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3096 Tage

3096 Tage

Titel: 3096 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natascha Kampusch
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an diesem Ostersonntag mit einem Schlag zerschmettert. Ich weinte und flehte ihn an, mich gehen zu lassen. »Ich habe doch das ganze Leben noch vor mir, du kannst mich nicht hier einsperren: Was ist mit der Schule, was ist mit meinen Eltern?« Ich schwor bei Gott und allem, was mir heilig war, dass ich ihn nicht verraten würde. Doch er glaubte mir nicht - ich würde draußen den Schwur nur allzu schnell vergessen oder dem Druck der Polizei nicht standhalten können. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass er doch auch nicht den Rest seines Lebens mit einem Verbrechensopfer im Keller verbringen wollte, und flehte ihn an, mich mit verbundenen Augen weit weg zu bringen - ich würde das Haus ja nicht wiederfinden und hatte keinen Namen, der die Polizei zu ihm fuhren würde. Ich schmiedete sogar Fluchtpläne für ihn. Er könne sich doch ins Ausland absetzen, das Leben in einem anderen Land sei doch allemal besser, als mich für immer im Verlies einzusperren und für mich sorgen zu müssen.
    Ich wimmerte, bettelte und fing irgendwann an zu schreien. »Die Polizei wird mich finden! Und dann werden sie dich einsperren. Oder erschießen! Und wenn nicht, dann werden mich meine Eltern finden!« Meine Stimme überschlug sich.
    Priklopil blieb ganz ruhig. »Die interessieren sich nicht für dich, hast du das schon vergessen? Und wenn sie doch hier auftauchen, bringe ich sie um.« Dann ging er rückwärts aus dem Verlies und schloss von außen die Tür.
    Ich war allein.
     
    Erst zehn Jahre später, zwei lange Jahre nach meiner Selbstbefreiung und im Zuge eines Polizeiskandals rund um Ermittlungsfehler und deren Vertuschung, sollte ich erfahren, dass ich in jenen Osterfeiertagen, ohne es zu wissen, ein zweites Mal ganz knapp vor meiner Rettung stand. Am Osterdienstag, dem 14. April, veröffentlichte die Polizei einen weiteren Hinweis. Zeugen hatten angegeben, einen Kastenwagen mit verdunkelten Scheiben am Morgen meiner Entführung in der Nähe meiner Siedlung gesehen zu haben. Das Kennzeichen verwies auf Gänserdorf.
    Einen zweiten Hinweis veröffentlichte die Polizei hingegen nicht. Ebenfalls am 14. April hatte ein Hundeführer der Wiener Polizei bei einer Polizeistation angerufen. Der diensthabende Beamte nahm im Wortlaut folgende Anzeige auf (Fehler im Original):
     
    Am 14. 04. 1998, um 14:45 Uhr, ruft ha. eine unbekannte männliche Person an und teilt folgenden Sachverhalt mit:
    Betreffend der Fahndung nach dem weißen Kastenwagen mit dunklen Scheiben im bezirk Gänserndorf in Bezug zur Abgängigkeit der Kampusch Natasche gibt es in Strasshof/Nordbahn eine Person, welche mit dem verschwinden in Zusammenhang stehen könnte und auch in besitz eines weißen kastenwagens Marke Mercedes mit abgedunkelten Scheiben ist. Dieser Mann sei ein sogenannter »Eigenbrötler«, welcher mit seiner Umwelt extreme Schwierigkeiten habe und Kontaktprobleme habe. Er soll gemeinsam mit seiner Mutter in Straßhof/Nordbahn, Heinestraße 60 (Einfamilienhaus) wohnen, welches jedoch elektronisch voll abgesichert sei. Auch soll der Mann eventuell Waffen zu Hause haben. Vor dem Areal Heinestraße 60 sei ögfters sein weißer kastenwagen, Marke Mercedes, Kennzeichen unbekannt, mit seitlich und hinten total abgedunkelten Scheiben stehen. Dieser Mann sei früher bei der Fa. SIEMENS als Nachrichtenelektroniker beschäftigt gewesen und könnte dies auch jetzt noch sein. Eventuell lebt der Mann mit seiner betagten Mutter in diesem haus und soll er einen hang zu »Kindern« in Bezug auf seine Sexualität haben, ob er diesbezüglich bereits vorbestraft ist, ist unbekannt.
    Der Namen des Mannes ist dem Anrufer unbekannt, ist er ihm nur aus der Nachbarschaft bekannt. Der Mann soll ca. 35 Jahre alt sein, blondes Haar haben und 175- 180cm groß sein und schlank sein. Nähere Angaben konnte der anonyme Anrufer nicht machen.

Lebendig begraben
Der Alptraum wird Wirklichkeit
    Der Eingang zum Kaninchenbau lief erst geradeaus, wie ein Tunnel und ging dann plötzlich abwärts; ehe Alice noch den Gedanken fassen konnte, sich schnell festzuhalten, fühlte sie schon, dass sie fiel, wie es schien, in einen tiefen, tiefen Brunnen. Hinunter, hinunter, hinunter! Wollte denn der Fall nie endigen? (...)
     
    »Still, was nützt es so zu weinen!«, sagte Alice ganz böse zu sich selbst; »ich rathe dir, den Augenblick aufzuhören!« Sie gab sich ofi sehr guten Rath (obgleich sie ihn selten befolgte), und manchmal schalt sie sich selbst so strenge, daß sie sich zum Weinen brachte;

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