2948 - Undercover ins Jenseits
ebenfalls. Seine weit geöffneten Augen waren blutunterlaufen. Die Mundwinkel waren links und rechts eingerissen. Erst beim zweiten Hinsehen entdeckte ich die Kreditkarte, die man ihm quer in den Mund geschoben und dann mit Tritten oder Schlägen weiter hineingetrieben hatte. Danach war sein Kiefer wohl noch weiter malträtiert worden.
Ich atmete tief durch und wandte mich unwillkürlich kurz dem offenen Fenster zu, um meine Lungen tief mit frischer kalter Luft zu füllen.
Phil suchte sicherheitshalber nach dem Puls dieses geschundenen Menschen, aber erwartungsgemäß schüttelte er den Kopf.
»Wir sollten keine Spuren verwischen«, sagte ich und wandte mich um zu einem der Cops, die den Raum zwischenzeitlich lautlos hinter uns betreten hatten. »Sorgen Sie dafür, dass hier alles geregelt über die Bühne geht«, sagte ich und erntete ein knappes Nicken.
Der Cop verließ den Raum und telefonierte eine Einheit der Spurensicherung und einen Doc herbei, denn offiziell durften wir natürlich nicht den Tod feststellen, auch wenn dieser arme Kerl hier toter als tot war.
Die Cops übernahmen vorerst, sicherten auch den Eingang, sodass ich mit Phil nach draußen auf die Straße treten konnte. In einem benachbarten Laden holten wir uns Kaffee im Pappbecher.
»Da wollte jemand wichtige Informationen aus Rickman herausholen«, stellte ich meine Vermutung auf, die relativ naheliegend war.
Phil quittierte sie mit einem Nicken. »Das ist doch alles nicht normal. Was ist los mit diesem Barber? Hat der einfach eine Pechsträhne, die auf seine Umgebung abfärbt? Oder läuft hier irgendeine riesengroße Sauerei, von der wir noch gar nichts ahnen, obwohl wir mitten drinstecken?«
»Ja, Partner, so wird’s wohl sein. Also fast wie immer«, antwortete ich mit düster klingender Stimme. Es war nicht ernst gemeint, aber dieser Fall ließ meine Laune wirklich auf den Nullpunkt sinken. »Lass uns rational denken, Phil. Wir sollten davon ausgehen, dass dieser Mister Rickman auf jeden Fall ein Verbündeter von Barber war – bis zu seinem unschönen Ende. Wir haben nichts, was darauf hindeuten könnte, dass es anders war. Richtig?«
»Ich stimme zu«, antwortete Phil. »Wenn wir also davon ausgehen, dass dieser Mord nicht zufällig jetzt geschah und Rickman etwas mit dem Fall Barber zu tun hat: Wer wollte ihm dann an die Wäsche? Und was weiß Rickman, was so furchtbar wichtig ist?«
»Wenn wir das wüssten, hätten wir den Fall so gut wie gelöst«, sagte ich. »Ich wüsste erst mal gerne, wann genau Rickman starb. Aber gut, das werden die Kollegen schon rausfinden. Naheliegende These, die leider nicht zu deiner passt: Barber hat in der amerikanischen Botschaft in Mexico City ein Staatsgeheimnis erfahren, das er nie hätte erfahren dürfen. Er hat es seinem besten Freund Rickman weitererzählt. Weil man Barber auf die Schliche gekommen ist, musste er Hals über Kopf aus Mexiko fliehen. Und zwar heimlich, weil man ihn ansonsten beim Grenzübertritt in Gewahrsam genommen hätte, um ihn auszuquetschen. Dafür hätte die CIA zum Beispiel sorgen können. Oder das Außenministerium.« Ich sah Phil mit einem erwartungsvollen Gesicht an, weil ich insgeheim auf ein bisschen Beifall gehofft hatte, aber stattdessen schüttelte Phil nur seinen Kopf.
»Nein, Jerry, das passt nicht zusammen.«
In diesem Moment kam einer der beiden Cops auf uns zu.
»Agents, wir haben da oben mit einem Nachbarn des Toten gesprochen. Sie sollten sich mal anhören, was der zu sagen hat!«
Wir folgten dem Uniformierten zurück ins Haus und standen kurz darauf wieder vor der Wohnung, in der Rickman gelebt hatte. Dort sprach der zweite Cop gerade mit einem breitschultrigen Schwarzen; ich schätzte sein Alter auf Anfang fünfzig.
»Sir?«, sprach ich den Mann an und reichte ihm die Hand.
Er zerquetschte mir fast die Finger, als er den Händedruck in bester Schraubstockmanier erwiderte, und berichtete, was er gesehen hatte.
»Hier hat in den letzten Tagen öfter mal ein Weißer vor der Tür gestanden und geklopft und geklingelt. Aber es hat nie jemand geöffnet. Der Bursche wurde zusehends ungeduldiger. Einmal dachte ich, dass er gleich die Tür eintritt, so aufgeregt war er.«
»Und kam es Ihnen nicht komisch vor, dass Mister Rickman nie zu Hause war?«, fragte Phil.
»Agent, der war öfter mal für ein Vierteljahr verschwunden. Da mache ich mir doch keine Sorgen, wenn er mal für zwei Wochen abtaucht!«
»Würden Sie diesen Besucher wiedererkennen, wenn sie
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