309 - Die Rache der Hydriten
eine ganze Weile dauern, bis es so weit war.
Die letzten langen Stunden waren die Hölle gewesen. Mit letzter Kraft hatte sich der Assassine an Maddrax’ Flugschiff geklammert und gehofft, der Albtraum möge bald vorbei sein.
Er hatte sich geirrt. Sie waren geflogen, immer schneller und höher. Ur’gons Anzug hatte versuchte, seinen Träger weiter mit sauerstoffreichem Wasser zu versorgen, doch dann hatten sie eine Flughöhe erreicht, in der die Kälte rapide zugenommen hatte. Die Außentemperatur sank immer weiter, die integrierten Heizelemente sprangen an. Eis bildete sich auf der Außenhülle und seinem Anzug.
Ur’gon wusste, dass die bionetische Konstruktion, die ihn vor der Kälte und dem Ersticken rettete, irgendwann an ihre Grenzen kommen würde – und ein paar Stunden später war es dann so weit.
Das Wasser um seinen Körper wurde immer kälter. Erste kleine Eiskristalle drangen an und in seine Kiemen. Noch konnte seine eigene Körpertemperatur das Ganze etwas ausgleichen, aber für solch einen Einsatz war der Anzug nie gedacht gewesen!
Resignierend hatte sich der Hydrit in sein Schicksal ergeben. Er konnte sich nicht einfach ausklinken und in die Tiefe fallen lassen. Ein Sturz aus dieser Höhe auf die Wasseroberfläche wäre sein Ende gewesen. Solange er lebte, das schwor er sich, würde er nicht aufgeben.
Als sein Körper schließlich schon völlig steif und unbeweglich geworden war – Ur’gon war mehrmals für kurze Zeit ohnmächtig geworden, aber seine behandschuhten Flossen umklammerten immer noch reflexartig die Vertiefungen – änderte sich die Situation erneut.
Es wurde wärmer, der Sauerstoffanteil der Luft stieg wieder an. Und schließlich – Ur’gon traute sich kaum, es als Wahrheit anzuerkennen – konnte er sehen, dass sie auf einen Küstenstreifen zuhielten.
Als sein Bewusstsein wieder fähig war, das Gesehene zu verarbeiten, und der Anzug seinen Körper wieder in ausreichendem Maße versorgen konnte, fasste der Assassine einen Entschluss.
Er musste sich erholen, daran führte kein Weg vorbei. In diesem Zustand würde er noch nicht einmal eine Seegurke töten können, geschweige denn einen Kampf mit dem verhassten Lungenatmer gewinnen.
Als das Fluggefährt absank und eine langgezogene Schleife über einem Flusslauf beschrieb, sah Ur’gon seine Chance gekommen. Er löste das Sicherungsseil von der Luke und ließ sich fallen.
Er stürzte in das seicht dahinströmende Wasser. Der Aufprall war immer noch mörderisch, aber er brachte ihn nicht um. Ur’gon wurde von warmen Wogen umspülte, sank erschöpft auf den Grund des Flusses und rettete sich in die ausgewaschene Kuhle am Ufer. Und wartete dort auf den Augenblick, da er sich wieder bewegen konnte, ohne vor Schmerz zu vergehen.
***
Ur’gon ließ sich Zeit. Sein Anzug hatte die gröbsten Schäden, die die Überbelastung hervorgerufen hatte, selbst repariert. Das bionetische Material hatte Mikrorisse in der Außenhülle wieder zusammengefügt, und der Hydrit hatte die Filterkomponenten von Hand gereinigt. Zu sagen, der Anzug wäre so gut wie neu, wäre übertrieben gewesen, aber er funktionierte zumindest wieder.
Und auch der Assassine hatte sich in den letzten beiden Stunden rudimentär erholt. Seine Muskeln, insbesondere die an den Armen und Fingern, schmerzten immer noch ohne jeden Vergleich, aber er konnte sich wieder einigermaßen sicher bewegen.
Die Stelle, an der er an Land ging, hatte er mit Bedacht ausgewählt. Zum einen führte der Fluss hier nah an der Stadtmauer entlang, zum anderen war die Uferböschung relativ dicht, sodass er ohne gesehen zu werden aus dem Wasser kommen konnte.
Für Ur’gon stand es außer Frage, dass sich Maddrax innerhalb der Stadt aufhielt. Nur wo?
Zuerst muss ich dieses Flugzeug finden , dachte er. Die Siedlung scheint ziemlich groß zu sein. Natürlich könnte ich auf gut Glück versuchen, ihn irgendwo zu erwischen, aber zu seinem Gefährt wird er früher oder später garantiert zurückkehren. Und dann schnappe ich ihn mir!
Aus einem Gebüsch heraus beobachtete er eines der Zugangstore zur Stadt. Menschen gingen dort ein und aus, wurden von einem Wachtrupp begrüßt und verabschiedet.
Schnell wurde dem Hydriten klar, dass er dort nicht so einfach hineinkommen würde.
Es muss noch andere Möglichkeiten geben. Abflussrohre, Kanäle, Versorgungsschächte oder Geheimgänge...
Grübelnd ging er zurück zum Fluss und ließ sich ins Wasser gleiten. Von früheren Aufträgen wusste er,
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