309 - Die Rache der Hydriten
war das Überraschungsmoment auf seiner Seite.
Noch einmal kontrollierte Ur’gon seine Position. Weniger als zehn Kilometer. Das Echolot war stark genug, jetzt auch erste Reflexionen eines auf dem Wasser treibenden Objekts zu empfangen. Maddrax war also noch dort. Alles verlief nach Plan.
Voller Erwartung umklammerte Ur’gon den Schockstab. Er wunderte sich über sich selbst. Normalerweise war er ruhig und gelassen, wenn ein Auftrag in die heiße Phase ging. Aber diesmal waren persönliche Empfindungen im Spiel.
Noch knapp zwei Kilometer. Der Hydrit befahl der Transportqualle, die Geschwindigkeit zu drosseln und im Abstand von etwa hundert Metern und in einer Tiefe von fünfundzwanzig Metern anzuhalten.
Als das Gefährt beinahe zum Stillstand gekommen war, ging plötzlich ein Ruck durch die Qualle. Ur’gon wurde aus seiner Sitzgelegenheit gegen die nachgiebige Innenwand geschleudert. Der Schockstab entglitt ihm. Ein Angriff der Zielperson? Unmöglich! Wie hätte Maddrax ihn bemerken sollen?
Die beiden Hydriten aus Gilam’esh’gad!, durchzuckte es den Assassinen. Ich hätte auch die Tiefe scannen müssen! Ein unverzeihlicher Fehler.
Erschütterungen durchliefen die Qualle. Sie wurde durchgeschüttelt wie ein Fass, das bei Sturm auf den Wellen tanzte. Bald wusste Ur’gon nicht mehr, wo oben und unten war. Die bionetische Innenbeleuchtung flackerte beständig.
Das konnten weder zwei Hydriten noch eine Transportqualle ausrichten. Irgendetwas anderes musste sein Gefährt angreifen, eine mutierte Bestie aus der Tiefsee vielleicht! Die Wände wölbten sich nach innen, als würde von außen ein enormer Druck auf sie ausgeübt. Immer stärker wurde der Innenraum der Qualle zusammengequetscht.
Ur’gon tastete nach seinem Schockstab, bekam ihn zu fassen. Er hatte nur noch einen Gedanken: Raus hier! Was immer es war, das seinem Gefährt so zusetzte – hier drinnen konnte er nichts dagegen unternehmen. Er musste raus, sich einen Überblick verschaffen.
Verwundert registrierte der Assassine, dass es plötzlich ruhig geworden war. Das Licht flackerte immer noch, aber das Innere der Qualle, die jetzt auf dem Kopf stand, wurde nicht mehr durchgerüttelt. Die Wände wölbten sich pulsierend nach innen. Die halbtransparente Außenhülle war von Mikrorissen milchig-weiß angelaufen. Ur’gon bezweifelte, dass sie die Attacke überleben würde.
Irritiert versuchte er auszumachen, was geschah. Gerade hatte er unter sich die Ausstiegsschleuse ausgemacht, die sich sonst an der Oberseite befand, als plötzlich direkt vor ihm etwas mit unglaublicher Wucht durch die Quallenhülle getrieben wurde! Ein spitzer horniger Kiefer bohrte sich durch die widerstandsfähige Masse.
Ur’gon duckte sich unter den zusammenklappenden Schnabelhälften zusammen, die mit einem kräftigen Ruck ein großes Stück aus der Qualle herausrissen.
Es dauerte nur einen Augenblick, bis der Hydrit realisiert hatte, was hier geschah: Ein Riesenkrake griff die Qualle an! Offenbar hatte das Tier den vermeintlichen Leckerbissen entdeckt und war ihm gefolgt.
Die Quallenhülle riss an den Rändern des herausgebissenen Lochs immer weiter auf. Ur’gon wurde unvermittelt vorwärts gerissen, als sich die Qualle wie von selbst »auf links zog«. Er schrammte mit seinem Helm nur knapp am Maul des riesigen Kraken vorbei und zog sich geistesgegenwärtig an der Haut des Tieres entlang durch eine Lücke zwischen zwei Tentakeln, die nach wie vor die Quallenhülle umklammert hielten. Das freie Meer vor Augen, versuchte er schnell, etwas Abstand zu dem Kraken zu gewinnen.
Er kam nicht weit. Gerade als er sich umdrehen und die Situation abschätzen wollte, wurde er von einem der Tentakel erfasst und zurückgerissen.
Ur’gon wartete nicht auf eine bessere Gelegenheit. Während er durch das Wasser rauschte, brachte er den Schockstab in Position. Es fiel ihm schwer, den Arm gegen die Strömung zu bewegen, aber schließlich hatte er die Waffe auf die ihn umklammernde Extremität angelegt und drückte ab.
Sofort erschlafften die Muskeln in dem Tentakel und Ur’gon kam frei. Diesmal blieb er auf der Position und versuchte nicht mehr zu fliehen. Es war genau die richtige Entscheidung, denn schon schnellten zwei weitere Fangarme des Tieres heran, wollten ihn greifen und in das scharfe Hornmaul stopfen.
Nicht mit mir, Freundchen!
Der Assassine ließ die Tentakel herankommen, bis er sie mit dem Schockstab berühren konnte. Zwei empfindliche Ladungen und sie schnellten
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