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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Moore Williams
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halten können, die Lösung naherliegender Probleme hatte verhindert, daß aus dem Traum eine Tatsache wurde. Der Krieg, von dem man annehmen sollte, er würde die Entwicklung beschleunigen, hatte allen Hoffnungen ein Ende bereitet. Weder hüben noch drüben standen Materialien, Wissenschaftler und technische Hilfskräfte zur Verfügung, um das Schiff zu bauen, das den Anforderungen der Raumfahrt gewachsen war.
    „Sie irren sich, Oberst“, kam die Stimme Wests aus dem Halbdunkel. „Ich muß Ihnen leider widersprechen. Was Sie hier sehen, ist kein Raumschiff, obwohl das Geschoß für kurze Zeit die Atmosphäre verlassen soll. Sehen Sie noch einmal hin!“
    Zen starrte mit fiebrigen Augen auf den Wandschirm, dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Hammerschlag. „Eine Superbombe!“
    „Genau das“, bestätigte West gelassen.
    „Eine Bombe, die nach ihren Ausmaßen imstande wäre, einen ganzen Kontinent zu verwüsten!“ flüsterte Zen entsetzt.
    „Ich kann Ihnen nicht widersprechen, Oberst.“ Wests Stimme erinnerte Zen an den trockenen Wind, der über Nevada weht.
    „Ich – ich wußte nicht, daß wir eine solche Bombe im Bau haben“, stammelte er, immer noch von den gewaltigen Ausmaßen des Ungetüms beeindruckt.
    „Sie waren nicht falsch unterrichtet“, sagte West. „Wir bauen diese Bombe auch nicht.“
    „Wir nicht – wer dann?“ Zen fühlte, wie ihm ein kalter Schauder über den Rücken rann.
    „Sehen Sie sich die Männer auf dem Bild genauer an, Oberst!“
    „Asiaten!“ stieß Zen hervor und sprang auf. „Ich achtete in der ersten Überraschung nicht auf die gelben Gesichter. West, diese Bombe ist eine riesige unbemannte Rakete, die mit Tausenden von Meilen Geschwindigkeit aus heiterem Himmel auf ahnungslose Menschen, auf unsere Landsleute, fallen soll!“
    „Ja“, antwortete West. Kein Muskel seines Körpers bewegte sich. Nedra, die neben Zen saß, war gleichfalls völlig unbewegt.
    „Lassen Sie mich gehen“, stieß Zen hervor. „Ich muß hier heraus, ich muß unserem Generalstab diese Information bringen, damit der Schlag unser Land nicht unvorbereitet trifft.“
    „Weltraumwesen kämpfen nicht“, sagte West. „Ich dachte, Sie waren einer von uns.“
    „Es kommt nicht darauf an, wer oder was ich bin“, sagte Zen schnell. „Der Bau dieser Bombe muß gemeldet werden. Das ganze Land muß in Alarmzustand versetzt werden, alle verfügbaren Z-Jäger müssen ständig in der Luft sein, um die Bombe abzufangen, bevor sie unermeßliches Unheil anrichtet. Die leitenden Männer der Abwehr müssen sich hier installieren, um den Fortgang der Arbeiten zu beobachten, oder, wenn Sie damit nicht einverstanden sind, müssen Sie uns Ihr Gerät überlassen, damit die Beobachtung in unserem Hauptquartier erfolgen kann. Mir scheint, dies wäre überhaupt die beste Lösung.“ Zen hatte sich in Eifer geredet, mit unruhigen Schritten durchmaß er den halbdunklen Raum. „West, begreifen Sie, daß wir mit Ihrem Gerät diesen Krieg zu unseren Gunsten entscheiden können?“ fragte er schließlich. „Keine Bewegung des Gegners wird uns verborgen bleiben, auf jeden Zug können wir mit dem entsprechenden Gegenzug antworten.“
    „Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß Sie Tränen in den Augen haben“, erwiderte West gelassen.
    „Hören Sie auf mit Ihren dummen Scherzen“, knurrte Zen verlegen. Er wußte, daß West die Wahrheit sprach, und er schämte sich seiner Ergriffenheit, die nicht zu seiner Uniform paßte, „Ich sehe nur den militärischen Wert Ihrer Erfindung. Er ist unermeßlich für uns. Damit können wir die Asiaten schlagen, können endlich diesen furchtbaren Krieg zu einem Ende bringen.“
    „Ich habe in jeder Phase des Krieges gewußt, was die Asiaten vorhatten“, sagte West leise, aber Zen hörte nur mit halbem Ohr zu.
    „Es kann nicht mehr lange dauern“, murmelte der Oberst mit funkelnden Augen. „Zwei Wochen – drei Wochen, dann sind sie erledigt.“
    Erst jetzt schien ihm Wests Einwurf zu Bewußtsein gekommen zu sein, denn sein Kopf fuhr herum. „Was haben Sie gesagt? Sie waren während der ganzen Zeit über die Pläne der Asiaten informiert? Warum – warum haben Sie dann versäumt, uns zu warnen? Warum ließen Sie zu, daß so viele Menschen starben?“ West antwortete nicht. Die Stille im Raum war vollkommen. Kälte breitete sich aus, während die Menschen auf dem Bildschirm, Tausende von Meilen entfernt, vor Zens Augen fortfuhren, die Bombe zu bauen, die Amerika vernichten

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