2941 - Die Zeit läuft ab
stöhnte entsetzt auf.
»Die Zeit ist um«, sagte ich dann.
Mein Partner schaute mich betroffen an. Vorerst mussten wir jedoch die Schießerei beenden und konnten uns nicht darum kümmern, ob die Erpresser erneut ein Opfer getötet hatten.
»Sie verschwinden«, rief ich.
Die Geräusche schneller Schritte und das Zuschlagen einer Tür ließen keinen anderen Schluss zu. Phil und ich eilten nach unten, immer die SIG im Anschlag. Doch die Männer hatten ihr Heil in der Flucht gesucht. Als ich neben Phil auf die Straße trat, jagte eine dunkle Limousine mit überhöhter Geschwindigkeit davon. Richard Oldman war nirgends zu sehen.
»Jerry?«
Phil hatte auf seinem Mobiltelefon die aktuellen Nachrichten aufgerufen. Ich schaute auf das Bild eines toten Mannes, der mir vage bekannt vorkam.
»Das ist Edgar Sandarin. Er wurde vor drei Minuten hingerichtet«, sagte Phil.
Ein kalter Schauer erfasste mich. Mit einem frustrierten Fluch schob ich die SIG zurück ins Holster und wandte mich um.
»Was hast du vor?«, fragte Phil.
Ich deutete auf das Gebäude.
»Ich will mit dem Hausmeister sprechen. Er hat uns in die Irre geführt und damit den Kerlen die Gelegenheit gegeben, Oldman aus dem Haus zu schaffen«, erwiderte ich wütend.
Als wir kurz darauf den Mann durch anhaltendes Klopfen an die Tür gelockt hatten, stand ihm sein schlechtes Gewissen auf dem Gesicht geschrieben.
»Ich wusste doch nicht, dass diese Typen herumballern würden«, erklärte er.
Phil hatte die Fahndung ausgelöst, und da einer der Männer eine Schussverletzung aufwies, standen unsere Chancen nicht einmal so schlecht.
»Sie werden uns jetzt genau berichten, wann die Männer hier aufgetaucht sind und was sie gesagt haben. Es wäre besser für Sie, wenn der Bericht so präzise wie möglich ausfällt«, sagte ich.
Er erkannte den Ernst seiner Lage und erwies sich als ausgesprochen kooperativ. Sehr schnell wurde klar, wer die Männer bei Oldman gewesen waren. Anschließend übergaben wir den Hausmeister in die Obhut der Cops, die kurz nach Ende der Schießerei eingetroffen waren. Phil und ich eilten zum Jaguar, um zurück zum Field Office zu fahren.
»Halver hat schon wieder einen Trupp seines Sicherheitsdienstes geschickt, um unsere Ermittlungen zu behindern«, sagte ich.
Wir stiegen ein, und während ich die Viper-Maschine startete, gab Phil einen ersten Bericht über Funk durch. Assistant Director High wollte sich um die Einmischungen von MedFuture kümmern.
»Fahren Sie und Phil nach Hause. Wir sehen uns in vier Stunden im Büro wieder«, ordnete er an.
Ich wollte zunächst protestieren, doch nachdem meine Worte von einem anhaltenden Gähnen unterbrochen wurden, erkannte ich die Sinnhaftigkeit der Pause an. Todmüde, wie wir waren, ging unsere Fehlerquote unerbittlich in die Höhe. Ich steuerte den Jaguar also zur Upper West Side und akzeptierte die Zwangspause.
***
Der Raum kam ihr seltsam vertraut vor. June erwachte aus der Ohnmacht und fand sich gefesselt auf einer Pritsche wieder. Als sie sich umsah, erkannte sie einige Details. Die flackernde Neonröhre mit dem auffälligen dunklen Fleck sowie der abgesplitterten Ecke sah sie nicht zum ersten Mal. Ihr Nacken schmerzte und verursachte einen leichten Kopfschmerz. Als June sich instinktiv in den schmerzenden Nackenbereich fassen wollte, ging es nicht.
»Was zum Teufel soll das?«, schimpfte sie.
»Sie haben sich zum Handlanger von MedFuture machen lassen, Agent Clark«, antwortete eine Stimme.
Verblüfft wandte June den Kopf, ignorierte die anhaltenden Schmerzen und schaute ins Gesicht von Carrie.
»Was soll der Unfug? Ich bin Agent vom FBI und arbeite keineswegs für MedFuture «, widersprach sie.
Ein hässliches Lachen kam von der Frau, die June offenkundig in die Falle gelockt hatte.
»Sie jagen uns, obwohl wir die Opfer sind. Gleichzeitig kann sich Halver beruhigt zurücklehnen und Ihre Behörde übernimmt die Drecksarbeit für ihn«, stieß Carrie hervor.
Ihre Augen glühten und June glaubte darin das gefährliche Feuer einer Radikalen zu sehen. Sie kämpfte eine harsche Erwiderung hinunter und bemühte sich, beruhigend auf Carrie einzureden.
»Sie verrennen sich da in etwas, Carrie. Wenn Jason Halver sich rechtswidrig verhält und Sie Beweise dafür haben, können wir Ihnen helfen«, widersprach sie.
Erneut ließ die Frau ihr unheimliches Lachen vernehmen und in June regte sich der schlimme Verdacht, dass die Vernunft bei Carrie keine große Rolle mehr spielte.
»Sie
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