2945 - Sterben geht ganz einfach
geschossen hat? War es der Riese, der eben weggegangen ist?«
»Falls er es war, hat er nicht in meinem Auftrag gehandelt. Ich habe Sie um Ihren Schutz gebeten. Es wäre doch verrückt von mir, meinen Beschützer umbringen zu lassen.«
»Es wird ziemlich viel gestorben in dieser Stadt in den letzten Tagen. Aus Gründen, die mir noch nicht recht klar sind. Weshalb der Kerl aus dem Hinterhalt auf mich geschossen hat, weiß ich auch noch nicht. Übrigens, kennen Sie Jane Browning?«
»Die Witwe Nummer 3 des kürzlich verblichenen Mister Monti? Natürlich kenne ich sie. Ich war damals bei Ihrer Hochzeit dabei.«
»Sie waren Gast bei der Hochzeit eines Mannes, von dem alle Welt weiß, dass Sie ihn nicht ausstehen konnten?«
»Warum nicht? Dass wir erbitterte Konkurrenten waren, schließt doch gesellschaftliche Kontakte nicht aus. Aber setzen wir uns doch. Im Sitzen plaudert es sich viel angenehmer.«
Er ließ sich an einem Ende der langen Tafel nieder und deutete einladend auf den Stuhl neben ihm. Ich ging zum entgegengesetzten Ende. Die Nähe dieses Burschen war mir zuwider.
»Sie kommen, um mir Bericht zu erstatten?«, fragte er.
»Wie käme ich dazu? Ich bin keiner Ihrer Angestellten.«
»Sie arbeiten für mich. Ich bezahle Sie.«
»Ich arbeite für Sie in dem Sinne, in dem ich auch für jeden anderen Bürger dieses Landes arbeite. Bezahlt werde ich von Uncle Sam. Von Leuten wie Ihnen habe ich noch nie einen Cent angenommen.«
Caligiuris Gesicht verfinsterte sich. »Wir haben eine Abmachung getroffen, Cotton. Sie finden den Kerl, auf dessen Konto einige Morde in den letzten Wochen und Monaten gehen, und ziehen ihn aus dem Verkehr, bevor er auch mich umlegen lässt.«
»Das ist meine Absicht«, nickte ich. »Es gehört zu meinen Pflichten, Leute zu beschützen. Bezahlt werde ich dafür vom Staat, nicht von Ihnen.«
»Nun, wie ich Ihnen schon das letzte Mal sagte, schätze ich an Ihnen nicht nur Ihre Fähigkeiten, sondern auch Ihre Unbestechlichkeit. Ich bezahle Ihnen kein Schmiergeld. Aber wenn mir jemand einen Gefallen erweist, zeige ich mich sehr großzügig. Ich bedanke mich dann mit einem sehr kräftigen Händedruck. Also, Cotton, kommen wir zur Sache! Was haben Sie bisher im Fall Monti herausgefunden?«
»So gut wie nichts«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Dass es inzwischen zwei weitere Morde in Montis Umkreis gegeben hat, wissen Sie sicherlich schon. Benton, sein angeblicher Sekretär, und schon ein paar Stunden später Folsom, der Direktor des Hotels, in dem die beiden anderen starben.«
»Ja, solche Dinge sprechen sich in meinen Kreisen schnell herum. Folsom wurde mitten auf der Straße erschossen, nicht wahr?«
»Nein, mitten auf dem Gehsteig. Aus einem Wagen heraus. Einem hellen Bentley mit dem Lenkrad auf der rechten Seite. Neuestes Modell.«
»Toller Wagen«, sagte Caligiuri. »Ich habe mir auch so einen gekauft. Bis vor ein paar Sekunden bildete ich mir ein, der einzige Mensch in New York zu sein, der einen solchen Wagen besitzt.«
»Sie sind tatsächlich der einzige, nach allem, was wir wissen. Darf ich mir Ihren Wagen mal ansehen?«
»Warum nicht? Meinetwegen können Sie sogar eine Probefahrt damit machen.« Caligiuri stand auf, trat ans Fenster und zeigte hinaus. »Da unten steht er.«
Ich trat neben ihn und blickte auf den Luxusschlitten hinab.
»Darf ich fragen, wo er in der vergangenen Nacht stand?«
»An der gleichen Stelle wie jetzt. Dafür gibt es mindestens ein halbes Dutzend Zeugen. Der Wagen wurde in den vergangenen 24 Stunden nicht einen Fingerbreit von der Stelle bewegt.«
***
»Du hast ihm doch hoffentlich diesen Blödsinn nicht geglaubt?«, empörte sich Phil, als wir in unserem Büro über den Stand unserer Ermittlungen sprachen. »Wir haben einen Zeugen, der bei allen Heiligen schwört, dass die drei tödlichen Schüsse auf Folsom aus dem Inneren eines silberfarbenen Bentley abgefeuert wurden. Zugegeben, der Mann ist ein Stadtstreicher mit einem Hang zum Alkohol, aber dass er den Mord gesehen hat, steht fest.«
»Und es steht auch fest, dass Cesare Caligiuri den einzigen Bentley dieses Typs und dieser Farbe in ganz New York besitzt«, fügte Zeery hinzu, der ebenfalls anwesend war. »Und Marty Bannister, unser Zeuge, erinnert sich wieder an das Nummernschild des Wagens. Es ist eindeutig Caligiuris Bentley.«
»Caligiuri hat aber eine ganze Reihe von Zeugen, die beschwören, dass der Wagen sich in den letzten 24 Stunden nicht von der Stelle bewegt
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