309 - Die Rache der Hydriten
seines Opfers abhängig zu sein. Wenn der Mensch ohne Anmeldung einfach kam und wieder verschwand, konnte das direkt vor seinen Flossen passieren, ohne dass er etwas davon mitbekam. Aber wie es schien, war das Glück ihm hold. Noch ein paar feine Justierungen, dann wurde aus dem Rauschen ein stimmähnliches Brummen, durchzogen von Schnalz- und Klacklauten. So klang es nur, wenn ein Mensch versuchte, Hydritisch zu sprechen.
»… Quart’ol in Gilam’esh’gad. Bist du da, alter Freund? Hier ist Maddrax.« – »Und Xij!«, klackte eine weitere, hellere Stimme, ebenfalls auf Hydritisch, aber es war eindeutig eine andere, offenbar weibliche Person. »Gilam’esh? Könnt ihr uns hören?«
Volltreffer!
Fieberhaft versuchte Ur’gon zu ermitteln, woher der Funkspruch kam. Die Signalstärke gab Aufschluss darüber, dass es ganz in der Nähe sein musste, aber ohne exakte Peilung würde er diesen Maddrax in der Weite des Meeres trotzdem nicht finden.
»Quart’ol hier!«, kam nach wenigen Sekunden die Antwort. »Wo seid ihr? Ist alles in Ordnung?«
»Matt trägt diesmal keinen Kampfanzug, der ihm das Hirn röstet, falls du das meinst«, klackte die Person namens Xij.
Das blubbernde Lachen eines Hydriten folgte.
Mit der Antwort von Quart’ol hatte er jetzt einen weiteren Punkt, den er anmessen konnte. Ur’gons Flossenhände flogen nur so über die bionetischen Eingaben. Mit ihm selbst als Empfänger konnte er das Signal triangulieren und den genauen Punkt anpeilen, von dem aus Maddrax sendete.
Wenn seine Berechnungen stimmten, befanden sich die beiden Menschen etwa zweihundertdreißig Kilometer entfernt in nordöstlicher Richtung, in Höhe der Wasseroberfläche.
Der Assassine verlor keine Zeit. Er legte den Kurs der Transportqualle fest und weckte sie aus ihrem Schlafmodus.
»Wir sind genau über euch«, sagte Maddrax jetzt. »Es gibt Neuigkeiten den Streiter betreffend. Und ehrlich gesagt sind wir nur auf der Durchreise und stehen ziemlich unter Zeitdruck. Quart’ol, wir brauchen dich, Gilam’esh und Pozai’don dringend hier oben. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, es geht um Leben und Tod.«
»Das...«, Quart’ol zögerte kurz, »… klingt gar nicht gut. Und ich habe eine schlechte Nachricht für dich.« Der Hydrit machte erneut eine Pause. »Pozai’don ist tot. Er wurde vor einigen Wochen ermordet, vermutlich von Skorm’ak, dem Obersten des Gilam’esh-Bundes.«
Es kostete Matt einen schmerzhaften Moment, diese Neuigkeit zu verarbeiten. Ohne Pozai’don würden sie sicher länger benötigen, die Anlage zu verstehen. Eilig durchdachte er seine Optionen. »Dann kommt wenigstens ihr beide mit uns, Quart’ol. Ich habe keine Zeit für lange Erklärungen, wir können alles Weitere auf dem Weg besprechen.«
»Glaub uns, wenn es nicht unumgänglich wäre, dass ihr uns begleitet, wären wir nicht hier«, ergänzte jetzt Xij.
Worüber reden die da eigentlich? Ur’gon verstand kein Wort. Was er allerdings verstand, war, dass er sich beeilen musste, wollte er Maddrax noch erwischen. Der Kerl wollte so bald als möglich wieder verschwinden. Ein Glück, dass die Konversation auf Hydritisch stattfand. Nicht auszudenken, wenn ihm diese Information entgangen wäre, weil sie in einer Menschensprache geführt wurde!
»Ich werde Gilam’esh Bescheid sagen. Müssen wir etwas Besonderes mitnehmen?« Es klang so, als riefe Quart’ol etwas Unverständliches über seine Schulter hinweg.
»Bionetisches Material und Werkzeug wäre gut.« Matthews Klacken wurde eindringlicher. »Und alles, wirklich alles , was ihr an Unterlagen über den Flächenräumer habt. Verstehst du?«
»Oh.« Quart’ols Schnalzen klang überrascht. »So schlimm also?«
»Ja, Quart’ol. So schlimm.« Xijs Stimme, gefolgt von einem Seufzen.
»Wir werden uns beeilen!«, versprach Quart’ol, und Ur’gon zerbiss einen Fluch. Lasst euch ruhig Zeit... Wo ist ein Seebeben, wenn man eines braucht?
Der Assassine ließ die Transportqualle auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen. Er musste es schaffen, vor den beiden Hydriten vor Ort zu sein. So wie es klang, waren Maddrax und Xij nur zu zweit unterwegs. Waren Gilam’esh und Quart’ol erst bei ihnen, würde er es mit gleich vier Gegnern zu tun haben. Obwohl es natürlich nicht schlecht wäre, auch gleich noch die Kollaborateure dieser Barbaren auszuschalten...
Der angebliche Prophet Gilam’esh, der das Weltbild der Hydriten nachhaltig ins Wanken gebracht hatte, war ihm schon immer suspekt
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