2943 - Viele Täter sind des Opfers Tod
die wir alle paar Jahre mal besuchen«, antwortete sie.
»Idaho«, wiederholte Phil. »Können Sie mir die Adresse geben?«
Sie nickte. »Klar, warum nicht.«
Sie suchte sie heraus und schrieb sie Phil auf.
»Wenn Sie etwas von Ihrer Schwester hören, dann rufen Sie uns doch bitte an«, sagte ich. »Es ist wichtig und auch in ihrem Interesse.«
»Klar, warum nicht«, erwiderte sie. »Wobei Sie mir immer noch nicht gesagt haben, was genau denn eigentlich los ist.«
Ich schaute sie ernst an. »Was Sie wissen müssen, ist, dass wir Ihre Schwester finden müssen. Weitere Angaben können wir im Rahmen der noch laufenden Ermittlungen nicht machen, aber Sie können mir glauben, dass es wichtig ist, dass wir sie finden.«
Sie erwiderte meinen Blick, wich nicht aus. »Sieht nicht so aus, als wollten Sie mir mehr erzählen. Na gut, wenn sie sich meldet, rufe ich Sie an. Aber in was für einer Gefahr sie auch immer schweben mag, Sie versprechen, dass Sie sie beschützen werden, nicht wahr?«
»Wir werden unser Möglichstes tun«, antwortete ich.
Wir stellten ihr noch ein paar Routinefragen und verließen sie kurz darauf, um zu den Eltern der beiden Schwestern zu fahren.
»Sie hat keine Ahnung, wie ihre Schwester ihr Geld verdient«, bemerkte Phil, als wir wieder im Wagen unterwegs waren.
»Nein, offenbar nicht«, bestätigte ich. »Wenn ich so einen Job hätte, würde ich das meiner Familie auch nicht sagen. Aber man sieht ja, wozu das geführt hat: Sie hat sich in den letzten Jahren von den Menschen, die ihr eigentlich am nächsten stehen sollten, zurückgezogen. Wundert mich gar nicht.«
»In dem Licht betrachtet ist es nicht sehr wahrscheinlich, dass sie bei ihren Eltern Unterschlupf gesucht hat, oder?«, meinte Phil.
»Nein, ist es wirklich nicht«, sagte ich. »Andererseits sucht sie vielleicht die Nähe ihrer Eltern, jetzt, wo sie in Schwierigkeiten steckt. Oder sie hat bei ihnen angerufen, um sich zu verabschieden oder so. Wir werden sehen.«
***
Die Eltern von Miranda Murrs wohnte etwas weiter nördlich in der Bronx, in einem kleinen Haus. Mrs Murrs kam an die Tür, und als wir uns ausgewiesen hatten, bat sie uns herein und bot uns etwas zu trinken an.
»Danke, Madam, das ist sehr nett, aber wir sind im Dienst«, sagte ich.
»Das gilt nur für Alkohol, einen Tee werden Sie doch trinken dürfen, oder?«, sagte sie und verschwand in der Küche.
Nicht viel später kehrte sie mit einer Glaskaraffe und mehreren Tassen zurück und goss uns ein.
Mr Murrs saß in einem großen Fernsehsessel und musterte uns argwöhnisch. Er hatte volles, weißes Haar, sah aber nicht sehr fit aus. Ich vermutete, dass er krank war und sich von seiner Frau pflegen ließ, unterließ es aber nachzufragen. Das tat nichts zur Sache.
»Sie sagten, Ihr Besuch hätte mit Miranda zu tun?«, fragte Mrs Murrs aufgeregt und lächelte. »Wir sind ja so stolz auf unsere Tochter, dass sie es so weit gebracht hat und jetzt in Manhattan lebt. Sie schickt uns immer Geld, aber mein Mann und ich haben bisher nichts davon angerührt. Wir sparen es einfach für unsere Töchter.«
»Das ist nett«, sagte ich. »Hatten Sie in den letzten Tagen Kontakt zu Ihrer Tochter? Hat sie sich vielleicht bei Ihnen gemeldet?«
»Nein, hat sie nicht«, antwortete Mr Murrs einsilbig.
»Das ist normal, sie hat viel zu tun und ruft meist nur einmal im Monat an«, fügte Mrs Murrs hinzu.
»Ja, das hat uns Ihre andere Tochter, Diana, bereits gesagt«, fuhr ich fort. »Im Rahmen der von uns aktuell durchgeführten Ermittlungen würden wir Ihre Tochter gerne sprechen, sie könnte uns wertvolle Hinweise geben, ist aber so, wie es aussieht, in den Urlaub gefahren. Sie wissen nicht zufällig, wo sie hin wollte?«
Mrs Murrs schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht, davon hat sie uns nichts erzählt.«
»Sie erzählt sowieso nicht viel«, sagte Mr Murrs mürrisch.
»Ja, so sind Kinder, sind sie erst einmal aus dem Haus, leben sie ihr eigenes Leben«, bemerkte Phil und erntete einen strafenden Blick von Mr Murrs.
»Gibt es einen Ort, an den sie gerne fährt?«, fragte ich.
»Kalifornien, sie liebt Kalifornien«, antwortete Mrs Murrs. »Ich glaube, wenn wir nicht mehr wären, dann würde sie dorthin ziehen. Sie hat schon oft davon gesprochen, dort ein neues Leben zu beginnen. Die Modebranche hier in New York muss wohl ziemlich hart sein, da ist es verständlich, dass sie irgendwann aussteigen will.«
»Ja, das ist verständlich«, sagte ich. »Hat sie erwähnt,
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