295 - Dunkle Wasser
sich durch einen Kelpwald gleiten, bis er endlich auf einen Hydriten traf.
Der Fischmensch bemerkte ihn fast zeitgleich, fuhr herum und riss einen Speer mit einer langen Metallspitze hoch. Kroow schoss auf ihn zu und stieß einen Tentakel in den Nacken seines Opfers.
»Weise mir den Weg nach Neu-Martok'shimre!«, verlangte er mental. Der Hydrit hatte ihm nichts entgegenzusetzen. Sein Name war Mar'dyk und er war Botschafter zwischen Hykton und Neu-Martok'shimre, mit dem Auftrag, weitere Kraa'gieras nach Hykton zu schaffen. Offensichtlich gab es einen Krieg unter den Hydriten. Die Kraa'gieras waren Waffen, die den Mar'osianern langsam ausgingen.
Crow interessierte das nicht, und es machte ihn nervös, die Ungeduld des Koordinators zu spüren, der diese Schlacht nicht verpassen wollte. Er würde sich nicht mehr lange zurückhalten können. Eile war geboten.
Kroow sog die Gedanken und Erinnerungen aus dem Gehirn des Hydriten, so weit sie ihm zugänglich waren, dann riss er ihn wie beiläufig in zwei Teile und setzte seinen Weg fort.
Neu-Martok'shimre war nur noch wenige Minuten entfernt.
***
Hykton
Quart'ol wich entsetzt zurück. Das Loch hörte auf, sich zu vergrößern, nachdem eine halbe Wohnkuppel darin Platz gefunden hätte. Dafür begann es zu wuchern. Er hörte die Jubelschreie der Mar'os-Jünger. Hatten sie auf diesen Effekt gewartet? Vier Mar'osianer stießen an ihm vorbei, ohne ihn anzugreifen.
»Haltet sie auf!«, befahl Gilam'esh, der gegen zwei weitere Feinde kämpfte und einen mit seinem Schockstab außer Gefecht setzte. E'fah tötete den zweiten.
Quart'ol eilte hinter den beiden her und feuerte, doch der Schuss ging knapp daneben. Sie verloren rasch an Höhe und Quart'ol erkannte, was ihr Ziel war: der Meerespalast am Rand der Stadt, der auf einem erhöhten Plateau stand.
Erneut schoss er. Inzwischen hatte er aufgeholt und traf einen der Krieger, der zuckend kollabierte. Der andere setzte seinen Weg unbeirrt fort.
Kurz über dem Meerespalast griff er an seinen Gürtel, an dem ein fast kopfgroßer Beutel aus Fischleder hing. Ehe Quart'ol es verhindern konnte, hatte er zwei der grauschwarzen Seesterne herausgeschüttelt. Quart'ol tötete ihn und schwamm den Seesternen nach, deren Arme sich träge bewegten. Sie schienen ihr Ziel zu spüren und setzten sich eine Schwimmlänge auseinander auf zwei Stellen des bionetischen Daches.
Ein Knistern erklang, wie Quart'ol es schon zuvor bei der Kuppel gehört hatte. Innerhalb weniger Kiemenzüge kräuselte sich das rätselhafte Material und begann zu wuchern. Es quoll ihm entgegen, und Quart'ol wich entsetzt zurück, ehe die Masse seinen Fuß berührte.
Gleichzeitig bildeten sich an anderen Stellen des Gebäudes Löcher und Risse. Die Zerstörung schritt konstant voran. Der Meerespalast würde innerhalb einer Stunde vollkommen zerstört sein, und nichts würde es aufhalten können.
Quart'ol ballte die Hände zu Fäusten, als er nun erst richtig realisierte, was diese Seesterne anrichten konnten. Sie würden ganze Wohnviertel innerhalb weniger Stunden zu einer grauen, unansehnlichen Masse werden lassen. Wo immer sie auf bionetischen Baustoff trafen, veränderten sie ihn und lösten ihn auf. Eine furchtbare Waffe!
Er sah weitere Mar'os-Jünger, die in Gilam'esh'kar eingedrungen waren. Wieder erklangen die Nar'firen in einer charakteristischen Abfolge. Dieses Mal war es ein Rückzugsbefehl zum Hydrosseum für alle, die keine Transportquallen zur Verfügung hatten.
Die Mar'os-Jünger waren durchgebrochen. In der Kuppel klafften Löcher, groß wie Wohnhöhlen. Quart'ol dachte an die Kinder der Stadt und die Kranken und Alten, die sich im Hydrosseum versammelt hatten. Der Schock über das Geschehen lähmte seine Bewegungen.
Er schwamm an anderen Hydriten vorbei, die sich wie er zurückzogen. Auch in ihren Augen sah er die schreckliche Erkenntnis: Die Bionetik fiel. Die wichtigste Errungenschaft der Hydriten, der Stoff, auf den sie ihre gesamte Zivilisation aufgebaut hatten, wurde hinfällig. Es war, als würde die Stadt unter einem kollektiven Schock stehen.
Mar'os-Jünger fielen über Gilam'esh'kar her, während die Ei'don-Hydriten sich ins Zentrum der Stadt zurückzogen. Quart'ol fand Bel'ar und Mer'ol unverletzt wieder und sah auch in ihren Gesichtern die ungläubige Bestürzung über die Wendung der Schlacht.
»Wir werden vernichtet werden«, klackte Bel'ar mit zitternden Lippen. »Die Verstärkung kommt zu spät. Wir müssen alle sterben.«
Quart'ol
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