309 - Die Rache der Hydriten
kommen: »Es tut mir leid, schon wieder mit einer Bedrohung für die Stadt aufzuwarten. Aber eigentlich ist es eine Bedrohung für die ganze Welt.«
Sie sahen ihn stumm an und hörten zu, als er vom Streiter erzählte und dem, was geschehen konnte, wenn er bei der Erde anlangte. »Deshalb brauche ich Takeo«, schloss Matt Drax seinen Bericht. »Ist er in der Stadt?«
Cross stand auf. Sie war bleich, wirkte aber gefasst. Der Blick ihrer blauen Augen richtete sich auf die Funkanlage auf dem Schreibtisch. »Ich rufe ihn. In spätestens einer Stunde ist er da.«
***
Es dauerte keine vierzig Minuten, bis Takeo eintraf. Zum Glück hatte er sich nicht in seiner Fabrikationsanlage in Amarillo befunden, sondern in der Stadt, in einer Filiale von Takeo Industries. Dort arbeitete er mit den Technos an neuen Gleitern. Wie Matt erfahren musste, hatte das Tentakelwesen Kroow nahezu die gesamte Luftflotte zerstört.
Miki Takeo erschien seiner Umwelt immer wieder wie eine Naturgewalt. Auch Matt konnte sich dieses Eindrucks nicht erwehren. Den mehr als zwei Meter großen Androiden umgab das Plysterox wie ein schützender Panzer. Selbst neben dem muskulösen Mister Black wirkte er massig und massiv genug, durch Mauern zu rennen. Nach dem Kometeneinschlag hatte er sein Menschsein mehr und mehr aufgegeben, bis sein Körper nur noch aus elektronischen Komponenten bestand.
Matt erhob sich, als Takeo näher kam, und auch Xij Hamlet stand langsam auf. In ihren Augen lag Neugierde.
»Danke, dass Sie so schnell gekommen sind, Takeo.« Matts Hand verschwand in der Pranke der Mensch-Maschine. Zum Glück drückte Takeo mit der nötigen Zurückhaltung zu und zerquetschte ihm nicht jeden Handknochen.
Da Takeo zu schwer für die Stühle im Büro war und ohnehin nicht ruhen musste, blieb er neben Alexandra Cross stehen. »Ich hörte, Sie haben schlechte Neuigkeiten, Commander?«, fragte er mit seiner synthetischen Stimme.
»Leider ja. Der Streiter hat unser Sonnensystem erreicht. Er hat den Neptun zerstört. Und er dringt weiter vor. Sein Ziel ist die Erde, auf der sich einst der Wandler befand. Das Signal des Finders hat ihn hergelockt.«
Während Takeo diese Botschaft mit der stoischen Gelassenheit einer Maschine hinnahm, bemerkte Matt, wie Cross nach Blacks Hand griff und ihre behandschuhten Finger fest zudrückten. Die Präsidentin schien kaum mit der Bedrohung umgehen zu können. Matt verübelte es ihr nicht.
»Kein Zweifel möglich?«, hakte Takeo kühl nach.
»Die Berichte der Marsianer sind eindeutig: Irgendetwas hat den Neptun vernichtet und bewegt sich auf die inneren Planeten zu. Ich wüsste nicht, wer außer dem Streiter in Frage käme. Es wird also ernst. Unsere einzige Chance, ihn abzuwehren, ist der Flächenräumer, und dazu brauchen wir Sie und Ihre Fähigkeiten.« Er holte weiter aus und erklärte Takeo die Lage sowie seine Aufgabe. Nachdem er geendet hatte, dauerte es nur Sekunden, bis Takeo seine Entscheidung traf.
»Ich komme mit, Commander«, beschied er ihm knapp. »Aber ich brauche noch mehr Informationen und Material, um tatsächlich helfen zu können.«
Erleichtert lächelte Matt. »Natürlich. Ein Großteil davon befindet sich schon an Bord unseres Shuttles.«
Mister Black trat vor. »Ich würde gern mitkommen. Ihr könnt doch sicher jede helfende Hand gebrauchen.«
Matt zog die Schultern hoch. »Sorry, das geht nicht. Mit Miki Takeos Gewicht ist die Nutzlast des Shuttles schon ausgereizt; wir können keinen zusätzlichen Mann mitnehmen.«
Takeo sah in die Runde. »Ihr werdet alle hier in Waashton gebraucht«, sagte er, und in seiner synthetischen Stimme schwang tatsächlich so etwas wie Pathos mit; oder bildete Matt sich das nur ein? »Wir alle bilden eine Front gegen den Streiter. Wenn er kommt, werden die Menschen starke Persönlichkeiten brauchen, die ihnen Kraft geben. Tun wir nicht so, als wäre die Apokalypse bereits über uns gekommen. Wir alle haben uns schon vielen Gefahren gestellt und sie gemeistert. Wir schaffen das.«
Ein Lächeln schlich sich auf Matts Züge. Das war genau der Geist, den er brauchte.
***
Langsam, ganz langsam kehrte das Gefühl in seinen Körper zurück.
Ur’gon versuchte sich zu erinnern, wann ihm das letzte Mal dermaßen kalt gewesen war. Er konnte sich nicht erinnern. Regungslos verharrte er unter Wasser, hatte sich am Ufer in eine kleine ausgespülte Senke verkrochen und wartete darauf, dass sein Körper nicht mehr vor Schmerz schrie. Er fürchtete, es würde noch
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