31 - Und Friede auf Erden
zu können. Er brachte hierbei den Gedanken an einen Ausflug wieder in Anregung und holte Mary Waller, um diesen seinen Vorschlag von ihr unterstützen zu lassen. Sie sah sehr angegriffen, aber doch nicht körperlich leidend aus und freute sich, als wir den Entschluß faßten, für eine Woche oder auch noch etwas länger hinüber nach den Nikobareninseln zu dampfen, für welche wir uns noch von früher her lebhaft interessierten. Dann kehrte sie mit Tsi zu dem Kranken zurück. Wir drei aber blieben noch länger beisammen.
Ich wollte natürlich den Sejjid mitnehmen, nicht darum, weil ich ihn während dieser Spazierfahrt zu meiner persönlichen Bedienung brauchte, sondern damit er möglichst viel sehen und nützliche Erfahrungen mit heimbringen möge. Ich wollte ihn nicht ausnützen, sondern in ihm den Grund zu einer besseren Zukunft legen. Aber als ich ihm sagte, was ich beabsichtigte und daß er sich mit einzuschiffen habe, bat er mich, bleiben zu dürfen. Nach dem Grund dieses Wunsches gefragt, antwortete er:
„Wir reisen doch nach China, Sihdi, und da habe ich mich um die Sprache dieses Landes zu bekümmern, wozu ich aber unterwegs auf dem Schiff wohl keine Gelegenheit finde. Hier in Kota Radscha gibt es einige chinesische Kulis, welche englisch sprechen, und wenn ich während dieser Zeit mit ihnen verkehre, kann ich ihnen zeigen, daß es außer der deinigen und der meinigen keine weitere, ganz vollkommene Sprache gibt.“
Ich hatte nichts dagegen. Es war ja kein Unglück, wenn zu dem babylonischen Gewirr in seinem Kopf, aus welchem er aber gegebenenfalls stets das Nötige herauszufinden wußte, auch noch ein Beitrag kam, der auf ‚ing‘ und ‚eng‘ zu enden hat.
Die Vorbereitungen nahmen den nächsten Vormittag in Anspruch. Am Nachmittag gingen wir in See. Erst als wir die Küste nicht mehr sahen, kam mir ein peinigender Gedanke, den ich John mitteilte. Ich wurde aber beruhigt. Er, der ebenso gütig war, wie er umsichtig zu sein pflegte, hatte, bevor wir Kota Radscha verließen, dafür gesorgt, daß den zurückgelassenen Freunden nichts von dem fehlte, was sie voraussichtlich nötig hatten. Ich war schon früher sehr oft in der Lage gewesen, ihn in dieser Beziehung im stillen mit einer liebevoll besorgten Mutter zu vergleichen.
Wir hatten damals, als wir auf Ceylon miteinander bekannt geworden waren, auf seiner Jacht ‚Swallow‘ eine Fahrt nach den Nikobaren unternommen und dort so Interessantes erlebt, daß der Wunsch, diese Erinnerungen bei der jetzigen Gelegenheit wieder aufzufrischen, ein ganz selbstverständlicher war. Da sich aber auf diesem Ausflug nichts ereignete, was sich auf die vorliegende Erzählung bezieht, will ich nur erwähnen, daß wir, sehr von ihm befriedigt, erst nach vollen zwei Wochen wieder nach Uleh-leh zurückkehrten.
Dieses Mal gab es auf der Landungsbrücke und den in ihrer Nähe liegenden Straße mehr Leben als bei unserer ersten Ankunft. Es lagen mehrere Dampfer im Hafen, von denen einer Passagiere gelandet hatte und dafür andere zur Reise nach Batavia an Bord nahm.
Wir fuhren nicht mit der Bahn, sondern per Wagen nach Kota Radscha hinauf. Als wir ankamen, war der erste Mensch, den wir sahen, mein Sejjid Omar. Als er uns erblickte, rief er uns vor Freude überlaut entgegen:
„Hamdullillah! Ni tschi la fan la mei yo?“
Hamdullah ist arabisch und heißt ‚Gott sei Dank!‘. Das andere aber war chinesisch und heißt: „Haben Sie schon Ihren Reis gegessen?“ Eine sehr beliebte Begrüßungsformel im ganzen Reich der Mitte. Sosehr er sich freute, uns wieder zu haben, so groß war aber auch sein Verlangen, uns möglichst schnell zu zeigen, wie tief er während der verflossenen vierzehn Tage in die Sprache der Chinesen eingedrungen sei.
Wir fanden unsere Wohnungen genauso vor, wie wir sie verlassen hatten. Sie waren nicht belegt worden, obgleich es wiederholt Besuch im Kratong gegeben hatte, besonders Offiziere. Das hing wohl mit den kriegerischen Unternehmungen zusammen, von denen ich bereits gesprochen habe. Grad als sich jeder von uns in sein Zimmer begeben hatte, stellte Tsi sich ein, um uns zu begrüßen und über Waller Bericht zu erstatten.
„Er ist gerettet“, sagte er, „aber allerdings einstweilen nur erst körperlich. Und selbst da kann mein Urteil noch kein endgültiges sein. Das Ko-su hat geradezu Wunder getan; aber diese fürchterliche Krankheit pflegt schon bei gewöhnlichem Auftreten innere Zerstörungen zurückzulassen, welche später noch
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