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295 - Dunkle Wasser

295 - Dunkle Wasser

Titel: 295 - Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sobald die Mar'os-Jünger versuchten, einzudringen. Damit hatten sie den Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Doch die Kuppel war noch nie nach außen hin unter Strom gesetzt worden außer zu Testversuchen. Sie musste sich im Ernstfall erst bewähren.
    Quart'ol sah sich um und erkannte die Angst in den Augen vieler anderer. Sie waren keine Krieger und diese Situation war mehr, als sie ertragen konnten.
    E'fah schwamm dicht an Gilam'esh heran. Quart'ol hörte ihre leise Stimme. »Sie brauchen dich, Gilam'esh. Auch wenn du in Ungnade gefallen bist, sehen sie doch noch zu dir auf. Rede zu ihnen.«
    Gilam'esh schwamm ein Stück höher und sah auf die Verteidiger des Tores hinab. »Ich weiß, dass ihr Furcht habt«, klackte er laut und ließ damit selbst das letzte leise Gespräch verstummen. »Und es ist gut, Furcht zu haben, denn sie lehrt euch Respekt. Aber ich weiß auch, dass ihr mutig seid. Nicht, weil ihr den Krieg liebt, sondern weil euch Hykton ein Zuhause ist, um das ihr kämpfen werdet. Wir werden diese Stadt nicht aufgeben! Kein einziger Mar'os-Jünger hat das Recht, hier einzudringen! Ja, ich habe Frieden gepredigt, denn er ist einem Konflikt immer vorzuziehen. Aber wenn der Feind den Frieden nicht will, muss er mit Gewalt in seine Schranken gewiesen werden!«
    Damit riss er seinen Schockstab in die Höhe, und E'fah zog fast zeitgleich ihren Kombacter. Die sie umgebenden Hydriten folgten erst zögernd, dann immer entschlossener. »Es ist unsere Stadt!«, klackte ein kaum ausgereifter Junghydrit. »Für Hykton!«, schnalzte eine ältere Hydritin. Quart'ol sah einen neuen Ausdruck in ihren Augen, der ihm Mut machte.
    Die Rufe erstarben, als das Heer auf der anderen Seite auf einen unhörbaren Befehl hin vorstieß. Die Schlacht um Hykton begann.
    ***
    Dry'tor sah auf das Heer, das er viele Rotationen lang im Verborgenen herangezüchtet hatte. Ein neues Kapitel in der Chronik der Hydriten begann, und es würde seinen Namen tragen. Er sah mit Stolz auf seine Kämpfer und schickte ihnen einen mentalen Impuls, der so stark war, dass die Ischtaar und Reiter von seinen Augen verschwammen und seine Hände zitterten.
    »Zerstört die Stadt! Zerstört jede einzelne Wohnkuppel! Tötet sie alle! Wenn diese Schlacht vorüber ist, soll das Meer gefärbt sein von ihrem Blut, und wir werden ihre Eingeweide fressen!«
    Das Schnalzen und Klacken dröhnte in seinen Hörlöchern, als seine Krieger ihm antworteten.
    »Mar'os! Mar'os! Mar'os!«
    Dry'tor riss die Hand mit dem mächtigen Dreizack in die Höhe. Unter ihm lag kaum erkennbar im Schutz der Kuppel das Hydrosseum.
    »Für Mar'os! Wenn dieser Kampf vorüber ist, hat er das größte Opfer erhalten, das ihm jemals gebracht wurde!«
    ***
    Die Ischtaar kamen heran. Quart'ol sah mehrere grobschlächtige Krieger, die mit ihren Dornen und Speeren auf das bionetische Material der Kuppel herabstießen. Er hörte den Ruf der Nar'firen. Die Einheit Kal'rags stand kurz davor, den elektrischen Schutz zu aktivieren. Sicherheitshalber zogen sich die Verteidiger von der Kuppel zurück.
    Bel'ar schwamm dicht bei Quart'ol. Gebannt blickten sie auf die Flanke der Kuppel, an der inzwischen gut fünfzig Mar'os-Jünger in regelmäßigen Abständen das nachgiebige Material bearbeiteten.
    Sie hörten ein leises Geräusch, ein kaum hörbares Knistern. Blassblaues Licht blitzte auf. Überschlagsfunken tanzten wie Elmsfeuer auf der Außenseite. Die Mar'os-Jünger wurden zurückgestoßen wie von einer unsichtbare Hand. Einige trieben regungslos im Wasser, andere zuckten mit weit aufgerissenen Augen.
    »Es funktioniert!« Bel'ar packte Quart'ols Schultern. »Es funktioniert tatsächlich!«
    Obwohl Hydriten anders auf Strom reagierten als Menschen, war der erste Erfolg überwältigend. Immer mehr Mar'osianer trieben davon oder zuckten im blauen Licht. Trotzdem näherten sich weiterhin Angreifer und stießen zu der Kuppel vor. Ihre Gesichter waren wutverzerrt, ihre Augen voller Hass.
    »Warum geben sie nicht auf?«, klackte Quart'ol nervös. Nicht ohne Grund: Die Kuppel konnte nicht ewig mit Energie versorgt werden, das Kraftwerk lieferte auf Dauer nicht genug davon.
    Als hätte es nur dieses Gedankens bedurft, erlosch plötzlich das Licht der Kuppel für mehrere Kiemenzüge. Auf der Stadt lastete eine tödliche Stille.
    »Ist das alles, was Kal'rag aufbieten konnte?«, schnalzte Bel'ar kaum hörbar.
    Quart'ol schüttelte den Kopf. »Er ist ein Taktiker. Du wirst sehen: Er lässt sie erst wieder

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