2945 - Sterben geht ganz einfach
nur einen davon in unserer Stadt?«, fragte ich.
»Durchaus nicht. Aber die meisten sind ältere Modelle. Wir haben Martin Bannister, dem Zeugen des Mordes an Folsom, etliche Bilder von Bentleys gezeigt. Er zeigte auf ein bestimmtes Modell und schwört, dass es dieses war, in dem der Mörder saß. Das neueste Modell. Gerade mal ein paar Wochen auf dem Markt. Sündteuer. Kostet etliches mehr als dein Schlitten, Jerry.«
»Ich würde trotzdem nicht tauschen. Aber komm endlich zur Sache! Wem gehört der Wagen?«
»Der Besitzer ist dein alter Bekannter Cesare Caligiuri. Der Mann, der dich gebeten hat, ihn vor seinen Freunden zu beschützen.«
»Ich glaube, ich werde mit dem Mann reden müssen«, sagte ich.
***
Auch als sein Bruder längst gegangen war, saß Cesare Caligiuri immer noch am Tisch und starrte nachdenklich auf die Platte. Er achtete kaum auf den Diener, der hereinkam und das Essen wegräumte, das Caligiuri kaum angerührt hatte. Als der Mann das Zimmer verließ, rief Caligiuri ihm nach: »Schick Gary zu mir!«
Gary Sinclair schien im Zimmer nebenan gewartet zu haben, denn er trat sofort ein. Er schloss die Tür hinter sich und blieb in respektvollem Abstand stehen.
Caligiuri ließ ihn zwei oder drei Minuten warten, dann nahm er endlich von seiner Anwesenheit Notiz.
»Was hast du aus der blonden Hexe herausbekommen?«, fragte er.
»Ich glaube, Jane Browning hat ihren Exmann nicht ermordet«, antwortete der hünenhafte Mann. »Zwar lügt dieses Luder sogar, wenn man sie nach der Uhrzeit fragt, aber in diesem Fall sagt sie wohl die Wahrheit.«
»Woher willst du das wissen?«
»Sie hält mich für den Mörder.«
»Hat sie Grund zu dieser Annahme?«
»Sie hat in den letzten Wochen mehrmals angedeutet, dass sie nicht traurig wäre, wenn Monti plötzlich das Zeitliche segnen würde. Und dass sie dem Mann, der ihr diesen Gefallen erweist, ewig dankbar sein würde. Aber das habe ich Ihnen doch alles erzählt.«
»Hat sie auch anderen Männern dieses Angebot gemacht?«
»Das ist sehr wahrscheinlich. Aber ich bin nicht dazu gekommen, mich mit ihr über diesen Punkt zu unterhalten. Ich hätte die Wahrheit mit Vergnügen aus diesem hinterhältigen Luder herausgeprügelt, aber unser Gespräch wurde leider gestört.«
»Von wem?«
»Das hätte ich Ihnen schon vor Stunden erzählt, aber Sie haben mir doch eingeschärft, mich nicht mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Es waren zwei Leute vom FBI, Jerry Cotton und Phil Decker.«
»Haben sie dich gesehen?«
»Nur von hinten, als ich über die Feuerleiter flüchtete. Ich habe ein paar Mal auf einen von ihnen geschossen, aber ich weiß nicht, ob ich getroffen habe.«
»Gut, du kannst gehen. Es bleibt dabei: Wenn ich dich sprechen will, melde ich mich. Ansonsten kennen wir uns nicht.«
»Verstanden«, nickte Sinclar. Er wandte sich zum Gehen.
Bevor er die Tür erreicht hatte, öffnete sich diese und der Diener trat wieder ein.
»Mister Cotton wünscht Sie zu sprechen, Sir«, meldete er.
***
Der Mann war riesig, einen halben Kopf größer als ich und doppelt so breit. Trotzdem wäre er mir kaum aufgefallen, solche Typen findet man in der Umgebung von Gangsterbossen nicht selten. Leute wie Caligiuri brauchen nun mal gelegentlich Burschen, die imstande sind, ausgewachsenen Männern mit einem Schlag den Kiefer zu brechen und sie mit zwei Schlägen zu töten. Was mich an diesem Burschen störte, war der seltsame Blick, den er mir zuwarf, als er sich an mir vorbei durch die Tür drückte. Ein Blick, in dem sich Neugier und Enttäuschung mischten.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, ihm schon mal begegnet zu sein, aber sein Gesicht war mir vollkommen fremd.
Der Raum, in den ich trat, schien ein Speisesaal zu sein. Der Tisch, an dem Caligiuri saß, war groß genug, um einer ganzen Hochzeitsgesellschaft Platz zu bieten. Ein Mann mit Caligiuris ausgeprägtem Selbstbewusstsein gab sich mit einem kleineren Frühstückstisch wohl nicht zufrieden.
Er stand auf, machte ein paar Schritte auf seinen kurzen Beinen auf mich zu und streckte mir dann die Hand zum Gruß entgegen. Ich tat, als bemerkte ich seine Hand nicht.
»Schön, Sie lebend und halbwegs gesund wiederzusehen, Jerry«, sagte er. »Wie ich hörte, hat man in der vergangenen Nacht auf Sie geschossen?«
»Wenn ich mich recht erinnere, haben wir uns bei unserer letzten Begegnung auf eine etwas weniger freundschaftliche Anrede geeinigt, Mister Caligiuri«, antwortete ich. »Woher wissen Sie, dass man auf mich
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