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309 - Die Rache der Hydriten

309 - Die Rache der Hydriten

Titel: 309 - Die Rache der Hydriten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern Sascha Vennemann
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Streiter warnen sollte? Er schüttelte unmerklich den Kopf. Die Zeit rann ihm wie Sand zwischen den Fingern hindurch. Morgen würden sie zum Südpol zurückkehren, damit der Flächenräumer instand gesetzt werden konnte. Sicher warteten die Marsianer und Steintrieb ungeduldig auf ihre Rückkehr.
    Sie landeten ein Stück von der Ranch entfernt. Ein alter Jeep kam ihnen entgegen, gelenkt von Honeybutt selbst. Black hatte sie über Funk verständigen lassen. Es quietschte heftig, als sie bremste. Die Tür flog auf, sie sprang aus dem Wagen und begrüßte Matt mit einer herzlichen Umarmung. Dann löste sie sich von ihm und starrte verblüfft auf Xij. Sicher, sie musste ihre Freundin Aruula erwartet haben.
    »Aruula geht es gut«, sagte Matt spröde. Ihm war nicht nach langen Erklärungen. »Sie ist auf den Dreizehn Inseln. Das ist Xij Hamlet, eine Weggefährtin.«
    Kareen gab Xij die Hand und hielt sie fest. Ihre dunklen Augen richteten den Blick unerbittlich auf die junge blonde Frau. Xij zuckte nicht mit der Wimper. Matt gewann den Eindruck, nicht in vermatschtem Herbstlaub vor einer Ranch zu stehen, sondern in einem Boxring. Die beiden Frauen taxierten einander. Jederzeit konnte der Gong zur ersten Runde erklingen. Dann lächelte Honeybutt, ließ Xijs Hand los und fuhr sich durch die schwarzen Zöpfe. »Kommt in den Jeep. Ich fahr euch rüber. Alle erwarten euch schon. Sigur hat ein Feuer entzündet und Hedda ist seit einer Stunde am Kochen. Ich freue mich, dass ihr da seid.«
    Sie setzte sich wieder ans Steuer und fuhr die kleine Gruppe durch ein Eingangstor hindurch, über dem in Brandschrift auf einem Holzschild der Name »Buckfield Ranch« prangte. Vor einem nachträglich angebauten Gebäudeteil stellte sie den Jeep ab.
    Sie folgten ihr in das große hölzerne Haupthaus und in ein gemütliches Wohnzimmer. Ein Junge lief ihnen entgegen, starrte Matt mit großen Augen an und zog sich wieder zurück.
    Honeybutt lachte. »Samuel Aiko ist allen Fremden gegenüber misstrauisch. Seine Zurückhaltung hat er sicher von seinem Vater. Von mir kann sie kaum kommen.«
    Matt nickte und sagte nichts dazu. Wieder stieg in ihm das Bild seiner toten Tochter Ann auf. Es fühlte sich falsch an, sich von Sigur Bosh begrüßen zu lassen. Falsch, dieses Kind zu sehen, dass Honeybutt noch immer »Baby Aiko« nannte, obwohl es schon lange kein Baby mehr war, sondern mindestens drei Jahre alt. Wäre Ann hier, sie hätte mit ihm Fangen spielen können, so schnell flitzte es durch die Räume.
    Xij stieß ihm in die Seite. »Hör auf. Du hast schon wieder diesen Tunnelblick, der durch alles hindurch auf die Vergangenheit zieht. Lass endlich mal los. Die Leute sind nett, und riech nur das gegrillte Fleisch. Außerdem duftet es nach Honigkuchen. Keiner kann so miese Laune haben wie du, wenn es nach Honigkuchen riecht, okay?«
    Matt schüttelte ungläubig den Kopf. »Du kannst nicht schon wieder Hunger haben. Du hast mindestens einen Zentner Kekse im Weißen Haus verdrückt.«
    Xij Hamlet hob die Schultern. »Viele Leben, viel Appetit.« Sie ließ sich auf eine abgewetzte Couch fallen und griff nach einem klobigen Schokoladenstück auf einer Metallplatte. Dann begann sie munter ein Gespräch mit ihrem Sitznachbarn, einem ehemaligen Gleiterpiloten mit angeschwollenem Knie, der sich als Walter Buckfield vorstellte. Ihm gehörte die Ranch. Seine redselige und sehr sympathische Frau Hedda brachte mehrere Weinkrüge herbei. Black bediente sich großzügig und verstrickte sie in ein Gespräch über die letzte Ernte. Nun trat auch Sigur Bosh ein. Der ehemalige Kapitän der EUSEBIA begrüßte Mister Black mit dem ihm typischen Respekt, ehe er Matt über die Erlebnisse der letzten Zeit ausfragte.
    Matt seufzte kaum hörbar. Ihm war überhaupt nicht nach nettem Geplauder und Zeitvertreib. Er wäre gern sofort aufgebrochen, doch der Retrologenmarkt öffnete ohnehin erst am nächsten Morgen seine Pforten. Mit einiger Anstrengung würde es ihm vielleicht gelingen, nicht ständig an seine tote Tochter zu denken und sich zu entspannen. Er saß in einem warmen Wohnraum, bei gutem Essen und Trinken unter Freunden. Wer wusste schon, wann er das nächste Mal so viel Glück haben würde?
    ***
    Er träumte viel und heftig.
    Ur’gon sah sich von einem dichten und düsteren Kelpwald umgeben, in dem die aufgedunsenen und faulenden Leichen Hunderter Hydriten in der leichten Brandung hin und her wogten. Irgendwo zwischen den Stängeln und Blättern der hohen

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