309 - Die Rache der Hydriten
stabile Verhältnisse. Darüber hinaus war Black im vergangenen Jahr offenbar vom Obersten Richter zum Bürgermeister avanciert. Er musste sich um die Stadt verdient gemacht haben.
Nur wenige Minuten später flog er in einer weiten Schleife über dem Potomac die Zielkoordinaten an und setzte das Shuttle auf. Dabei betrachtete er die verschlossenen Gleiterhallen um sich her. Waashton stellte noch immer eine Hochburg der Zivilisation dar. An diesem Ort gab es eine ganze Armee, strukturiert und effektiv. Angeführt von Leuten, die Kompetenz und Weitsicht besaßen.
Er wandte sich an die beiden Hydriten. »Und ihr seid sicher, was eure Entscheidung betrifft?«
Beide nickten, wie Menschen es taten. Quart’ols Scheitelkamm schwoll leicht an. »Wir würden nur unnötiges Aufsehen in der Stadt erregen. Besser, du gehst mit Xij allein. In der Zwischenzeit können wir die Datenkristalle mit den Plänen zum Flächenräumer schon einmal grob auswerten. Noch wissen wir nicht, welche wirklich relevant sind.« Er deutete auf das Funkgerät. »Wir können ja in Verbindung bleiben.«
»In Ordnung.« Matt stand auf, holte ein Headset aus einem der Konsolenfächer und verstaute es in einer seiner Hosentaschen. Dann wandte er sich zu Xij um. Er fühlte sich, als lastete das gesamte Gewicht des Mondshuttles auf seinen Schultern. Lieber hätte er sich noch einmal von Daa’tan in Dornen wickeln lassen, als das Gespräch zu führen, das ihm nun bevorstand.
Xij Hamlet berührte aufbauend seinen Arm und deutete zur Schleuse. »Sie warten auf dich.«
»Ja. Stellen wir uns ihnen.«
***
General Diego Garrett begleitete sie persönlich in einem Gleiter ins Weiße Haus, in dem Präsidentin Alexandra Cross die Regierungsgeschäfte tätigte. Matt fiel sofort auf, dass der Mann seit ihrem letzten Zusammentreffen eine Veränderung durchgemacht hatte.
Der Oberbefehlshaber der Bunkerstreitkräfte war immer schlank gewesen, doch nun wirkte er hager. Die Uniform saß eine Spur zu locker. In sein Gesicht hatten sich neue Falten gegraben, die grauen Haare durchzogen helle Fäden, doch das Entscheidende sah man in seinen Augen.
Unweigerlich hatte Matt sich an einen Bericht aus Jugendtagen erinnerte, der von überlebenden Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg handelte. Die Männer hatten nach dem Abschuss eines U-Bootes Unglaubliches durchgemacht und als fünf von vierhundert stundenlang im eiskalten Wasser des Atlantiks überlebt. Garrett besaß eine ähnliche Ausstrahlung wie diese Veteranen: als hätte er ein unmenschliches Schicksal erlitten, das nur wenige überlebten.
Nachdem Matt Xij vorgestellt hatte, suchte er Antworten.
»Was ist in Waashton während meiner Abwesenheit geschehen?«, wollte er mit einer dunklen Ahnung wissen. Über den Streiter würde er nur mit der Präsidentin und Black sprechen. Sie hatten dann zu entscheiden, ob diese Information der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
»Das sollen Black und Cross Ihnen erzählen, Commander«, sagte Garrett ausweichend. »Waashton hat eine lange Zeit der Unterdrückung hinter sich.«
Die dunkle Ahnung verstärkte sich, doch Matt entschloss, nicht weiter nachzubohren. Garrett erwies sich trotz aller Wiedersehensfreude als wenig gesprächig. Vermutlich auch, weil der General instinktiv spürte, dass es schlechte Neuigkeiten gab.
Die Wolken schienen noch tiefer zu sinken und den Gleiter auf den Boden zu drücken. Unter ihnen lagen leere Weiden und Koppeln, auf denen bei gutem Wetter Horsays, Wakudas und Shiips grasten. Doch der Winter rückte näher und die Koppeln verwaisten. Vermutlich hatte man den Großteil der Nutztiere bereits ins Innere der Stadt in die Verschläge gebracht.
Sie flogen über eine wehrhafte, gut drei Meter hohe Mauer hinweg. Matt hob interessiert den Kopf. »Ihr habt die alte Mauer ausgebessert«, sagte er anerkennend.
General Garretts Gesicht verdüsterte sich. »Ja. Das haben wir.«
Matt beschlich das dumpfe Gefühl, etwas Falsches gesagt zu haben. Wieder sah er zu Xij, doch dieses Mal erwiderte sie seinen Blick nicht. Sie starrte aus dem Fenster, hinunter auf die Ruinen und Holzhäuser.
»Es ist noch immer schön«, stellte sie fest.
Garrett hob eine Augenbraue. »Sie sind bereits in der Stadt gewesen, Miss Hamlet?«
»Es ist lange her«, wich Xij wahrheitsgemäß aus.
Wieder senkte sich Schweigen über die kleine Gruppe. Erleichtert sah Matt unter ihnen das nachgebaute Weiße Haus näher kommen. Der Bau aus Holz besaß dieselben Proportionen wie
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