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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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soll?“
    „Ja. Sie werden jetzt speisen. Du teilst ihnen sehr höflich mit, daß ich mit ihnen essen will, sagst aber auf keinen Fall meinen richtigen Namen, auch nicht, daß ich ein Deutscher bin, der Bücher schreibt!“
    „Gut! Das werde ich schon machen. Du weißt ja, daß du dich auf mich verlassen kannst! Aber diese fünf Pfund mag ich nicht einstecken. Heb du sie mir auf, denn bei dir ist mir das Geld lieber als bei mir!“
    Er gab mir die Münzen und ging. Es dauerte gar nicht lange, so kam er wieder, und zwar mit einem bitterbösen Gesicht.
    „Nun, was hat man gesagt?“ fragte ich.
    „Ausgelacht hat man mich, und beinahe hinausgeworfen“, zürnte er. „Ich könnte diese Inglis gleich mit beiden Fäusten prügeln, aber du weißt ja, Sihdi, daß man sich nach der Decke strecken muß!“
    Ich gab mir Mühe, bei dieser so schnell eingetroffenen Nutzanwendung nicht laut aufzulachen. Er fuhr fort:
    „Ich sagte deinen Namen nicht, sondern den, welchen du immer in das Fremdenbuch zu setzen pflegst. Ich sagte nicht, daß du ein Deutscher, sondern daß du mein Sihdi seist; das ist doch mehr, als alle Völker zusammengenommen. Ich sagte nicht, daß du Bücher schreibst, sondern daß du Gedichte machst. Das ist keine Lüge und führt, wie ich von unsern arabischen Dichtern weiß, den Menschen zur Unsterblichkeit. Und endlich sagte ich, daß dieser unsterbliche Sihdi ihnen sagen lasse, daß er heraufkommen werde, um mit ihnen zu essen.“
    Er machte eine Pause. Die Sache gab mir heimlich Spaß; er aber fügte in seinem grimmigsten Ton hinzu:
    „Da lachten sie über mich; das will ich ihnen verzeihen. Aber sie lachten auch über dich, und das kann ich ihnen nicht verzeihen! Der eine, welcher viel älter als der andere ist, sagte, wer unsterblich sei, der brauche nicht zu essen, weil der Hunger ihm ja nicht schaden könne. Und der Jüngere befahl mir, dir zu sagen, daß er in der Küche ein Essen für dich bestellen und es dir schicken lassen werde. Das beleidigte mich so, daß ich vor Ärger vergaß, mich nach der Decke zu strecken. Ich wurde auch grob und sagte ihnen, daß ich ihnen ihre fünf Pfund wiederbringen werde. Da gaben sie den Kellnern den Befehl, mich hinauszuschaffen; ich bin aber natürlich selbst gegangen. Gib mir die Goldstücke, Sihdi; ich trage sie hinauf!“
    „Nein. Du wirst sie behalten und dennoch noch einmal hinaufgehen.“
    „Das fällt mir schwer, Sihdi; aber wenn du es willst, so werde ich es tun. Was soll ich sagen?“
    „Merke dir die Worte genau! Du sagst folgendermaßen: ‚Mein Sihdi läßt Sir John Raffley und die liebe Chair-and-umbrella-pipe grüßen!‘ Hast du das verstanden?“
    „Ja: Mein Sihdi läßt Sir John Raffley und die liebe Chair-and-umbrella-pipe grüßen!“
    „Und wenn man dich fragt, woher ich ihn und sie kenne, so antwortest du: ‚Mein Sihdi war dabei, als sie auf Ceylon verlorenging und auf dem chinesischen Schiff dann wiedergefunden wurde.‘ Kannst du dir das merken?“
    Er widerholte die beiden Sätze einige Male, bis er sie sich eingeprägt hatte. Dann fragte er in bedenklichem Ton:
    „Was tu ich aber, wenn ich wieder ausgelacht oder gar hinausgeworfen werde?“
    „Das wird nicht geschehen, denn du wirst ganz im Gegenteil große Freude anrichten. Die Hauptsache ist, daß du auch wirklich hinein zu ihnen kommst, um deinen Auftrag auszuführen. Am besten ist es, du läßt dich gar nicht anmelden, sondern gehst stracks hinein, ohne dich vorher mit den Kellnern abzugeben.“
    Hierauf ging er fort. Ich sah ihm nicht nach, war aber überzeugt, daß er unterwegs einige Male stehenbleiben würde, um das, was er zu sagen hatte, für sich zu wiederholen.
    Um mein Verhalten begreiflich zu machen, muß ich auf die schon erwähnte Reiseerzählung zurückkommen, welche in Band XI meiner gesammelten Werke unter dem Titel ‚Der Girl-Robber‘ zu finden ist. Ich erzähle da von einem Erlebnis mit Raffley, welches sich auf Ceylon und seinem Küstengewässer abwickelte, und sage von diesem ‚Englishman ohne Furcht und Tadel‘ folgendes:
    „Neben mir lehnte Sir John Raffley. Er bemerkte von all den Herrlichkeiten, welche ich sah, nicht das Geringste. Die köstlichen Tinten, in denen der Himmel flimmerte und glühte, das strahlendurchblitzte Kristall der See, der erquickende Balsam der sich abkühlenden Lüfte und die bunte, interessante Bewegung auf dem vor uns liegenden Fleckchen der herrlichen Gotteswelt, sie gingen ihm verloren; sie waren ihm im höchsten Grade

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