Sie haben da etwas verloren, Mendez!«
***
Der Verhaftete wurde nach Rikers geschafft, wo im Gefängniskrankenhaus seine Schusswunde versorgt werden sollte. Solange Mendez operiert wurde, konnten wir sowieso nicht mit ihm sprechen.
Wir bedankten uns bei den Cops für ihre Unterstützung. Dann ließ ich das beschlagnahmte Päckchen der Scientific Research Division zukommen. Es enthielt Croc, abgepackt für den Straßenverkauf. Das erstaunte weder Phil noch mich.
Mein Freund und ich fuhren zu dem Durchgang, in dem der Dealer kurze Zeit vorher einen Zwischenstopp eingelegt hatte. Und wirklich fanden wir hinter einer Mülltonne eine Mauerlücke, die als Drogendepot diente.
Phil forderte ein Team der SRD zur Spurensicherung an. Wir unterhielten uns, während wir auf die Kollegen warteten.
»Um was wollen wir wetten, dass Mendez genau wie Eddie Stack für das Cropsey-Kartell arbeitet, Jerry?«
»Das ist auch meine Meinung. Aber mich würde vor allem interessieren, ob Mendez den Mörder seines Kumpels Eddie Stack kennt.«
»Bis der Kerl vernehmungsfähig ist, können wir ja bei Ted Morris und Alan Scott auf den Busch klopfen.«
Wenig später traf das Spurensicherungsteam ein. Phil und ich stiegen wieder in meinen Jaguar-E-Hybriden. Ted Morris hatte sich vor zehn Jahren eine Jugendstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung eingehandelt. An seiner damaligen Adresse trafen wir ihn nicht mehr an. Doch der Hausverwalter gab uns die Auskunft, dass Ted Morris jetzt in der Flatbush Avenue bei seiner Freundin Nancy Mitchell lebte.
Auch diese junge Lady war polizeibekannt. Sie war bereits einmal wegen Prostitution verurteilt worden. Und sie schien weiterhin diesem illegalen Gewerbe nachzugehen. Als Nancy Mitchell uns an ihrer Apartmenttür empfing, trug sie jedenfalls nur ein hauchdünnes Negligé sowie ein verführerisches Lächeln im Gesicht. Doch Letzteres verschwand sofort, als sie unsere FBI-Ausweise erblickte.
»FBI? Was wollt ihr von mir?«
»Wir müssen mit Ted Morris sprechen«, sagte ich.
»Der Faulpelz ist im Diner unten an der Ecke«, gab Nancy Mitchell kaugummikauend zurück.
»Faulpelz?«, echote Phil. »Sie scheinen ja auch gerade erst aufgestanden zu sein, Ihrer Kleidung nach zu urteilen. Es ist schließlich schon Nachmittag.«
»Ich bin Serviererin in einer Bar und muss nachts arbeiten, Agent. Was dagegen?«
Wir ließen die Frage unbeantwortet. Während die Freundin von Ted Morris ihre Tür wieder zuknallte, stiegen wir die Treppe hinab.
»Nancy arbeitet garantiert nachts, wenn auch nicht als Serviererin«, mutmaßte Phil. »Und Ted Morris ist ihr Zuhälter, würde ich meinen. Es fragt sich nur, ob er zusätzlich für das Cropsey-Kartell dealt.«
»Vielleicht ist er ein Mann mit vielen Talenten«, gab ich zurück. Wenige Minuten später betraten wir das Diner. Ted Morris saß in einer Nische einem Mann gegenüber, dessen Nase offenbar irgendwann gebrochen worden war. Ob das Alan Scott war, der ebenfalls zu Eddie Stacks Kumpanen gehörte?
Bevor die beiden Typen sich verdrücken konnten, hockten Phil und ich uns zu ihnen auf die Sitzbänke. Nun konnten sie uns nicht mehr entwischen.
Ted Morris war ebenso wenig begeistert wie seine Freundin, als wir unsere FBI-Ausweise zeigten. Wir stellten uns
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