2x Professor Manstein
Beamten ziemlich hastig. Ihm war es darum zu tun, so schnell wie möglich an die Arbeit zu kommen. Für den Rest des Tages war er selbst für seine Familie nur noch in kurzen Augenblicken zu sprechen. Barbara und die Kinder nahmen es hin, daß der Professor, einmal mit einer wichtigen Materie beschäftigt, solange als Familienvater nicht mehr existent war, bis er sich hindurchgerungen hatte.
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Am nächsten Morgen, obwohl es Sonntag war, rief Inspektor Grewes persönlich an.
„Ich muß Sie enttäuschen, Professor! Wir haben nicht den geringsten Hinweis gefunden! In der Wohnung finden sich nur die Fingerabdrücke Ihrer Frau, Ihrer Kinder und Ihre eigenen. Auch auf dem Briefumschlag, den Sie uns gaben, haben wir nur Ihre Fingerabdrücke entdeckt! Die Täter müssen mit Handschuhen gearbeitet haben! Sie können uns inzwischen auch noch keinen Hinweis geben?“
„Nein!“ sagte Manstein.
Er hörte, wie der Inspektor seufzte.
„Der Fall scheint einer von denen zu werden, die sich über Jahre hinziehen! Ich verspreche Ihnen jedoch, daß wir unser Bestes tun! Wir benachrichtigen Sie, sobald wir etwas gefunden haben – einverstanden?“
Manstein zuckte mit den Schultern, als ob Grewes es sehen könnte.
„Was bleibt mir denn anderes übrig?“
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Am Montag nahm Manstein seinen Dienst wieder auf. Die erste Stunde seines Dienstes beschäftigte er sich mit seiner aufgeregten Fakultätssekretärin, die sich eingehend darüber erkundigte, was dem Professor am Wochenende gefehlt habe. Manstein erzählte ihr eine Geschichte, die er sich in der Eile zusammengedrechselt hatte, und wandte sich dann den Arbeiten zu, die Giller vom Sonnabend her für ihn hatte liegen lassen. Es drehte sich dabei um die üblichen Dinge – Auftragsbestätigungen, Rechnungen, Anfragen von Behörden und Ähnliches. Die Tatsache, daß er sich mehrere Stunden seines Dienstes am Tage mit Dingen beschäftigen mußte, die seinem Fachgebiet vollkommen fremd waren, hatte Manstein auch in der Öffentlichkeit schon mehrmals zu der Behauptung veranlaßt, die naturwissenschaftliche Forschung der Erde wäre um zweitausend Jahre weiter, wenn der Forscher nicht die größte Zeit seines Lebens von Dingen beansprucht würde, die ihn nichts angingen.
Giller erschien eine Stunde später.
„Entschuldigen Sie bitte, Herr Professor – ich habe letzte Nacht solange über meiner Arbeit gesessen, daß selbst mein schriller Wecker mich heute morgen nicht aus den Federn gebracht hat!“
Manstein winkte ab.
„Schon gut, Giller! Sind Sie wenigstens weitergekommen?“
„Ich denke doch, Herr Professor!“
Giller war im Moment damit beschäftigt, seine Doktorarbeit zu schreiben. Sie behandelte die theoretische Ermittlung elektrischer Materialkonstanten und war sowohl in ihrem Umfang als auch in ihrem Niveau durchaus den Erwartungen angemessen, die Professor Manstein in Giller setzte.
„Wenn Sie irgendwelche Schwierigkeiten haben, Giller, dann lassen Sie es mich wissen. Ich helfe Ihnen gerne, soweit ich es verantworten kann!“
Giller wandte sich um und sah ihn zögernd an.
„Ja – da wäre schon etwas, Herr Professor!“
Manstein sah auf die Uhr.
„Schießen Sie los! Wir haben noch etwas Zeit!“
In dem Vorbereitungsraum, in dem sie sich aufhielten, gab es eine kleine Wandtafel. Giller nahm ein Stück Kreide zur Hand und begann, einige Formeln an die Tafel zu schreiben. Dazu erklärte er:
„Wenn ich in diese Formeln die Zahlenwerte einsetze, komme ich ständig zu verschiedenen Ergebnissen! Dabei sind alles nur verschiedene Definitionen für ein und dieselbe Konstante! Können Sie da etwas erkennen?“
Manstein trat einige Schritte von der Tafel zurück und besah sich, was Giller geschrieben hatte.
„Setzen Sie doch mal Zahlenwerte ein, Giller!“
Auf der rechten Seite der Tafel begann Giller, die gleichen Formeln noch einmal – diesmal mit Zahlenwerten anzuschreiben. Manstein nahm einen Rechenschieber zur Hand und rechnete die Werte durch. Aus drei verschiedenen Gleichungen erhielt er drei verschiedene Werte.
„Sie haben recht! Ich kann allerdings nicht sagen, wo der Fehler liegt. Sicherlich nicht in den Formeln selbst. Vielleicht bringen Sie mir am besten Ihre Arbeit einmal mit – wir können sie dann zusammen durchsehen!“
Giller war erfreut.
„Besten Dank, Herr Professor! Ich werde es gerne tun! – Ich gehe inzwischen schon in den
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