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30 Sekunden Verzögerung

30 Sekunden Verzögerung

Titel: 30 Sekunden Verzögerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Moore Williams
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ihrer Einheit untreu geworden. Sie ist auf dem besten Wege, sich selbst zu vernichten. Wer die Geschichte kennt, wird zugeben müssen, daß sie ein einziges Beispiel für diesen Wahnsinn ist. Eine endlose Kette irrsinniger Kriege zieht sich durch die Geschichte des Menschengeschlechts.“
    „Wollen Sie Amerika für geschichtliche Irrtümer verantwortlich machen?“ entgegnete Zen scharf. „Wir haben versucht, sie zu vermeiden, bei Gott, wir haben es fast bis zur Selbstaufgabe versucht.“
    „Ich sprach nicht von Irrtümern, ich sprach von der Geschichte“, stellte West fest. „Ich werde mich hüten, diese beiden Begriffe gleichzusetzen.“
    „Worauf wollen Sie hinaus, wenn nicht auf die Tatsache, daß Kriege Wahnsinn sind?“ fragte Zen, der Wests Gedankensprüngen nicht zu folgen vermochte.
    „Ich will damit andeuten, daß Krieg das Medium zur Entwicklung der menschlichen Rasse als Ganzes ist. Die Geschichte lehrt uns, daß diese Entwicklung dadurch stattfindet, daß Teile des Ganzen einander bekämpfen, damit übrigbleibt, was am widerstandsfähigsten ist.“
    „Mir scheint das eine reichlich verwilderte Philosophie“, erklärte Zen.
    „Wieder bin ich anderer Ansicht als Sie, Oberst“, sagte West. „Wenngleich zahlreiche Menschen dabei ums Leben gebracht werden und die übrigen leiden müssen.“
    „Wie kann ein Verhalten, das derartige Wirkungen hervorruft, etwas Positives in sich tragen?“ fragte Zen aufgebracht. „Es kann nur eine Bezeichnung dafür geben – Atavismus, finsterste Barbarei!“
    Eindruck, in die Enge getrieben zu sein und eine Kehrtwendung in seiner Meinung vollzogen zu haben. Oder war es West, der die Stellung gewechselt hatte?
    „Lange genug hegte ich die gleiche Hoffnung“, sagte West. „Bis heute bin ich zu keinem Ergebnis gekommen, aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben. Der Mensch wächst und entwickelt sich, er hat kühne Gedanken und ist besessen von der Idee, immer tiefer in die Geheimnisse der Natur einzudringen. Seine Veranlagung treibt ihn dazu, so lange zu suchen, bis er einen gangbaren Weg gefunden hat.“
    Wieder belebte sich der Bildschirm an der Wand. Als verschwommene Schatten bewegten sich menschliche Gestalten darauf. Kurt Zen beugte sich vor, um sich keine Einzelheit entgehen zu lassen.
     
10. Kapitel
     
    „Sie vertreten einen einseitigen Standpunkt, der nicht alle Glieder der Gleichung berücksichtigt“, warf West dem anderen vor. „Hinter dem, was Sie Barbarei nennen, steht als Ziel, die Menschen über sich selbst hinauswachsen zu lassen. Vielleicht ist Ihre sogenannte Barbarei nur das Ergebnis von Unkenntnis, der in die falsche Richtung geleitete Versuch, ein großes Problem zu lösen, ohne es endgültig aus der Welt schaffen zu können.“
    „Aber es muß doch einen Weg geben, der nicht solche Leiden über die Menschheit bringt!“ protestierte Zen. Er war verwirrt und fühlte, daß die Diskussion nicht so verlief, wie er es wünschte. Er hatte den Minutenlang sah er wie durch einen Schleier, und die Gestalten blieben undeutlich und verworren. Er blickte zu West hinüber, und der Mann mit dem zerfurchten Gesicht nickte ihm beruhigend zu.
    „Das Bild wird in einer Minute klar sein“, flüsterte er, und seine Stimme klang, als spräche er aus weiter Ferne. Zen rieb sich die Augen, um sich zu vergewissern, daß West noch an seinem Platz war. Für einen kurzen Augenblick entdeckte er ihn nicht, aber dann saß er wieder in dem Sessel. „Geben Sie acht, das Bild ist klar!“ sagte er, und Zen wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schirm zu.
    Die Gestalten waren nun deutlich zu erkennen. Das Bild schien einen Ausschnitt aus einer unterirdischen Höhle zu geben, in der Menschen an einer Vorrichtung arbeiteten, die … Zen dachte den Gedanken nicht zu Ende, aber er kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich völlig auf den Bildschirm.
    „Aber das ist ja ein kleines Raumschiff!“ stieß er dann erregt hervor. Er war im Zeitalter stürmischer wissenschaftlicher Entwicklung geboren und hatte, wie so viele andere, von einer Zukunft geträumt, die es den Menschen erlauben würde, die Weite des Weltraums zu durchmessen und ferne Inseln im Universum zu besuchen. Die Wissenschaftler hatten eine baldige Erfüllung dieser Träume in Aussicht gestellt, phantasiebegabte Schriftsteller nahmen sie als vollendete Tatsachen vorweg und machten sie zur Grundlage ihrer Werke. Doch die Wirklichkeit hatte mit der menschlichen Vorstellungskraft nicht Schritt

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